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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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nichts. Genau das hat der Erfinder aber erwartet und scheitert deshalb. Er wird alle Aufgaben erledigen, mit einem Flyer zurückkommen und dann eventuell als Antwort bekommen, dass es gerade
grundsätzlich
kein Geld im Management für »so etwas« gäbe. Das geschieht dann aber erst drei oder vier Monate nach dem ersten Meeting. Es ist bereits so viel Zeit verloren gegangen, dass man fürchten muss, andere Erfinder anderswo könnten schneller sein.
    Der Flyer oder das kleine Ideenprospekt muss bei größeren Unternehmen als offizielle Drucksache in Absprache mit der Marketingabteilung erstellt werden. Diese Abteilung ist ausschließlich befugt, offizielles Material zu verfassen. Das wird ein besonderes Drama für den Innovator. Seine Idee wird im Werbetext verwaschen formuliert,aus seiner Sicht vollkommen deformiert, sie klingt keimfrei und universell so: »Tourenplanung ist der entscheidende Schritt für ein Unternehmen, noch effizienter zu werden. Sparen Sie Millionen durch eine professionelle Lösung, die wir demnächst am Markt als Erster anbieten werden. Sind Sie schon interessiert, Referenzpartner zu werden? Rufen Sie an! Hier: Marketingtelefonnummer.« Ich habe jetzt ein bisschen übertrieben, um den folgenden Punkt überdramatisch herauszuarbeiten. Es gibt folgende Reaktionen auf den Flyer:
Erfinder:
»Es sieht sehr schön aus, ich verteile es. Mich bedrückt, dass es gleich Millionen sparen soll, das stimmt ja nicht, aber alle sagen, Flyer müssen so sein. Ich bin auch enttäuscht, dass ich den Marketingleuten einen vollen Tag lang erklärt habe, worum es genau geht, und nun sehe ich eigentlich nur, dass sie in einem schon als Textbaustein existierenden Flyer zu Wissensmanagement nur das Wort Wissensmanagement durch Tourenplanung ersetzt haben.«
Marketing:
»Wir haben den Flyerausstoß in diesem Monat deutlich gesteigert und zur Erhöhung des Unternehmenswertes beigetragen.«
Manager des Erfinders:
»Na sehen Sie, das sieht schon gut aus. Nun ist es endlich konkret. Jetzt weiß ich, dass wir über Millionen sprechen, warum haben Sie das nicht in der Präsentation erwähnt? Sie haben mir vorher auch nicht gesagt, dass Sie schon Kunden suchen! Da könnten wir die Quoten erhöhen. Bitte präsentieren Sie demnächst nochmals und berichten Sie von Ihren Erfolgen.«
    Wie gesagt, es ist überspitzt dargestellt – und Sie merken am galligen Sarkasmus, dass ich meine Frustrationsrunden aus meinem früheren Innovatorendasein noch tief in mir sitzen habe. Im Ganzen will ich mit diesem Abschnitt sagen: Managermeetings sind Orte, wo alles Dasein im Unternehmen in einen guten geölten Geschäftsablauf geordnet wird. Alles fließt langsam dahin. Der Erfinder bekommt im Meeting selten Hilfe – nein, er wird in diesen langsamen Strom eingefügt und schwimmt nun sauber geordnet im Geschäftsprozess mit. Damit ist er vom Immunsystem erfasst worden und wahrscheinlich schon gescheitert. Es ist nicht so, dass die Manager gegen die Innovation sind, aber sie denken eben fast ausschließlich in Abläufen, innerhalb derer sie abund zu Entscheidungen zu treffen haben, so wie ein Diskothek-Türsteher. Die eine darf rein, der andere nicht. Wer dort fragt, bekommt eine Entscheidung als Antwort.
    Bitte gehen Sie gedanklich nochmals an den Punkt im Buch zurück, wo ich Gifford Pinchot mit seinem eindringlichen Rat zitiert habe: »Work underground as long as you can.«
    Nehmen Sie nur an solchen Managermeetings teil, zu denen sie unbedingt hingehen müssen und nur zu dem einen einzigen Zweck, glatt durchgewunken zu werden. Bitte fragen Sie nicht nach echten Entscheidungen, bitten Sie nicht um Hilfe. All das Notwendige müssen Sie in Einzelgesprächen erreichen – quasi hinter der Bühne. Auf der Bühne wird das Stück nur aufgeführt, ich bitte Sie! Das Stück wird aber nicht auf der Bühne verfasst.
    Der richtige Innovator geht erst dann auf die Bühne des Managermeetings, wenn alles schon in seinem Sinne beschlossen worden ist und nur noch verkündet werden soll. Dann führt ihn ein höherer Manager ein: »Ich habe Frau XY gebeten, dieses neue Geschäftsgebiet voranzutreiben.« Das ist im Sinne des Managements »strukturiert und konkret«. Die Arbeit des Innovators ist dann schon getan. Wie das im Einzelnen geht, bespreche ich aber erst nach den vielen Hinweisen auf die Fallen, die dem Innovator gestellt werden.
Konferenzbeiträge und Heiße-Luft-Resistenz
    Der Innovator kann versuchen, seine Ideen auf Konferenzen vorzutragen, wo sich

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