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Das neue Philosophenportal

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Titel: Das neue Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
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Freiheitsrechten der englischen Verfassung vertraut und stieß damit eine Diskussion
     an, die in Montesquieus
Vom Geist der Gesetze
einen Höhepunkt fand.
    Ein Teil der mitgebrachten Materialien floss in eine Schrift ein, die Montesquieu ebenfalls 1734 veröffentlichte:
Die Betrachtungen über die Ursachen von Größe und Niedergang der Römer
. Wenn es auch hier um Rom ging, so wussten viele zeitgenössische Leser doch, dass sie »Frankreich« verstehen mussten: Montesquieu
     legte dar, dass ein Staat, der in seinen Institutionen stagniert und in seinem Machtstreben die ihm gesetzten natürlichen
     Grenzen überschreitet, zum Untergang verurteilt ist.
    Welche politischen Systeme man unterscheiden kann, wie sie sich erhalten, negativ verändern und von welchen Faktoren ihre
     Existenz beeinflusst ist: Dies war auch das Thema des umfangreichen Werks, der großen Landkarte der politischen Kulturen,
     die nun Gestalt anzunehmen begann. Spätestens ab 1735 ist Montesquieus intensive Arbeit an seinem Hauptwerk nachweisbar.
    In Paris hielt er sich nun hauptsächlich zum Studium und zur Recherche in Bibliotheken auf. Zum Schreiben zog er sich dann
     wieder auf sein Wasserschloss La Brède zurück. Anfang der dreißiger Jahre, unmittelbar nach Abschluss der Europareise, war
     bereits das berühmte Kapitel über die Verfassung Englands entstanden. 1742 berichtet Montesquieu in einem Brief, er habe 18   Bücher, d.   h. große Kapitel, des Werks fertig gestellt. 1745 überarbeitet er das bereits Geschriebene. Immer wieder meint er, neues Material
     einarbeiten zu müssen. Im Juni 1747 beginnt er mit der Niederschrift der Bücher 28,30 und 31, die sich mit der Geschichte des römischen Rechts in Westeuropa und mit dem fränkischen Lehnrecht befassen. Zu einem
     systematischen Abschluss gelangte das Buch jeodch nie. Montesquieu hinterließ einen Torso, ein nicht ganz durchstrukturiertes
     Manuskript, das er im Frühjahr 1748 schließlich zum Satz gab.
    Die politische Philosophie der Neuzeit hatte, unter dem Einfluss der empirischen Naturforschung, Staat und Politik als eine
     gesetzmäßig wirkende und vom Menschen gestaltbare Sphäre entdeckt. Machiavelli hatte Politik als rationales Machtkalkül beschrieben,
     und der Franzose Jean Bodin hatte im 16.   Jahrhundert ebenso wie der Engländer Thomas Hobbes im 17.   Jahrhundert eine Theorie der absoluten Souveränität der Staatsmacht entwickelt. In der politischen Philosophie John Lockes
     war diese absolute Form der Herrschaft zugunsten der Rechte des Parlaments und der Bürger infrage gestellt worden.
    In
Vom Geist der Gesetze
führt Montesquieu diese aufklärerische Kritik am Absolutismus fort. Aber er knüpft auch an die Auffassung an, dass der Staat
     ein Funktionszusammenhang ist, dessen Mechanismen genauso beschrieben werden können wie Vorgänge in der Natur. Der Begriff
     »Gesetz« wird bei ihm in ausdrücklicher Analogie zu naturwissenschaftlichen Gesetzen verwendet. Ein Gesetz ist keine willkürliche
     Vorschrift, sondern Ausdruck für eine konstante, vernunftgeleitete Beziehung zwischen Mensch und Umwelt. Dadurch, dass er
     die soziale Umwelt, die Gesellschaft, die Welt des Rechts und die Welt der Politik als ebenso gesetzmäßig begreift wie die
     natürliche Umwelt und in ihr einen eigenständigen Untersuchungsbereich entdeckt, wird er zu einem der Väter der Soziologie
     als eigenständiger Wissenschaft.
    Doch die vernunftgeleiteten Gesetze des sozialen Zusammenlebens können nicht im gleichen Sinne vorausgesetzt werden wie naturwissenschaftliche
     Gesetze. Es gibt gute und schlechte Gesetze ebenso wie bessere und schlechtere Verfassungen, denn die Menschen sind – anders
     als die Natur – irrtumsanfällig. Dennoch hält Montesquieu an der Auffassung fest, die schon Aristoteles, einer der Großen
     der politischen Philosophie der Antike, geäußert hatte: dassnämlich die staatliche Gemeinschaft eine natürliche Form des Zusammenlebens der Menschen ist.
    Demgegenüber hatte einige Jahrzehnte zuvor der Engländer Thomas Hobbes in seinem
Leviathan
behauptet, der Staat sei ein künstliches, ganz dem Willen und den Planungen der Menschen unterworfenes Gebilde. Hobbes hatte
     die Idee des sogenannten »Naturzustands« in die Philosophie eingeführt, des Zustands also, in dem die Menschen sich befinden,
     bevor sie sich in einem Gesellschaftsvertrag zu einem Gemeinwesen zusammenschließen. In einem solchen Zustand herrscht nach
     Hobbes ein Krieg aller gegen

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