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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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aber jemand beim Business-Case, ob den ein echter Meister durchführt? Nie! Oder wenigstens: nicht wirklich. Fragt jemand bei Forschungsförderprojekten, ob nicht nur das Thema vielversprechend ist, sondern auch der Doktorand, der es durchführt? Nie! Immer steht das Rezept im Vordergrund. Man nimmt an, dass ein gutes Rezept oder ein guter Projektplan ein gutes Projekt garantiert. An die Durchführung denkt niemand, die hält jeder für selbstverständlich. Wieder sehen wir totale Ignoranz an der Stelle (»lack on execution«), wo alles scheitert.
    In diesem Sinne sehe ich mich bei Innovationen von ungeheuer vielen Rezeptschreibern umgeben, die an Businessplänen feilen, die genehmigungsreif werden sollen. Diese Leute lesen Bücher und Erfolgstipps, wann Business-Cases von Banken oder Unternehmen abgenickt werden. Für diese schriftstellerischen Bemühungen, ein ausgefeiltes Grafikdesign für die geplanten Umsatzkurven und das neue Firmenlogo nehmen sie sich unglaublich viel Zeit. Viele Erfinder kommen dann mit Luxusbusinessplänen und stellen sie mir vor. »Businesslyrik.«
    Und dann stelle ich ein paar Fragen, ob »sie kochen können« beziehungsweise eine Vorstellung von der Umsetzung haben.
    »Wer sind die möglichen Wettbewerber?« – »Meine Idee ist vollkommen neu.« – »Woher wissen Sie das?« – »Ich habe eine Stunde gegoogelt – nichts, Gott sei Dank.« – »Hey, Gott sei Dank, nach nur einer einzigen Stunde! Wenn Sie auch nur einen Wettbewerber übersehen haben, sind Sie vielleicht ganz schnell hinüber!« – »Ja, schon, aber dann bekomme ich doch kein Startkapital!« – »Was hilft Ihnen das?« – »Irgendwie packe ich das, das spüre ich.«
    Oder: »Wie vermarkten Sie denn das? Haben Sie die nötigen Kontaktedafür? Kennen Sie Multiplikatoren? Können Sie irgendwo publizieren? Haben Sie Follower bei Twitter?« – »Ich schalte Anzeigen.« – »Wie viel kostet das?« – »Ich nehme einfach das Geld dafür, was im Businessplan vorgesehen ist.« – »Wie weit kommen Sie damit? Wie viel Mehrumsatz ergibt das? Wenn eine Werbekampagne nicht einschlägt, ist das Geld unwiederbringlich verbrannt. Dann sind Sie fast schon pleite.« – »Tja, irgendwie wird es schon nicht so schlimm kommen.«
    Ich frage, wie denn normale Menschen auf ihre neue Superidee reagieren, kommt die bei OpenMinds an? »Meine Bekannten sagen, ich bin verrückt, aber eigentlich halte ich meine Idee geheim, damit sie nicht geklaut wird.« – »Wie wollen Sie ohne jedes Feedback später dafür Marketing machen?« – »Dafür habe ich dann einen Mitarbeiter.« – »Wissen Sie, wie viel der kostet? Wird jemand bei Ihnen arbeiten wollen, wenn die Gehälter am Anfang nicht sicher sind? Haben Sie schon Leute auf der Warteliste?« – »Nein, ich warte auf die Investitionszusage.«
    Ich schüttle meist sorgenvoll den Kopf. Sie alle schreiben einen Plan wie ein Kochrezept, haben aber keine Vorstellung vom Kochen. Dabei haben sie meist etliche Monate mit dem Erstellen des Businessplans verbracht. Ihre Gedanken kreisten Monat um Monat um das Rezept, sie haben sich aber nicht um das Kochen danach gekümmert.
    Deshalb sind die Pläne dann oft so schrecklich unausgegoren. Viele sind nicht durchführbar, meist werden die Zeitaufwände am Anfang gnadenlos unterschätzt. »Wir haben nicht gedacht, dass wir uns erst einige Zeit als Menschen kennenlernen müssen. Es war schwer, Leute zu bekommen, die wollten gleich ein hohes Gehalt! Uns war nicht klar, dass es Verzögerungen bei Einstellungen geben könnte und dass wir uns dann doch noch nicht so genau vorstellen konnten, wie wir es ganz konkret umsetzen müssen. Da sind unsere ersten Monatsgehälter fast verpufft, und wir hatten schon eine finanzielle Schieflage, bevor es begann. Wir haben erkannt, wie wenig eigentlich im Plan drinstand, tja, jetzt haben wir ein Problem.« Dabei haben diese Amateure kein Problem, sie sind das Problem.
    Den meisten Erstinnovatoren fehlen die Grundvoraussetzungen für den Erfolg. Sie haben sich meist zu sehr auf die Idee fokussiert und die Umsetzung nicht bedacht. Für die Umsetzung muss man etwas können! Vorher … Das bespreche ich jetzt.

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