Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen
Traumtänzer?«
Genauso geht es einem Innovator, der in einem Unternehmen um Hilfe bittet. »Und woher, bitte, sollen wir das Geld nehmen, wo die Budgets zusammengestrichen wurden? Wollen Sie verlangen, dass wir das am Feierabend machen? Warum denn? Nur weil Sie sich so etwas in den Kopf gesetzt haben? Träumen Sie weiter!«
Es geht auch anders. Die weithin bekannten Innovatoren in Unternehmen haben den Ruf, alles zu Gold zu machen oder vielleicht auch nur den, die interessantesten und erfüllendsten Projekte anzustoßen. »Es ist toll, bei ihm im Team zu arbeiten. Es macht immer Freude und bringt Erfolg. Ich bewerbe mich sofort! Ich bin auch bereit, eine Zeit lang am Feierabend in nötige Vorarbeiten zu investieren – ach, wenn ich nur mitmachen dürfte!«
Ich kenne etliche Leute, die nur rufen müssen – und alle kommen! Diese Fähigkeit, gute Leute um sich zu scharen und ihre Mitarbeit geschenkt zu bekommen, ist unschätzbar wichtig. Denken Sie an die berühmten Gründer von Amazon, Google, Microsoft oder Apple. Immer wieder treffen wir auf Innovatorenpersönlichkeiten, die es schaffen, dass die Besten der Besten bei ihnen mitmachen.
Gifford Pinchot predigte damals tagelang:
»Work only with the best.«
Innovationen sind inhärent schwierig – sie lassen sich kaum mit mittelmäßigen Leuten erfolgreich stemmen. In vielen Unternehmen ist es sogar üblich, eher die Minderleister für Innovationen abzustellen. Die Besten arbeiten in natürlicher Weise doch da, wo sie Profite einfahren. Sie werden vom Management keinesfalls freiwillig für ungewisse Projekte abgestellt. Neue Projekte? »Da schicken wir die Leute hin, die gerade kein Projekt haben.«
Die Forderung, Innovationen nur mit den Besten zu beginnen, ist deshalb sehr vernünftig, aber fast schon wieder naiv. Die Besten bekommt man nicht so einfach. Die einzige Möglichkeit ist es, als Innovator selbst eine Anziehungskraft zu besitzen, die ganze Armeen von Freiwilligenanzieht. Die fiebern interessanten Projekten entgegen, bei denen Mitmachen alles ist. In vielen Fällen helfen Freiwillige, Ideen und Erfindungen am Feierabend als Prototypen auszuarbeiten und den Grundstein des Erfolgs ganz ohne Investitionen und ganz ohne Management-»Hilfe« zu legen.
Ein Innovator braucht Anziehungskraft und den guten Ruf, erfolgreiche Projekte zu bieten. Die Entwicklung eines gewissen Charismas braucht Zeit und harte erfolgreiche Arbeit. Auch sie gehört zu »Pre-Innovation«. Die Besten müssen in Ihrer Mannschaft mitspielen wollen – notfalls ohne Gehalt!
Ganze Konzerne führen heute den »War for Talents«. Jedes Unternehmen versucht, die Besten zu ködern und an sich zu binden. Ich selbst hörte viele Jahre lang die bohrende Frage des IBM-Chefs Lou Gerstner – immer wieder und immer fordernd: »
Are we hiring the best?«
– »Stellen wir wirklich die Besten ein?« Welche magischen Momente eines Unternehmens ziehen Hochleistungsbewerber und kreative Genies an? Das ist im beginnenden Wissenszeitalter eine unternehmensentscheidende Frage. Bei Innovationen ist das alles aber noch viel wichtiger!
Der Innovator muss für die Besten attraktiv sein. Mehr noch: Er muss die anfängliche Freiwilligenarmee, die zuerst noch wirklich in der Garage ohne viel Geld oder am Feierabend einfach so für das Neue arbeitet, auch gut managen können. Innovatoren müssen ein Team der Besten (dann meist auch ein Team der Diven und Künstler, der Individualisten und Nochbesserwisser) zu ihrer Vision hinführen können. Wer davon keine Vorstellung hat, sollte sich am besten mit »Management ehrenamtlicher Arbeit« befassen. Wie schafft man es, dass sich tolle Leute für eine Sache brennend interessieren und sich förmlich für sie zerreißen? Wie schafft man es zusätzlich noch, dass sie nicht nur Feuer und Flamme sind, sondern auch Exzellentes leisten?
Das ist nicht leicht. Versuchen Sie einmal, Freiwilligen, die für Sie arbeiten, zu sagen, dass sie gefälligst bessere Qualität liefern sollen. Was ist die Antwort? »Ich bin total freiwillig da und mache alles umsonst. Dafür erwarte ich Dank und keine Kritik. Wenn ich angemuckt werde, gehe ich. Ich muss mir nichts sagen lassen. Gebt einfach Bescheid, wenn ihr mich hier nicht mehr wollt …«
Agil sein – »schon vor aller Innovation«
Im Grunde habe ich bei der Betrachtung des agilen Manifestos schon so etwas wie eine Forderung an den agilen Innovator formuliert. Ich wiederhole sie hier einfach:
Innovationen sollten besser
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