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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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die Visionäre treffen und austauschen. Von dort kann er wieder viel mitnehmen und lernen. Er nimmt an den neuesten Fortschritten auf seinem Gebiet teil. Er besucht Stände vieler anderer Unternehmen und kann sich informieren. Er selbst kann seine Prototypen auf einem eigenen Stand vorstellen und seine mitgebrachten Flyer in großen Massen verteilen, wozu er viele drucken lässt.
    Messestände und Präsentationen sind so gut wie das Feedback, dass Sie bekommen. Sie können ein Gefühl dafür bekommen, was andere Menschen von Ihrer Idee halten. Sie können Stände von Wettbewerbernanschauen, um mitzubekommen, wie weit die anderen sind. Das ist sehr wertvoll, wenn Sie die ganze Anstrengung unter diesem Gesichtspunkt sehen und auch so unternehmen. Sie müssen aber wissen, was all die anderen auf den Konferenzen tun und warum.
    Konferenzen verbreiten nur Positives und Neues, sonst ginge ja keiner hin. Die Agenda einer Konferenz bietet ein Potpourri aus
Visionen:
»Wo geht die Reise hin?«
Erfahrungen:
»Wie ich selbst diese konkrete Neuerung einführte und jetzt glücklich bin.«
Anti-Erfahrungen:
»Welche Fehler man vermeiden muss und wie das leicht geht.«
Workshops:
»Wir trainieren die erste Handgriffe (»hands-on«), und schon nach wenigen Stunden haben Sie einen reichen eigenen Erfahrungsschatz …«
Verkaufsstände:
»Bitte schauen Sie alles schnell an und sehen Sie, wie toll das ist – danach geben Sie uns unbedingt eine Visitenkarte (dafür bekommen Sie eine Rolle Pfefferminz, einen Prunkbilligstkuli oder einen Dopsball) und vereinbaren einen individuellen Termin mit uns; im Minimum bekommen Sie jetzt lebenslänglich Werbung, weil wir Sie auf unseren VIP-Verteiler setzen.« Das Ganze heißt im Jargon »Lead Generation«.
Sponsorenwerbung.
    Die Sponsoren finanzieren einen erheblichen Teil der Veranstaltung. Dafür dürfen sie Stände aufstellen, und sie bekommen in der Regel einen Redeslot, dürfen also einen Redebeitrag auf der Konferenz beliebig bestimmen. Die Aussteller bezahlen die Stände, die Teilnehmer die Konferenzgebühr, vielleicht der Staat ein bisschen Unterstützung, sodass dann ein Minister schirmherrschaftlich die Konferenz eröffnet. Bei Wahlen kommen Minister auch grundlos. Die meisten Vorträge werden also vom Unternehmen des Redners bezahlt, damit dieser Marketing macht – für sein Unternehmen oder für das Produkt, dessen Verwendung er erklärt. Es ergibt keinen Sinn, in Reden Produkte zu erklären, die schon jeder kauft. Eine Rede, die eine Einführung in das SAP-Programm oder in Word bietet, ist deplatziert. Ganz klar: In den von Firmen bezahlten Konferenzbeiträgen werden brandneue Produkte erklärt. Aber welche?
    Am besten solche, die bisher kaum ein Kunde gekauft hat und für die noch keine konkreten Anwendererfahrungen vorliegen. Man sucht sich dann einen Protagonistenkunden, der ein bisschen mit dem neuen Produkt gratis herumprobieren durfte und verkauft seine Rede darüber als »Referenzkundenerfolgsbericht nach jahrelanger Zufriedenheit«.
    In Wirklichkeit gibt es noch keine richtigen Erfahrungen, sondern meist nur das Ankündigen von Erstversuchen. Sie merken das an Redefiguren wie »Wir sind da noch am Anfang.« Oder: »Wir haben das Produkt jetzt seit gestern in Betrieb und müssen noch sehen, ob sich nun wirklich die Einsparungen realisieren lassen, die man uns versprochen hat und die wir leider unserem Boss weiterversprechen mussten.« Oder: »Wir versprechen uns sehr viel vom neuen Servicemodell, möchten aber keine konkreten Zahlen nennen. Die haben wir zwar, aber wir denken, dass wir noch einige Zeit lang geheim arbeiten sollten, um uns einen großen Vorsprung zu erobern.«
    In diesem Sinne sind die meisten Konferenzen an einem Schnittpunkt zwischen den Early Adopters und den OpenMinds angesiedelt. Die Early Adopters haben die neuen Produkte schon in Gebrauch, verfügen aber noch nicht über Langzeiterfahrungen und wissen auch nicht, welche Beeinträchtigungen dadurch entstehen und wie damit umgegangen wird. Die Fragen der OpenMinds wie »Was nützt es genau? Ist es sicher? Ist es leicht bedienbar? Es gibt doch keine Folgeschäden und Nebenwirkungen?« können noch nicht überzeugend beantwortet werden. Wer Zweifel daran äußert, bekommt im Gegenzug sofort einen Vertreterbesuch angeboten, damit alles persönlich besprochen werden kann.
    Die Early Adopter der Unternehmen kommen als Teilnehmer, um Inspirationen zu suchen und schon im Vorfeld zu beschließen, was sie

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