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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Heranwachsende zuständig (Bildung und Forschung), dass andere für das schon Etablierte (Wirtschaft und Technologie). In Deutschland kommt noch verschlimmernd dazu, dass diese Ministerien historisch von Vertretern verschiedener Parteien geführt werden (die Freidemokraten wollen immer das Wirtschaftsressort besetzen). Also etablieren die verschiedenen Institutionen munter ihre eigenen Prozesse, so wie ein VP Innovation in seinem Unternehmen:
Staatliche Förderprogramme und Förderinitiativen,
Forschungsmittel für Doktoranden,
Existenzgründungen, Gründerfonds und Gründerzentren,
Versuch, ein Silicon Valley zu klonen,
Internationale Forschungskooperation,
Förderung von »Leuchtturmprojekten« aller Art,
Ausschreibung und Vergabe von Auszeichnungen.
    Auf der anderen Seite wird Druck auf die staatlichen Forschungsinstitutionen ausgeübt, endlich in größerem Umfang aus den reinen Forschungsergebnissen finanziell Verwertbares zu erzeugen. Die Regierung zwingt die Universitäten in Eliteuniversitäts-Wettbewerbsschlachten hinein, sie verlangt das »Einwerben von Drittmitteln«, also einen finanziell messbaren Erfolg der Forschung. Unter diesem Erfolgsdruck stehen die Forschungszentren der Industrie schon lange, soweit es sie noch gibt. Auch sie werden von der Unternehmensführung gedrängt, ihre Erfolge in Euro und Cent nachzuweisen.
    Ich entflechte die Logik. Es gibt zwei verschiedene Ansätze, Innovationen hochzufahren:
durch Zwang, Geld mit den Ideen verdienen zu lassen,
Innovationen durch Bereitstellung von Geld in »Sondertöpfen« zu fördern.
    Die erste Maßnahme soll die erste Hürde der Innovation überwinden. Man erzwingt durch das Fordern von Geldeinnahmen, dass Ideen wirklich zu etwas Marktreifem geführt werden. Die zweite Maßnahmenartsoll auch die erste Hürde der Innovation überwinden, indem sie wirklich tolle, absolut förderungswürdige Geschäftsideen in den Markt pusht.
    Was geschieht nun? Die Forschungsinstitutionen des Staates und der Wirtschaft pervertieren diese Maßnahmen, indem sie dadurch Geld verdienen, dass sie die Fördertöpfe unter sich aufteilen! Sie müssen gar keine Innovationen hervorbringen! Sie bewerben sich mit ihren Ideen einfach um die Fördergelder für die Umsetzung genialer Ideen und forschen mit diesen Geldern irgendwie weiter. Wenn dann die Finanzkontrolleure nach den aus Innovationen verdienten Geldern fragen, weisen sie die Einnahmen aus den Fördertöpfen vor. Ja, tatsächlich, sie haben es geschafft, aus ihren Ideen Geld zu machen!
    Ich will sagen: Die beiden Maßnahmenarten vernichten sich also dadurch, dass sie zusammentreffen. Was kommt dabei heraus? Milliarden von Fördergeldern werden dazu benutzt, weiter zu forschen wie bisher – ohne den Kunden da draußen, ohne uns Menschen zu fragen, ohne irgendwelche Infrastrukturen zu planen oder gar aufzubauen. Die Ernte besteht aus lauter Studien, Publikationen, Impact-Points, Leuchtturmprojekten, Politiker-Presse-Terminen und einem satten Bonus für den Vice President Innovation.
    Die Fördergelder werden einfach mitgenommen, es wird fröhlich geforscht und auf Statusmeetings werden die Erfolge berichtet. Sobald aber die Förderung aufhört, werden die Projekte gestoppt und durch neue ersetzt, die wiederum neu gefördert werden. Die Förderungen münden also nicht in Innovationen oder wenigstens in einer Weiterarbeit an den begonnenen Entwicklungen. Nein, man forscht immer neu an etwas, was gerade gefördert wird. Das ist jedes Jahr etwas anderes! Es ist deshalb am besten, alle paar Jahre das Arbeitsgebiet zu wechseln – das alte Arbeitsgebiet wird einfach aufgegeben, dafür beginnt man als blutiger Anfänger auf einem neuen Gebiet, das neuerdings vom Staat oder Unternehmen gefördert wird. Das Ganze ist im Endeffekt Fördergeldwellensurfen und führt fast zwangsläufig
nicht
zu Innovationen. Alle Tätigkeit findet wieder einmal nur vor der ersten Hürde der Innovation statt. Die Protagonisten bleiben unter sich.
    Ich bin jetzt sehr negativ, aber es ist doch logisch, dass sich Zwang und Förderung ideal ergänzen und gegenseitig aufheben. Wenn Sie skeptisch sind, surfen Sie ein bisschen im Internet. Informieren Sie sich über dieErfolge von Milliardenprojekten wie Theseus, Galileo oder Ariane. Googeln Sie unter »Fördermittel verpulvern« oder ähnlichen Stichworten. Wie aber reagieren die Politiker? Sie verstehen die Fördertropfmechanismen nicht und erhöhen die Dosis. Für das EU-Projekt Horizon 2020 sind Mittel

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