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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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genau kennen, er weiß, was die Chefs erwarten, wie sie denken und wen sie für vertrauenswürdig halten. Er wird einer der ihren, der Höheren. Damit er das werden kann, gab man ihm zum Teil diesen Job. Einen echten Erfolg hatte man gar nicht erwartet, es hatten ja auch andere nichts ausrichten können. Es ist nicht seine Schuld, weil bisher ja alle vor ihm auch scheiterten.
    Ich will Ihnen an diesem oft zu beobachtenden Verlauf darstellen, wie stark die Resistenz im Unternehmen ist. Es will sich eigentlich selbst aufraffen, aber kann sich nichts vorstellen, was nicht nach üblichen Managementgrundsätzen geschieht. Es ernennt einen VP, verlangt rasche Erfolge von ihm, lenkt ihn durch »Incentives« (seine Karriere) vom Eigentlichen ab und verfällt wieder in die alten Fehler, die zwar zum emsigen Beschäftigen mit Innovation führen, aber ein weiteres Mal nur PowerPoints erzielen.
    Die gleichen rituellen Abstoßungen finden in weitergehenden Formen statt. Firmen gründen Forschungszentren (und stellen Erfinder ein), danach werden sie ungeduldig, weil keine Innovationen entstehen. Die Forschungszentren werden nun alle paar Wochen überprüft, ob sie ihre Erfindungen verkaufen. Die klagen wiederum, sie würden kaum zum Kunden mitgenommen … Diese Seite hatte ich schon beleuchtet.
    Unternehmen, die dieses erfolglose Spiel mit Forschungszentren leid sind, versuchen es mit dem Aufkaufen von innovativen Firmen. Das misslingt wieder – nicht immer, aber es lohnt sich statistisch gesehen nicht. Die Manager erklären das rätselhafte Scheitern so: »Die Kulturen passten nicht zusammen. Es war schwer, die neue aufgekaufte Firma in unser Unternehmen zu integrieren. In einer kleinenFirma kann vieles erlaubt sein, was in einem großen wie dem unseren geregelt werden muss. Da mussten wir am Schluss einigen Druck ausüben – lassen Sie mich das so andeutungsvoll anmerken, aber das führte dazu, dass die besten Innovatoren der übernommenen Firma unser Unternehmen verließen. Danach wurde das Klima wieder ruhiger, weil wir endlich unsere Vorstellungen von Unternehmenskultur durchsetzen konnten. Es wurde dann wieder hart gearbeitet. Trotzdem bleiben die erhofften Ergebnisse hinter den gesteckten Zielen zurück. Die verbliebenen Gründer des akquirierten Unternehmens sahen nun keine Chance mehr, noch ihren Integrationsbonus für den Erfolgsfall zu verdienen und verließen uns ebenfalls. Ab jetzt lief das Unternehmen endgültig so, wie wir es bei uns gewohnt sind. Aber es ist wie verhext, es gelingt immer noch nicht. Die übernommenen Mitarbeiter enttäuschen uns, als ob sie keine Lust hätten, sich für uns einzusetzen.«
    Wieder wird über den Weg der Managementprozesse das Immunsystem aktiviert. Es lässt eine andere Kultur nicht zu. Die Hauptvertreter der innovativen Kultur sind eben die Unternehmensgründer und die tragenden Experten, sie laufen weg, weil das Immunsystem des aufkaufenden Unternehmens sie oder besser ihre Freiheit nicht leiden kann. Im Kern sind die »Kreativen« die Hauptstütze eines aufstrebenden innovativen Unternehmens. Sie werden hier wie Helden geachtet, sie sind hochanerkannte Beta-Tiere und können sich wie kleine Nobelpreisträger oder Jedi-Ritter fühlen, die die Stütze des Königs sind.
    In dem Augenblick aber, indem ihr Unternehmen aufgekauft wird, müssen sie plötzlich ihre neuen Ideen in einen Genehmigungsprozess des aufkaufenden Unternehmens einbringen und dürfen sie nicht gleich eigenständig umsetzen (das aufkaufende Unternehmen sagt »selbstherrlich umsetzen«). Dadurch werden die Beta-Tiere sofort in die Omega-Position gedrängt. Das mögen die einstigen Heroen nicht und gehen dahin, wo sie wieder Hero sein können. Wenn Sie sich das aufgekaufte Unternehmen wie ein in den großen Körper eingepflanztes Organ vorstellen, dann wächst das neue Organ nur teilweise an, die kreativen Teile stößt der Körper ab, nur der Rest wird angenommen und assimiliert.
    Viele geflohene Kreative und Innovative denken bei diesem »Integrationsprozess« während einer Akquisition an die Borg bei
Star Trek,
die jedes Wesen im All, das sie antreffen, »assimilieren«. »Du bist assimiliert! Widerstand ist zwecklos!« Oder im Original:
»You will be assimilated. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile.«
    Das ist
genau
das Innengefühl der Innovativen, wenn sie sich der fremden Kultur des strukturierten Managements fügen sollen. Sie fühlen, dass sie von etwas Mächtigem assimiliert

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