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Das neue Philosophenportal

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Titel: Das neue Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
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sollte.
    Nicht zufällig entfaltete
Der Untergang des Abendlandes
eine internationale Wirkung. Ortega y Gasset übersetzte Spengler ins Spanische und benutzte dessen Zivilisationskritik in
     seinem Hauptwerk
Der Aufstand der Massen
. André Malreaux war ebenso ein Spengler-Verehrer wie Thomas Mann. Selbst einer der Köpfe der neomarxistischen Frankfurter
     Schule, Theodor W.   Adorno, lobte Spenglers Gegenwartsanalyse und fand Gemeinsamkeiten mit seinem eigenen Kulturpessimismus.
    Vor allem aber haben die großen Geschichtsdenker des 20.   Jahrhunderts von Spengler maßgebliche Impulse erhalten. Arnold Toynbees
Gang der Weltgeschichte
ist ebenso von der Spengler-Lektüre geprägt wie Samuel Huntingtons
Kampf der Kulturen
. Gerade den Leser, der die eigene Kultur mit der Weltkultur verwechselt, zwingt Spengler zu schmerzlichen Einsichten: Jede
     Kultur ist im globalen Rahmen nur ein endliches, peripheres und gleichzeitig einmaliges Ereignis – vielleicht aber deshalb
     genauso faszinierend und attraktiv wie jener blaue Planet, den die Astronauten vom Weltraum aus beobachten.
     
    Ausgabe:
    Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte. München: Deutscher Taschenbuch
     Verlag 1997 (Neuauflage).

Die Heilige Schrift des Existentialismus
    Jean-Paul Sartre: Das Sein und das Nichts (1943)
    Metropolen wie London, Paris oder New York werden immer wieder zum Treffpunkt avantgardistischer Künstler, Schriftsteller
     und Musiker, die nicht nur durch ihre Werke, sondern auch durch ihr öffentliches Auftreten ein neues Zeitgefühl und einen
     neuen Lebensstil prägen. Auch die Philosophie kann Teil einer solchen »Szene« sein. Dass sie allerdings zum geistigen Mittelpunkt
     einer urbanen Avantgarde wird, ist sehr selten.
    Genau dies geschah nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in den Pariser Intellektuellenvierteln am linken Seine-Ufer. Im Rausch
     der Befreiung und des geistigen Aufbruchs war es die Philosophie des Existentialismus, die die Diskussionen in den Pariser
     Cafés beherrschte. Die jungen Damen, die sich im Stil von Juliette Greco ganz in Schwarz kleideten und sich die Zigarettenspitze
     schräg in den Mund steckten, waren vom existentialistischen Virus ebenso angesteckt wie jene, die sich in den Pariser Jazzklubs
     von der Gitarre Django Reinhardts oder der Trompete Boris Vians inspirieren ließen. Eine neue rebellische Literatur entstand:
     Albert Camus war aus dem algerischen Oran gekommen, Emile Cioran aus Bukarest und Jean Genet, der poète maudit der Szene,
     hatte gerade eine seiner vielen Gefängnisstrafen hinter sich.
    Der Existentialismus von Saint-Germain-des-Prés eroberte von Paris aus die Verlage, Kaffeehäuser und Universitäten der westlichen
     Welt. Sein Chefdenker und Oberpriester war Jean-Paul Sartre, ein klein gewachsener schielender Kettenraucher, der zusammen
     mit seiner Freundin Simone de Beauvoir im Café Flore Hof hielt. Sartre hatte nicht nur den Sprung vom provinziellen Philosophielehrerzum intellektuellen Guru von Paris geschafft. Er hatte auch bereits während des Krieges ein mehr als tausendseitiges philosophisches
     Werk vorgelegt, das zur Heiligen Schrift des Existentialismus wurde:
Das Sein und das Nichts
, ein Text, der sich auf den Höhen einer sprachlich sehr komplexen philosophischen Reflexion bewegt, aber auch immer wieder
     in die Täler des alltäglichen Lebens hinabsteigt.
    Es war ein Buch, das die Freiheit des Menschen, zugleich aber auch seine Verlorenheit in einem sinnlosen Universum offen legte.
     Sartres Appell an den Menschen, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und die Sinnlosigkeit durch einen eigenen
     Sinnentwurf zu überwinden, hatte große Attraktivität für viele, die sich von den totalitären Weltanschauungen abkehrten, aber
     auch in der christlichen Weltdeutung keine geistige Heimat mehr fanden.
Das Sein und das Nichts
entfaltete eine Diesseitsreligion der Freiheit in einer Welt ohne Gott.
    Niemand hatte Sartres ungeheure öffentliche Wirkung voraussehen können. Denn der junge Jean-Paul war, wie er selbst in seiner
     autobiografischen Schrift
Die Wörter
detailliert schildert, ein Einzelgänger, der sich die Welt über das Medium der Literatur aneignete. Im Gegensatz zu vielen
     anderen Philosophen, bei denen eine stürmische erste einer eher ruhigen, der Arbeit gewidmeten zweiten Lebensphase gegenübersteht,
     lebte der junge Sartre zurückgezogen und in seine Bücher vergraben. Erst im

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