Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen
haben.« Nach einem solchen Meeting wird auch wirklich hart verfolgt (»getrackt«), dass die ersonnenen Einsparungen auch erzielt werden. Auch darf hier keiner die Einsparungen miesmachen, weil man sonst nicht genug davon zustande bekommt. Es ist grimmiger Pflichtoptimismus befohlen. Viele dieser brutalen Einsparungsworkshops (Haben Sie je diesen Namen gehört? Der ist tabu!) werden als »Change Workshops«, »Transformationsmeetings« oder gar »Innovationsworkshops« verkauft. Das empfinden Mitarbeiter als Hohn und fühlen sich wie bei einer Gehirnwäsche. Alles Gerede von oben wird daraufhin abgeklopft, ob die da oben wieder etwas im Schilde führen und eigentlich die Mitarbeiter auf etwas sehr Unangenehmes vorbereiten wollen. Am Ende eines solchen Zwangseinsparungsworkshops steht dann kein froher Appell, dass Innovation wichtig ist, sondern ein herrischer Ton, dass »wir als eingeschworenes Team uns gemeinsam und einhellig entschlossen haben, diese nicht ganz einfachen Maßnahmen konsequent durchzuziehen, wobei Abweichler gnadenlos bestraft werden – die haben ja hier zugestimmt, sie hätten hier
Nein
sagen können, oder? Ist hier jemand dagegen? Schert einer aus? Ich schaue in die Runde … das ist nicht der Fall. Es wird also einstimmig gespart. Ich weiß, dass es nicht leicht für Sie wird, aber Sie sind schließlich Manager, da gehört der Schmerz dazu. Management ohne Schmerz ist nicht effizient genug«.
Eigentliche Innovationsworkshops wollen etwas in der Zukunft erreichen (»achievement«), die Einsparrunden üben manipulativ Macht aus (»power«). Oft werden sie zu allem Übel noch in Mischformen betrieben … Und die Innovation, die wesentlich von der Begeisterung lebt, windet sich unter den Qualen drakonischen Zwangs.
Risk-Controlling, Kredite und Tools
Jetzt habe ich Sie schon in fast jeden Winkel der Innovation geführt und Ihnen die Hindernisse gezeigt. Die meisten Erfinder sehen das größte Hindernis beim Geld. Es gibt ganze Bibliotheken, wie man Business-Cases schreibt und wo Fördergelder mit welchen Argumenten abgeschöpft werden können. Ich bin auf vielen Erfindermessen gewesen und heute bekomme ich so etwa alle drei, vier Tage per E-Mail einen Vorschlag, von einem Erfinder, der an Geld kommen möchte. Kann ich nicht bei einer großen Firma ein gutes Wort für ihn einlegen? »Mir fehlt das Netzwerk, und auf Messen kann ich noch nicht, weil ich da Eintritt bezahlen muss.«
Na, Sie wissen schon, was ich damit sagen will. Es geht manchmal sehr unprofessionell zu! Und alle glauben, dass Geld die Lösung aller Probleme ist, wo es aber doch mehr um das Explorieren und das energische Handeln geht.
Ich berichtete schon: Mein Innovationscoach Gifford Pinchot hat mich damals sofort gefragt, ob ich nicht zuerst mein Haus verkaufen will, um meine geplante Innovation oder »Firma« voranzubringen. Da zweifelte ich – und Pinchot schüttelte den Kopf, und dachte, dann sei ich kein richtiger Unternehmer nach seinem Geschmack. So extrem bin ich ja heute als Begutachter fremder Ideen gar nicht. Aber wenn jemand die Geldausgabe für einen Messebesuch scheut? Wenn er trotz Google seine Wettbewerber im Markt nicht kennt oder wenn er Angst hat, jemand könnte ihm die Idee stehlen?
Angenommen, Sie sind selbst Investor. Sie haben gerade 1 Million Euro geerbt und wollen sich bei einem Unternehmen beteiligen. Geben Sie solchen Erfindern ihre Million? Was wird er mit der Million machen? »Ich glaube, ich muss noch zwei Jahre lang weiterentwickeln, schwer zu sagen, wie es am Ende aussehen wird.«
Ich bitte Sie wiederum, mich nicht für überzogen oder negativ zu halten. Das sind meine tagtäglichen Fälle. Fast alle spielen sich so ab, und ich habe bisher in all den Jahren erst drei oder vier Vorschläge gesehen, bei denen ich mir das Geldgeben überlegt habe, in einem Fall sogar ernsthafter. Dieser eine Fall ist bei mir an der Frage gescheitert, ob ich wohl eine theoretische Chance hätte, mein eingesetztes Kapital zu verzehnfachen. Daran glaubte ich dann nicht wirklich und ließ die Finger davon.
Gifford Pinchot schätzte, dass ein normales Startup, das vom Erfinder umgesetzt wird, eine Chance von fünf Prozent hätte, richtig Geld zu verdienen. Und er fragte uns herausfordernd: »Wenn ich selbst mein Geld investiere und mit meiner Managementerfahrung und meinem Netzwerk an der Wall Street helfe – wenn ich also von einem Business so überzeugt bin, dass ich selbst mit meinem sauer verdienten Geld, mit Zeit
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