Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
Vom Netzwerk:
aus ihrer intimen Kenntnis der Unternehmensstrukturen, dass etwas Neues im Unternehmen auf Ablehnung stoßen wird – und sie wissen aus langer Erfahrung, dass sie selbst deshalb nicht mitmachen sollten, weil ihr Mitwirken verschwendete Zeit wäre. Innovatoren werden in Unternehmen oft angefeindet. »Ihr nervt! Es geht doch nicht! Wir wissen das aus Erfahrung.« Auch das gilt es zu verstehen.
    Das Schlimmste, was ein Innovator da tun kann, ist das beleidigte oder verachtende Zurückzucken. Seine Idee trifft doch ganz natürlich auf viele Barrieren und Resistenzen, die er verstehen muss. Aber so, wie er für einen Feind gehalten wird, beginnt er selbst, die Andersdenkenden für seine Feinde zu halten,
gegen
die er kämpfen muss. Dabei sind es einfach Resistenzen von CloseMinds und Antagonisten, die es praktisch immer gibt. Die Haltung, Andersdenkende für Feinde zu halten, ist weitverbreitet – sie ist einfach Ausdruck einer neurotischen Innenresistenz gegen Einflüsse von außen.
    Immer, wenn ich die Schlossanlage in Schwetzingen in der weiteren Umgebung von Heidelberg besuche, erschauere ich vor einer Inschrift in der Moschee im Schlossgarten: »Der Thor hält Rat für Feindschaft.«
    Der »Thor« hat ein inneres Immunsystem, das auf Kritik nicht in der Sache reagiert, sondern den Kritiker als seinen Feind möglichst aus seinem Gesichtskreis entfernt.
    Wenn ein Innovator sich in diesem Sinne als Thor zeigt, ist eigentlich schon alles verloren. Er soll doch die Immunsysteme aufbrechen und verändern! Er soll nicht alles gleich zu Beginn zerstören, indem er selbst durch seine eigenen Immunsysteme erhebliche Störungen erzeugt.
    Ich selbst werde so oft von Gründern nach meiner Meinung zu ihrem neuen Service oder Produkt befragt. Meist haben die Gründer alle diese Hindernisse, die ich im Verlauf dieses Buches zeigen will, nicht aus ihrem eigentlichen Grund heraus verstanden. Sie wissen meist nicht, wie Kunden denken, wie der Markt reagiert, sie können ihre Erfindung nicht einleuchtend darstellen oder gar attraktiv erscheinen lassen, sie wissen nicht, wer genau das alles kaufen soll und wie viel es kosten soll. Dann weise ich sie möglichst schonend auf die absolut gähnenden Lücken hin. Ich zeige ihnen den Abgrund, vor dem sie stehen und über den sie springen sollen. Meist muss ich leider sagen: »Ich verstehe gar nicht,
was
Sie überhaupt verkaufen.« Denn meistens steht im neuen Flyer nur, dass das neue Produkt die Welt verbessern wird, sonst nichts! Und die entgegengesetzte schlimme Variante ist es, so technisch wie in einer wissenschaftlichen Zeitschrift zu argumentieren. Es klingt wie »heiße Luft« oder sieht aus wie »unverständliche Tüftelei«. Und dann würde ich mir wünschen, die Innovatoren, die meinen Rat haben wollen, würden ab und zu einmal »Aha« sagen und zuhören. Ich muss nicht recht haben, aber ich habe doch wohl hörenswerte Argumente. Ich vernehme aber allzu oft am anderen Ende der Leitung ein stilles Stöhnen – es klingt wie »Dueck ist auch dagegen«. Dann verteidigen sie zäh ihre Idee und erklären mir, dass sie schon lange daran gearbeitet haben und es in der derzeitigen Form sehr gut finden. Ich frage: »Haben Sie schon anderswo Resonanz? Haben Sie Investoren gewonnen? Etwas verkauft?« Antwort: »Ich werde hin und her geschoben, keiner hört mir zu.« Und dann versuche ich zu erklären, dass es
gerade dann
doch wohl an der Zeit wäre, den anderen zuzuhören … »Na, Sie wimmeln mich ja jetzt auch ab. Was soll das heißen, man versteht es nicht, was ich will. Als wenn sich alle gegen mich verschworen hätten. Ich darf irgendwie nicht in die entscheidenden Zirkel.« Und ein wenig später lege ich traurig auf. Der Thor hält Rat für Feindschaft.
    Geben Sie einmal einem von Scheidung Bedrohten einen Rat. Er nimmt ihn nicht an, er will nur Tröstung. Deshalb sollte man ihn trösten und ihm keinen Rat geben. Wenn ein Übergewichtiger klagt oder ein Raucher über seine kranke Lunge stöhnt, will er Trost, keine Entzugsvorschläge. Wenn jemand zaghaft zu mir kommt und andeutet, Manager werden zu wollen, will er Zustimmung, keinen Rat. Wennalle diese Leute einen Rat bekommen, werden sie böse und halten uns Ratgeber für Feinde. »Du bist auch gegen mich!« Was können wir tun? Vielleicht trösten. Das löst die Spannung für den Moment. Aber der Trostsuchende bleibt weiterhin in sein Problem verstrickt – das ist sein Schicksal und sein Teufelskreis. Bei Innovationen ist es anders

Weitere Kostenlose Bücher