Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen
der Professorin Saras D. Sarasvathy vorgeschlagen und in die Begriffswelt des Managements eingefügt worden. Sie studierte an lebenden Vorbildern die Art und Weise, wie Unternehmer und Entrepreneure denken und handeln. Und es kam heraus, dass das Unternehmerische eben nicht »nach Plan« vorgeht. Eine wichtige Säule des effectuativen Denkens ist die Erkenntnis: Die Zukunft ist nicht planbar oder vorhersehbar, aber sie kann gestaltet werden. Die Zukunft überrascht uns mit Zufällen und Irrtümern, die immer positiv als Chance begriffen werden müssen. Unternehmer tun unmittelbar, jetzt und gleich, was sie mit den verfügbaren Mitteln und Fähigkeiten leisten können. Sie stellen keinesfalls einen Plan auf und berechnen, welche Ressourcen sie brauchen, um mit der Arbeit anfangen zu können und nur noch »umzusetzen«. Sie gehen mit Blick auf das Risiko Schritt für Schritt mit Mitteln weiter, deren Verlust sie im Prinzip verschmerzen können. Sie arbeiten in Partnerschaften und Allianzen, haben gute Netzwerke. Die Effectuation-Bewegung formuliert es selbst so:
Effectuation lässt sich als Umkehrung einer kausalen Logik beschreiben, die auf einer »Vorhersage« der Zukunft basiert.
Saras Sarasvathy hat mit einem Autorenteam im Jahre 2011 ein aufwendig gestaltetes Buch veröffentlicht:
Effectual Entrepreneurship
, von Stuart Read, Saras Sarasvathy, Nick Dew, Robert Wiltbank und Anne-Valérie Ohlsson (Routledge, NY). Für den deutschen Sprachraum schrieb Michael Faschingbauer 2010 das wegweisende Buch mit dem Titel
Effectuation: Wie erfolgreiche Unternehmer denken, entscheiden und handeln
(Schäffer-Poeschel, Stuttgart), in dem die Autoren des amerikanischen Werkes Gastbeiträge liefern. Faschingbauers Werk ist mehrfach als »Managementbuch des Jahres« ausgezeichnet worden.
Ich habe gemischte Gefühle zu diesem neuen Hype. Zurzeit nehmen Beispiele, wie es heute nicht funktioniert, breiten Raum ein. Erfolgreiche Unternehmer dagegen würden nicht »kausallogisch« vorgehen! Sie wären eben »effectuative«. Was das aber genau sein soll, »effectuative«, ist immer noch recht dürftig beschrieben. Ich nehme selbst an, dass es wahrscheinlich nicht wirklich beschreibbar ist, aber erlernbar. Man muss einen Instinkt, eine Intuition und ein Gefühl dafür entwickeln. Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass die Beschreibung von Effectuation wie eine Anleitung zum Radfahren oder Schwimmen ist. Die hilft nur begrenzt. Man muss es tun. Die Anhänger von Effectuation können aber auf der anderen Seite beliebig viele und gute Beispiele bringen, dass Unternehmerisches Handeln eben
nicht
so ist wie in den Prüfungsklausuren der Diplom-Betriebswirte.
Genauso schwer tue ich mich ja auch hier. Ich kann nur vage sagen, was ein Innovator genau tun soll. Ich kann aber sehr genau viele, viele Hürden beschreiben, die sich ihm in der Regel in den Weg stellen. Im Grunde ist es ja so, dass das kausallogische Denken so sehr dominiert, dass ein unternehmerisches, effectuatives Handeln in einem Unternehmenskontext fast verboten ist – es wird als selbstherrliches, willkürliches und undiszipliniertes Handeln kritisiert werden. In einem realen Kontext muss sich Effectuation mit seinen übermächtigen CloseMinds und Antagonisten auseinandersetzen. Diese mächtige Menschengruppe mit den klassischen Denkweisen muss ja erst gegenüber dem neuen Ansatz der Effectuation einlenken. Das wird sie ohne konkrete logisch-kausale Argumente nicht tun – und damit beißt sich die Katze in den Schwanz.
Das Problem liegt wieder einmal sehr, sehr tief. Es hat etwas mit dem Denkbabylon zu tun. Schauen Sie nochmals auf das omnisophische Dreieck.
Ich könnte sagen: Effectuation ist ein Managementprinzip des Instinkts, der Willenskraft und der Tat. Instinkt, Willenskraft und Tat entziehen sich weitgehend der verbalen Beschreibung – so wie die Kunst des Radfahrens. Form und Norm aber sind glasklar beschreibbar! Sie wollen Regeln, Vorschriften und Businesspläne. Form und Norm gibt es stets konkret und strukturiert Schwarz auf Weiß. Wie kann man es vermeiden, dass man zwar Wille und Tat bei der Innovationin den Vordergrund stellt, aber nicht zu sehr bei den zwanghaften Pläneschmieden aneckt?
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Omnisophisches Dreieck
Ich glaube, man sollte es am besten »über die Bande« spielen, wie beim Billard. Jedenfalls hat es so ganz gut in meiner Berufslaufbahn funktioniert. Draußen beim Kunden (der ja nicht kausallogisch denkt) suche ich Resonanz
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