Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen
Erfindung gemacht hat.
Was ist das, eine gute Hand für Geld zu haben, so wie andere einen grünen Daumen für Pflanzen? Darüber gibt es eigene Bücher und Theorien. Ich lasse den Begriff hier einmal intuitiv im Raum stehen und stelle lapidar fest: Kaufmännisches Denken gehört zur Innovation dazu.
Leider wird bei den meisten Innovationen die Idee zu sehr im Mittelpunkt gesehen. Die Erfinderseite empört sich über die dauerndenNotwendigkeiten, um Geld zu betteln. »Da muss doch Spielgeld für Innovationen vorhanden sein! Investoren müssen doch einfach mal geduldig warten können! Warum lässt das Unternehmen uns denn nicht einfach einmal machen? Was soll dieses krankhafte Misstrauen? Warum fragen Sie immer nach, selbst dann, wenn sie ausnahmsweise etwas genehmigt haben?« Eine naheliegende Antwort könnte sein: Die Finanzleute registrieren bekümmert, dass sich die Erfinder oder Wissenschaftler gar nicht um einen umsichtigen Umgang mit den zur Verfügung gestellten Geldmitteln bemühen. Die Innovatoren verbrauchen in der Regel die Geldmittel gerade so, wie sie genehmigt worden sind. Forschungsmittel werden oft für drei Jahre vergeben und enden mit einer Forschungsarbeit, die als Dissertation des jungen Forschers eingereicht wird. Wie lange dauert dann solch eine geförderte Doktorarbeit? Drei Jahre! Oder eben so lange, wie es Geld zum Forschen gibt.
Es könnte doch Genies geben, die das schneller schaffen? Nein, es dauert so lange, wie es bezahlt wird. (Als ich 1977 meinen Doktor machte, bekamen wir einen Einjahresvertrag und ein Jahr dazu, wenn die Arbeit gut zu werden versprach. Fast alle Arbeiten waren nach knapp zwei Jahren fertig!) Entwicklungsabteilungen für neue Produkte bekommen in der Regel »das Funding« für die Entwicklung, dazu einen Zeitplan oder einen ganzen Projektplan. Auch sie geben einfach das Geld nach Plan aus und liefern möglichst pünktlich ab. Der Plan, nach dem gehandelt wird, ist oft der ursprüngliche Businessplan oder ein Investitionsplan. Zu Beginn wird
einmal
festgelegt, wie viel Geld und Zeit zur Verfügung stehen sollte. Dann ist sozusagen »das Geschäftliche« geregelt.
Schrecklich! Ein wirklicher Unternehmer muss doch jede Woche, aber mindestens jeden Monat wissen, wo er steht. Es kommt zu Pannen, neuen Ideen, Zufällen, Verzögerungen – oder neue geniale Ideen legen nahe, das Projekt agil zu verändern. Die bange Frage bei allen Innovationen ist: Wird es überhaupt jemals etwas – und lässt sich schließlich Geld damit verdienen?
Wirkliche Gründer und unternehmerische Innovatoren schauen den ganzen Tag in alle Welt, wie sich der Markt entwickelt, welche Preise angemessen sein könnten, wo Konkurrenz aufkommt – sie lernen, agieren, reagieren, sammeln Erkenntnisse – nicht nur bei denspäteren Kunden. Sie haben allezeit die »Bilanz« im Kopf und sorgen sich um Effektivität und Effizienz, gerade am Anfang! Darüber gäbe es wirklich ein eigenes Buch zu schreiben!
Ich frage Gründer immer, ob sie denn schon mit Aktien spekuliert haben und dann über »ihre« Unternehmen alle Zahlen und Ideen gelesen haben. Kennen sie sich mit neuen Geschäftsmodellen aus? Interessieren sie die neuen Entwicklungen der Branche? Lesen sie täglich den ganzen Wirtschaftsteil einer der wichtigen Zeitungen? Wie lange lesen sie täglich? Kennen sie sich in vielen Branchen aus? Haben sie am besten schon einmal bei einem erfolgreichen Start-up gearbeitet und wissen, wie alles begonnen werden sollte?
Im Jahre 2012 hat Facebook die Firma Instagram für eine als sensationell empfundene Summe von 1 Milliarde Dollar übernommen. Die Firma hatte zu dieser Zeit außer den Gründern elf (!) Mitarbeiter, die zusammen 10 Prozent der Anteile besaßen, die sie statt eines hohen Gehalts bekommen hatten. Einer der elf Mitarbeiter war Deutscher und »ging durch die Presse«: Gregor Hochmuth. Natürlich wurde sein Lebenslauf betrachtet. Wie sieht so ein junger Multimillionär mit 28 Jahren aus? Er kam mit seinen Eltern nach Kalifornien, studierte in Stanford, kehrte dann nach Deutschland zurück und bewertete neue Technologien und Geschäftschancen für einen Wagniskapitalfonds, den der SAP-Gründer Hasso Plattner unterstützte. Zurück in Kalifornien gründete er eine neue Internetplattform namens Mento zum Austausch von Webseitenlinks, die Nutzer interessant finden. Wie kann man messen, ob Webseiten gut sind? 2008, also mit 24 Jahren, heuerte er bei Google an und arbeitete dort an solchen Fragen, ehe
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