Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen
für »ein bisschen davon«. Innovatoren sollen nicht ganz und gar manisch sein, aber vielleicht ein klein bisschen manisch? Na, wie wäre das? Wikipedia: »Die Hypomanie bezeichnet eine abgeschwächte Form der Manie mit einer leicht gehobenen Grundstimmung und gesteigertem Antrieb. Sie kann gleichzeitig mit Veränderungen im Denken im Sinne eines sprunghafteren, assoziativeren Denkens und Veränderungen der Psychomotorik, des Schlafbedürfnisses und des Appetits verbunden sein.«
CHANCEUATION – DAS ERARBEITEN VON CHANCEN
Chancen fallen nicht einfach vom Himmel
Das sollte jetzt klar geworden sein: Chancen fallen nicht unversehens vom Himmel, sie fliegen nicht wie im Schlaraffenland umher und warten nur darauf, einen offenen Mund zu finden, um dort hineinzufliegen. Es sind nicht die Chancen, die aufmerksam auf offene Ohren oder Hirne warten, sondern es ist nötig, dass wir als Entrepreneure die Augen für die Chancen immerfort offenhalten.
Die meisten von uns sind leider bildungsmäßig »vollgestopft« und lernen nur, wenn sie müssen. Sie haben – so sagen sie – genug normale Arbeit um die Ohren. So kommt es, dass die meisten von uns die Chancen nicht einmal erkennen wollen, wenn man sie ihnen dicht vor die Nase hält.
»Hey, Telefonunternehmen, das Telefon verschwindet im Internet!« – »Hey, Verlag, es gibt bald nur noch eBooks!« – »Hey, Reisebüro, dich braucht man in der bestehenden Form nicht mehr.« Und es kommt zurück: »Das Business ist aus unklaren Gründen gerade ziemlich mau, wir müssen härter arbeiten, um doch noch den Gewinn zu steigern. Wir können uns nun nicht noch um kauzige Erfindungen kümmern, die in unserem Business eher Schaden anrichten werden. Wir lehnen das ab.«
Diese Blockaden gegen alles Neue sind ja prominentes Leitthema dieses Buches. Chancen bieten sich nur dem, der sie sehen will, aber zum Ergreifen der Chance, zum Profitieren von einer neuen Idee muss diese zuerst so aufbereitet werden, dass sie die Aufmerksamkeitssperrender normalen Menschen beziehungsweise mindestens die der OpenMinds durchbricht.
Dabei müssen Punkte wie die folgenden beachtet werden:
Visionen aufbauen, die Sehnsucht erwecken,
Hype und Trigger-Memes erzeugen, die sich ins Denken drängen und begeistern,
Menschenmengen mobilisieren und interessieren (Web 2.0, Jams),
Resonanzen und Attraktivitäten herausspüren,
Verstärken von Resonanzen durch Storytelling – innen und außen,
Prototypenbau zur Resonanzerzeugung,
Experimental Design für evolutionäre Wege zu revolutionären Veränderungen,
Verbündete Interessen explorieren,
Erkunden und Verstehen von Tipping Points,
Unbedingten Ehrgeiz zeigen, es als Erster richtig zu machen (nicht, Erster zu sein),
Die besten Leute für die Mitarbeit vormerken.
Alle diese genannten Elemente der ersten Phasen einer Innovation sind immer wieder im Buch angeklungen, ich will sie hier auch nur insoweit nochmals kurz behandeln, wie es noch Zusätzliches zu bedenken gibt. Es zieht sich wie ein roter Faden hindurch, dass es nicht ratsam ist, aus einer Idee gleich »einen Plan« oder einen Business-Case zu machen und diesen dann stur zu verfolgen. Zuerst muss immer wieder ausgelotet werden. Dieses Ausloten geschieht natürlich mit der festen Absicht, die Idee als solche immer weiter zu verfolgen, aber die Idee wird während des Explorierens immer wieder verwandelt, veredelt, verbreitert und vielleicht auch irgendwann aufgegeben. Man arbeitet sich Stück für Stück weiter durch den Dschungel der Möglichkeiten und Gegebenheiten. Immer wird nur die Menge Geld investiert, deren gänzlichen Verlust man im Ernstfall ertragen könnte. Es wird ja uns Privatanlegern immer wieder geraten: »Spekulieren Sie nur mit dem Anteil des Gelds, das Sie nicht dringend zum Leben benötigen. Ein völliger Verlust darf nicht lebensbedrohend sein.« Ein Innovator wird seine Chance suchen, sie verfolgen, aber nicht so extrem, dass er gleichalles in den Sand setzt. Das erste Investment dient der Klärung, ob aus der Innovation überhaupt etwas werden kann.
Die Liste meiner persönlichen Vorgehensempfehlungen finden Sie in verwandter Form in Büchern über einen noch relativ neuen Management-Hype – und zwar so stark, dass ich das Kunstwort »Chanceuation« als Kapitelüberschrift gewählt habe. Der neue Hype kreist heute im Management unter Effectuation, um »Wirksammachung« oder »Wirksamsein«. Das Wort ist im Jahre 2001 in einem Fachaufsatz (siehe Wikipedia unter
Effectuation
) von
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