Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen
Diagnose,
verordnen eine Therapie (»Erreichen Sie den Soll-Zustand«) und
begleiten die »Execution«, nämlich den Weg zum Soll-Zustand.
Wenn Sie zum Arzt gehen, wissen Sie ja meistens schon, woran Sie leiden. Der Arzt untersucht Sie, um ganz sicherzugehen, das ist aber eigentlich unnötig, es macht sie ärgerlich und nervös. Wenn der Arzt andere Erkenntnisse bei der Untersuchung erzielt als Sie selbst, werden Sie eher böse und streiten, bevor Sie einen weiteren Arzt aufsuchen. Schließlich stellt der Arzt eine Diagnose (wahrscheinlich die, die Sie sich denken konnten) und verordnet eine Therapie. An die dachten Sie auch schon, wollten aber nicht einfach so ohne ärztlichen Rat mühsam selbst anfangen, nachhaltig gesund zu leben. Der Arzt zeigt Ihnen Beispiele von Supermenschen aus ihrer Umgebung, die sich an die Therapie gehalten haben und noch halten und total gesund aussehen. Das gibt Ihnen Hoffnung und Energie für die lange Therapie, die Ihnen nun bevorsteht. Nun geht es los, die ersten beiden Tage üben Sie gymnastisch und trinken die vier Liter Wasser, dann tun es drei Liter auch, weil sie die Gymnastik einmal einen Tag vergessen mussten – wegen der Party …
Genauso ist es mit dem Unternehmen und den Beratern. Die erfassen zuerst den Ist-Zustand. Den kennt das Unternehmen schon selbst, sieht ihn aber längst nicht so dramatisch schlimm wie die Berater, deshalb ist das Unternehmen so böse wie ein Patient, der vom Arzt Besorgniserregendes erfährt. Die Berater stellen schließlich eine Diagnose, die lautet »zu wenig Innovation«. Sie zeigen leuchtende Beispiele von Unternehmen und Unternehmern, die totalen Erfolg mit Innovationenerringen. Dann verordnen sie eine Therapie: Erreiche den Soll-Zustand »mehr Innovation«! Sie begleiten die Behandlung des Unternehmens bis zum Erreichen des Soll-Zustands. Nun muss das Unternehmen nur noch üben. Das tut es die ersten paar Tage noch frohgemut, dann aber kommt unvorhergesehen ein Quartal in die Quere, in dem das Ergebnis stimmen muss …
Wenn es nicht klappt, ist immer die Therapie oder der Arzt schuld. Dann wechselt man die Therapie oder den Arzt, am besten beides. Bei Unternehmen und Beratern geht es analog zu.
Das eigentliche Problem wird allerdings nie angefasst: das Üben und die Resistenz dagegen.
Generelle Rezepte, Erfolgsstorys und Erfolgskriterien
Vor der echten Wurzelbehandlung (
»root cause analysis and therapy«
) verbringen Patienten und Unternehmen eine Menge Zeit damit, sich Hoffnungen zu machen.
Sie lesen Bücher, wie Stars zu Stars wurden, wie Bill Gates und Warren Buffett Milliarden machten. Sie analysieren erfolgreiche Unternehmen. Woran erkennt man die? Liegt es am Management, an der Diversifizierung, an den Besitzverhältnissen?
Die Antworten sind sehr verschieden, weil die Bücher zu verschiedenen Zeiten geschrieben worden sind. In schlechten Zeiten geht es Familienunternehmen besser, weil sie langfristiger agieren, in guten Zeiten stehen Unternehmen an der Spitze, die alles auf eine Karte gesetzt haben (auf die richtige, nämlich dass es gute Zeiten geben wird). Banken sind zu einer Zeit der Anziehungspunkt der talentierten Weltjugend, wo sich jeder einen betonsicheren Arbeitsplatz erträumt, aber gleich darauf (schlechte Zeiten) wird derselbe junge Mitarbeiter fast als Mitglied einer kriminellen Organisation beschimpft.
Bücher über Innovation werden wie Medizinbücher gelesen. Man erhofft Aufschluss und Wissen:
Wie viel Innovation braucht man?
Wie sieht man, ob ein Unternehmen innovativ genug ist?
Wann soll man in einen neuen Markt einsteigen?
Ist es besser, als Erster auf dem Markt zu sein oder aus den Fehlern des Ersten zu lernen und es nach ihm richtig zu machen?
Welche neuen Konzepte für Innovation gibt es?
Sind unsere Ansätze für Innovation gut genug?
Wie machen es die anderen?
Was können wir von Milliardären lernen?
Wie viel kostet Innovation? Wie viel darf oder soll man ausgeben?
Wie misst man, ob Innovation erfolgreich ist?
Welche Fehler passieren bei Innovationen?
Wie vermeidet man diese Fehler, sodass keiner schimpft?
Soll man einen VP Innovation haben oder alles laufen lassen?
Und besonders heute:
Wie kann ich Kunden in Innovationen einbeziehen?
Wie geschieht Innovation im Netz? Gibt es Innovation 2.0?
Wie erzielt man Innovationen durch Zusammenarbeit im Netz?
Wie bringe ich Kunden dazu, mich im Internet zu »liken« oder zu »followen«?
Kann man Innovationsfragen als Preisausschreiben im Internet
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