Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
Vom Netzwerk:
gelingen, wenn sie nach agilen Prinzipien von agilen Menschen betrieben werden, die sich während der Dauer des Innovationsprojekts draußen beim Kunden darum bemühen, dass die Neuheit reißenden Absatz und frohen Zuspruch genießt. Bei Innovationen muss man erwarten und verlangen können, dass alle am Projekt Arbeitenden agile Persönlichkeiten sind.
    Jeder ist seines Glückes Schmied, so sagt man seit des Konsuls Caecus Worten (um 300 v. Chr.), die Sallust mit
»fabrum esse suae quemque fort
unae
«
überlieferte. Das Wort
faber
wie Schmied steht da weit vorn, es wird also im Lateinischen betont. Es geht um »beharrlich emsiges, konstruktives Schmieden«. Und in der Luther-Bibel steht (Matthäus 7, V.8): »Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.« Konfuzius: »Wer immerfort glücklich sein möchte, muss sich oft verändern.« Und Wilhelm Busch vermerkt: »Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.« Das könnte ich abwandeln:
    Innovation entsteht durch Aufmerksamkeit bei Veränderungen, Altes stirbt an der Vernachlässigung von Veränderungen.
    Man muss wirklich seine Gelegenheiten suchen, seine Chancen schmieden und vielleicht ein paar Mal umschmieden – bis alles passt. Glück will hart erarbeitet sein! Wer eine Chance erarbeitet hat, sagt oft natürlich auch, dass er nur »smart« war und dass das Glück eigentlich auf der Straße gelegen hätte. »Du musst es nur aufheben!« Das ist zu kurz gedacht – es ist ja die Aufmerksamkeit nötig, das auf der Straße liegende Geld auch wirklich zu finden. Die meisten sehen ja nirgends hin, merken nicht auf, registrieren nichts im Vorübergehen. Wenn jemand etwas findet, sagen sie: »Warum hat das niemand vorher gesehen? Warum sah ich es nicht selbst?«
    Ständige Aufmerksamkeit ist wirkliche Arbeit, die aber Freude macht. Es fühlt sich an wie universelles Dauerinteressiertsein, beständigeLust am Hinterfragen, Offenheit und unersättliche Neugier. Innovatoren probieren und studieren (von
studiosus,
lateinisch für »eifrig, emsig, [einer Sache] ergeben, günstig, gewogen, wissbegierig«).
    Viele von uns sind als Kind
»studiosus«
gewesen und haben ihre Umgebung mit Fragen gelöchert und gequält. Ja – gequält! Es ist gar nicht so einfach, ein unendlich wissenshungriges Kind wie eine Vogelmutter ständig zu füttern. Neugierige Kinder wirken für mich wie schnäbelreckende Küken im Nest – immer aufnahmebereit! Und weil sie so unersättlich sind, die neuheitshungrigen Kleinkinder, werden sie oft mit blockierenden Antworten »abgespeist«. »Das verstehst du nicht. Das erklären wir dir, wenn du älter bist. Das bringen sie dir in der Schule bei.« Die Schule aber füttert sie dann nicht etwa, sondern sie verübt an den Kindern eine Art »Zwangsmästen« oder »Stopfen« wie bei Gänsen. Kinder lernen dann nicht dort, wo sie neugierig und aufmerksam sind, sondern sie werden gezwungen zu lernen, worauf sie nicht von sich aus schauen. Man bringt ihnen »Mitarbeit und Fleiß« bei, also Strebsamkeit auch da, wo kein eigener Eifer befeuert. Diese Gewöhnung an die Anpassung fremder Interessen (»Wir wissen, was für dich gut ist«) nimmt das Brennende der eigenen Aufmerksamkeit aus den jungen Menschen heraus und macht sie zu Arbeitern. Das Kind in ihnen, den Innovator und Künstler, opfert man dem Ziel einer einheitlichen Ausbildung.
    Ich behaupte einmal: Das Geld mag manchmal sogar auf der Straße liegen, aber es wird nur von agilen »Studiosi« gesehen – und die sind in unserer Gesellschaft nicht eben häufig. Agile Innovatoren sind so selten wie agile Persönlichkeiten überhaupt. Ich habe als Beispiel den jungen Gregor Hochmuth von Instagram angeführt: Eine Gruppe von solchen innovationshungrigen Mitarbeitern würde man sich unter der Führung eines echten Entrepreneurs wünschen!
    Gehen Sie die üblichen, hoch gelobten Milliardäre durch – sie sind auf ihre Weise alle agil im Sinne dieses Kapitels. Sie sind alle schon vorher agil und irgendwie euphorisch gewesen. Verstehen Sie? Der Grundstein für das Glück und die erste Million wird irgendwo früher gelegt. Es gibt von John Gartner einen wunderschön bezeichnenden Buchtitel (das Buch liegt hier – muss ich noch lesen!):
The hypomanic edge: the link between (a little) craziness and (a lot of) success in America
(Simon
    & Schuster 2005). Hypo- ist die griechische Vorsilbe

Weitere Kostenlose Bücher