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Das neue Philosophenportal

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Titel: Das neue Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
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ist für Gadamer Erkenntnis in gleichem
     Sinn wie die durch Theorien vermittelte Erkenntnis.
    Mit Blick auf die Antike, in der die Kunst als ein gesellschaftliches Ereignis, als rituelles Spiel in enger Verbindung zur
     Religion stand, betont Gadamer, dass Kunst eine Form der Darstellung von Wahrheit ist und nicht auf einen »Kunstgenuss« oder
     eine subjektive ästhetische Wahrnehmung reduziert werden darf. Kunst ist für Gadamer eine Form der Erkenntnis, eine Erkenntnis
     allerdings, die nie vollendet ist und in der sich Erkenntnissubjekt und Erkenntnisobjekt auf eine immer neue Art begegnen.
     Das erkennende Subjekt wird Teil eines Prozesses, in den es sich einfügt, in den es sich aber auch mit seinen eigenen geschichtlichen
     Erfahrungen einbringt. Diese, wie Gadamer sagt, »Teilhabe« an der Kunst ist »Begegnung mit einem unabgeschlossenen Geschehen
     und selbst Teil des Geschehens«. Die von Gadamer betonte enge Verwandtschaft zwischen Kunst und Spiel kann den Charakter dieser
     Erfahrung verdeutlichen: Man findet Zugang zum Spiel, indem man sich den Spielenden anschließt, also selbst Teil des Spiels
     wird.
    Dieser Prozess der unabgeschlossenen Wahrheitserfahrung, wie er in der Kunst stattfindet, hat für Gadamer beispielhaften Charakter
     und ist Vorbild für die Art von Verstehen, wie sie uns überall in den Geisteswissenschaften begegnet. Hier haben wir es durchgehend
     mit sprachlichen Texten zu tun, die in einer bestimmten geschichtlichen Situation entstanden sind, aber gleichzeitig auch
     von großer Bedeutung für jemanden sind, der sie viel später, in einer ganz anderen geschichtlichen Situation kennen lernt.
    Das »geschichtliche Bewusstsein« des Verstehenden und die »Geschichtlichkeit des Verstehens«, wie sie schon Dilthey hervorgehoben
     hatte, bilden für Gadamer den Ausgangspunkt seiner Kritik an der Aufklärung. Der Aufklärung des 18.   Jahrhunderts sei es darumgegangen, eine Vernunfterkenntnis zu fördern, die frei von Vorurteilen ist. Doch für Gadamer ist ohne Vorurteile überhaupt
     kein Verstehen möglich. Deshalb betont er ihre positive Funktion. Jedes geschichtliche Verstehen erfolgt notwendigerweise
     von bestimmten Vorurteilen aus. Hätten wir nicht bereits einen vorläufigen Begriff von einer Sache, also ein »Vor-Urteil«,
     so könnten wir uns dieser überhaupt nicht nähern. Deshalb ist für Gadamer der hermeneutische Zirkel auch keine Beschränkung,
     sondern ein notwendiges und produktives Strukturmoment des Verstehensprozesses. Von einem bestimmten historischen Standpunkt
     aus entwerfen wir im Vorgriff den Sinn der zu verstehenden Sache. Nur so erhalten wir Verstehenshinweise, die wiederum auf
     die Veränderung unserer »Vor-Urteile« zurückwirken. Verstehen wird damit zu einem unendlichen Prozess der Vermittlung von
     Vertrautheit und Fremdheit.
    Gadamer bezeichnet diesen Vermittlungsprozess immer wieder als eine Form der Kommunikation, als einen »Dialog« oder ein »Gespräch«
     zwischen dem Verstehenden und dem Text. Um einen Text zu verstehen, muss man die richtige Frage stellen, muss man herausfinden,
     auf welche Frage er eine Antwort ist. Dies wissen wir aber zunächst nicht, da wir von einem geschichtlich begrenzten »Fragehorizont«
     aus fragen, während der Text von einem ganz anderen Fragehorizont bestimmt ist. Im Gegensatz zu Dilthey glaubt Gadamer nicht,
     dass Verstehen als Nachvollziehen auf der Grundlage einer historischen Rekonstruktion möglich ist. Wir können den Horizont
     des Textes niemals genau rekonstruieren, wir können aber so lange fragen, bis sich der Horizont des Werks mit unserem eigenen
     Horizont verbinden lässt.
    Was wir normalerweise als Aneignung oder produktive Interpretation von Texten kennen, bezeichnet Gadamer in einer berühmten
     Wendung als »die im Verstehen geschehene Verschmelzung der Horizonte«. Wir verzichten dabei auf den Anspruch, eine Sache völlig
     aufklären zu wollen, und unterwerfen uns der Einsicht, dass Horizontverschmelzung ein offener, unabgeschlossener Prozess ist,
     der von jedem Verstehenden neu und auf eine neue Art vollzogen wird. In dieser Horizontverschmelzung sind auch die von der
     traditionellenHermeneutik getrennten Aspekte des Verstehens, der Auslegung und der Anwendung vereint. Horizontverschmelzung bedeutet ja,
     dass der Text für mich in einem neuen Horizont zugänglich und damit auf meine Situation anwendbar wird.
    Doch das in der Horizontverschmelzung vollzogene Verstehen ist

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