Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen
werden, in dem es keine Innovation gibt.
In den
Star-Trek-Episoden
gibt es einzelne gelungene Fälle von Dissimilation, nämlich für den umgekehrten Vorgang. Das überlegen sich stark bürokratische Unternehmensmonolithen auch. Sie versuchen es mit Ausgründungen. Dabei wird eine vielversprechende Innovation aus dem Unternehmen herausgelöst und mitsamt den Mitarbeitern in eine eigene kleine Firma eingebracht.
Das ist für normale Mitarbeiter ein einschneidender Schritt – wie soll ich das erklären? In
Star Trek
wird ein Wesen dissimiliert, also von den Borg getrennt, aber es fällt ihm danach unendlich schwer, seine eigene Individualität zu akzeptieren und »Ich bin …« zu sagen. Da geht er zurück und wird reassimiliert. So kann es auch mit Ausgründungen gehen. Mitarbeiter, die bei einem großen Unternehmen anfingen, wollen ja nicht in einer kleinen Firma um ihr Überleben kämpfen und selbstverantwortlich ihr Schicksal in die Hand nehmen, sie fürchten sich vor den Gefahren da draußen, gegen die sie das Immunsystem des großen Unternehmens schützt …
Zusammenfassung der Problemlage
Ist es Ihnen deutlich geworden, dass nicht einmal die einzelnen Manager gegen Innovation eingestellt sein müssen, sondern dass vor allem die
Managementmethodik
ein Immunsystem um sie herum aufbaut? Es sind nur wenige Ingredienzen, die zu einem innovationsabweisenden System führen:
Die Vorstellung von ausschließlich strukturiertem, geplantem Vorgehen,
das unumgängliche Festlegen quantitativer Quartalsziele (ohne die jeder sofort die Füße auf den Tisch legen wird),
die Vorstellung von Innovationsmanagement als »Sonderjob«, nicht als eine der entscheidenden Managementpositionen im Unternehmen,
allgemeines Amateurtum in Bezug auf Innovation,
Prozessbefriedigung und fast ausschließliche Diskussion von Innovation im Unternehmen selbst, in der die Kunden allenfalls als Marktanalyse vorkommen, nicht aber als diejenigen, die über den Nutzen, die Lust oder den Sinn der Innovation und damit über den Kauf entscheiden,
ununterbrochene Beschäftigung des Unternehmens mit der Metaebene der Innovation an sich (sollen wir oder nicht?), die von außen wie ein andauernder Selbstfindungsversuch aussieht.
Am Anfang hat Innovation hauptsächlich etwas mit der Exploration eines neuen Kontinents zu tun, mit dem Erforschen der Kunden, mit dem Diskutieren von Prototypen. Alle wirklich guten Innovatoren arbeiten »da draußen« und lernen, lernen, lernen. Sie suchen Chancen, etwas zum Vorteil zu verändern. Sie experimentieren und probieren, wieder und wieder.
Das Lernen und Explorieren ist aber genau das, was Managementprozeduren unterbinden.
Warum tun sie das? Ich diskutiere einige der Ursachen im anschließenden Kapitel.
SARGNÄGEL DURCH BERATUNGS- UND FÖRDERMETHODEN
Nichts kann nicht erlernt werden
In Managementdenkschablonen gedacht: Nichts kann nicht gemanagt werden. Deshalb kann man natürlich auch managen, dass alles gelehrt werden kann. Folglich kann man alles lernen. Alles ist Handwerk. Alles lässt sich trainieren und üben. Man muss es nur richtig anstellen.
Das ist eine weitere Grundannahme des Managements. Deshalb gibt es letztlich auch Kurse und Workshops, wie man Charisma, Kreativität, Weisheit und Erfolgsdrehbuchschreiben erlernen kann.
Richtig ist wohl – und unbestritten: Man kann wirklich alles bis zu einem gewissen Grade erlernen und trainieren. Bis zu einem Lehrlings- oder Gesellenlevel schafft es wohl fast jeder. Aber zum Meister braucht man viel Zeit, wohl auch Talent und vor allem Leidenschaft. Der Spitzenlevel ist nicht wirklich lehrbar oder erlernbar – da findet ein Künstler, Architekt, Dichter, Wissenschaftler, Topmanager, Starinvestor oder Innovator irgendwann seinen eigenen Stil. Man kann ja gar nicht beschreiben, was ein Spitzenstar eigentlich ist! Man weiß es nur im Nachhinein, dass van Gogh, den zu seinen Lebzeiten niemand mochte, doch gut malen konnte und Mozart unsterblich ist, der ja bekanntlich bitter arm verstarb.
Trotzdem gibt es einen erheblichen Bedarf, Bücher mit Titeln »Reich werden kann man lernen – und zwar bei mir« zu kaufen. Es gibt natürlich »Charisma in drei Tagen« oder »Abnehmen in einer Woche«. Sie klingen alle ähnlich: »Selbstbewusstsein ist erlernbar. Wir erklären ihnen hier Schritt für Schritt in 20 Kapiteln, wie sie planmäßig inschon drei Wochen spürbar mehr Selbstbewusstsein erlangen können. Dies garantiert unsere patentierte Selfmade-Methode
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