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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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überhaupt?« Die meisten sehen es positiv: »Wir haben wieder einmal indirekt über die Ziele der Abteilung geredet. Ich habe gesehen, wer welche Hoffnungen hat, andere konnten Dampf ablassen. Im Grunde ist es eine Teamhygienesitzung, wir haben einmal abseits vom Tagesgeschäft in positiver Stimmung miteinander geredet. Wir wissen jetzt besser, was jeder denkt. Wir haben uns implizit auf unsere Ziele des Tages verständigt und arbeiten besser zusammen, weil wir uns – wie gesagt – mal wirklich gesehen haben.« Das ist genau dieselbe ins Positive gedrehte Meinung, die Manager über ihre eigenen Managementmeetings äußern.
    Und es gibt abstraktere Gründe für Innovationsmeetings. Wenn ein Manager ein Teammeeting von zwei Tagen haben möchte, damit das Team sich wieder zusammenraufen soll, braucht er eine Begründung für die enormen Kosten (Hotel, Essen, Raum, Arbeitsausfall, Vorbereitung, zwei Tagessätze externe Moderation). Heute wird in Unternehmen so sehr gespart, dass »Wir wollen uns mal treffen« eine absurde Begründung darstellt. »Wir wollen Innovation fördern« ist dagegen vollkommen gut! Kein CloseMind, der dagegen sein könnte, in Sicht! Der VP Innovation muss ja gerade einen neuen Prozess einführen, bei dem Mitarbeiter in die Innovationsstrategie des Unternehmens eingebunden werden sollen. Er kann nun berichten, dass es überall im Unternehmen Innovationsmeetings gab, die hervorragende Ergebnisse und Aktionen mit sich brachten.
    Wenn ein Innovationsworkshop stattfindet, ist damit allen gedient.Es passt! Im Endeffekt hat der Chef der Abteilung ein gutes Teammeeting gehabt. Das vor allem wollte er gerne. Gleichzeitig – unterschätzen Sie das nicht! – bietet die strenge liturgische Form des Innovationsworkshops mit einem Moderator, der die unangenehme Organisation erledigt, einen prachtvollen, erfolgssicheren Rahmen, bei dem der Chef fast nichts arbeiten muss. Er eröffnet salbungsvoll, stellt hohe Erwartungen an die Ideen und am Schluss an die Früchte der beschlossenen Aktionen. Er ist immer Chef, es gibt keine Kritik an ihm, es darf bei Strafe der Moderatorin nichts Böses gesagt werden, die Ergebnisse sind garantiert und im Großen und Ganzen auch schon vorher kalkulierbar. Der Chef muss nichts tun, braucht keinerlei Vorbereitung, er kann ungehemmt seine Kommentare zu den Breakoutsessions abgeben, er kommt gut weg, kann wieder einmal Mehrarbeit erwarten – alles wunderbar! Sogar der unternehmensweite Geschäftsprozess der VP Innovation ist befriedigt worden. Unter diesen Gesichtspunkten ist ein Innovationsworkshop die Eier legende Wollmilchsau. Es gibt nur einen einzigen Wermutstropfen: Die Innovation kommt nicht voran, und sie verliert im Grunde an Respekt unter den Mitarbeitern, die hinter dem Buzzword Innovation nur Show und Aktionismus sehen, der abseits von ihrem Arbeitsplatz in Golfhotels mit abendlichem Grillen stattfindet.
    So werden gut gemeinte Innovationsworkshops zum Sargnagel für die Innovation. Der Chef gibt der Innovation einen offiziellen Rahmen – aber es geschieht nichts.
    Es gibt eine mehr manipulativere Variante dieser Workshops. Man lässt Berater oder Moderatoren Workshops durchführen, die im Vorfeld als »Wir suchen neue Lösungen!« verkauft werden. Sie dienen aber in Wirklichkeit dem »Erpressen« von höheren Leistungen, gar nicht der Innovation. Dieses Verstärken des Drucks unter dem Deckmantel der Innovation kommt viel häufiger vor als ein »ehrlicher Innovationsworkshop.« Das diskreditiert die ehrlichen Workshops enorm! Man weiß ja nie, ob Innovation gerade ernst gemeint ist oder nicht. Ich erkläre zur Warnung und Entlarvung kurz diese Tarnvariante:
    Heute stehen Manager stark unter Druck, den Gewinn zu erhöhen. Nach draußen, zur Kundenseite hin, sind sie oft machtlos. Der Kunde diktiert die Lage. Da versuchen sie, den Profit durch Einsparungen zuretten. Dazu organisieren sie Einsparungsworkshops, die genau nach demselben Schema und derselben Liturgie ablaufen. Es beginnt mit Utopiezielen, Einspar-Brainstormings und Breakouts zum Festlegen von Einsparaktionen. Diese Workshops unterscheiden sich gravierend von den eher heiteren Innovationsworkshops. Hier wird fast aggressiv gerungen, weil ernst gemeinte Einsparungen an die eigenen Nieren gehen, Opfer verlangen und Härten mit sich bringen. Hier bringen sich alle in Deckung, werden aber zu Einsparvorschlägen gezwungen. »Das Meeting dauert so lange, bis wir genug Potenzial zum Sparen beschlossen

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