Das Nibelungenlied
Kriemhild ging,
Wo sie Frau Brunhilden · und ihr Gesind' empfing.
Man konnte lichte Hände · am Kränzlein rücken sehn,
Da sich die beiden küßten · das war aus Liebe geschehn.
Da sprach wohlgezogen · Kriemhild das Mägdelein:
»Ihr sollt uns willkommen · in diesem Lande sein,
Mir und meiner Mutter · und allen, die uns treu
Von Mannen und von Freunden« · Da verneigten sich die zwei.
Oftmals mit den Armen · umfingen sich die Fraun.
So minniglich Empfangen · war nimmer noch zu schaun,
Als die Frauen beide · der Braut da taten kund,
Frau Ute mit der Tochter · sie küßten oft den süßen Mund.
Da Brunhilds Frauen alle · nun standen auf dem Strand,
Von waidlichen Recken · wurden bei der Hand
Freundlich genommen · viel Frauen ausersehn.
Man sah die edeln Maide · vor Frau Brunhilden stehn.
Bis der Empfang vorüber war · das währte lange Zeit,
Manch rosigem Munde · war da ein Kuß bereit.
Noch standen beieinander · die Königinnen reich:
Das freuten sich zu schauen · viel der Recken ohne Gleich.
Da spähten mit den Augen · die oft gehört vorher,
Man hab' also Schönes · gesehen nimmermehr
Als die Frauen beide · das fand man ohne Lug.
Man sah an ihrer Schöne · auch nicht den mindesten Trug.
Wer Frauen schätzen konnte · und minniglichen Leib,
Der pries um ihre Schöne · König Gunthers Weib;
Doch sprachen da die Kenner · die es recht besehn,
Man müsse vor Brunhilden · den Preis Kriemhilden zugestehn.
Nun gingen zueinander · Mägdelein und Frauen;
Es war in hoher Zierde · manch schönes Weib zu schaun.
Da standen seidne Hütten · und manches reiche Zelt,
Womit man erfüllt sah · hier vor Worms das ganze Feld.
Des Königs Freunde drängten · sich, um sie zu sehn.
Da hieß man Brunhilden · und Kriemhilden gehn
Und all die Fraun mit ihnen · hin, wo sich Schatten fand;
Es führten sie die Degen · aus der Burgunden Land.
Nun waren auch die Gäste · zu Roß gesessen all;
Da gab's beim Lanzenbrechen · durch Schilde lauten Schall.
Das Feld begann zu stäuben · als ob das ganze Land
Entbrannt war in der Lohe · da machten Helden sich bekannt.
Was da die Recken taten · sah manche Maid mit an.
Wohl ritt mit seinen Degen · Siegfried der kühne Mann
In mancher Wiederkehre · vorbei an dem Gezelt;
Der Nibelungen führte · tausend Degen der Held.
Da kam von Tronje Hagen · wie ihm der König riet;
Der Held mit guter Sitte · die Ritterspiele schied,
Daß sie nicht bestaubten · die schönen Mägdelein:
Da mochten ihm die Gäste · gerne wohl gehorsam sein.
Da sprach der edle Gernot · »Die Rosse laßt stehn,
Bis es beginnt zu kühlen · daß wir die Frauen schön
Mit unserm Dank geleiten · bis vor den weiten Saal;
Will dann der König reiten · find' er euch bereit zumal.«
Das Kampfspiel war vergangen · über all dem Feld:
Da gingen kurzweilen · in manches hohe Zelt
Die Ritter zu den Frauen · um hoher Lust Gewinn:
Da vertrieben sie die Stunden · bis sie weiter sollten ziehn.
Vor des Abends Nahen · als sank der Sonne Licht
Und es begann zu kühlen · ließ man es länger nicht:
Zu der Feste hüben · Fraun und Ritter sich;
Mit Augen ward geliebkost · mancher Schönen minniglich.
Von guten Helden wurden · viel Pferde müd' geritten,
Von den Hochgemuten · nach des Landes Sitten,
Bis vor dem Saale · abstieg der König wert.
Da diente man den Frauen · und hob sie nieder vom Pferd.
Da wurden auch geschieden · die Königinnen reich.
Hin ging Frau Ute · und Kriemhild zugleich
Mit ihrem Ingesinde · in ein weites Haus;
Da vernahm man allenthalben · der Freude rauschenden Braus.
Man richtete die Stühle · der König wollte gehn
Zu Tisch mit den Gästen · Da sah man bei ihm stehn
Brunhild die schöne · die da die Krone trug
In des Königs Lande · sie erschien wohl reich genug.
Da sah man viele Sitze · und gute Tafeln breit
Mit Speisen beladen · so hörten wir Bescheid.
Was sie da haben sollten · wie wenig fehlte dran!
Da sah man bei dem König · gar manchen herrlichen Mann.
Des Wirtes Kämmerlinge · in Becken goldesrot
Reichten ihnen Wasser · das wär' vergebne Not,
Sagte wer, man hätte · je fleiß'gern Dienst getan
Bei eines Fürsten Hochzeit · ich glaubte schwerlich daran.
Eh' der Vogt vom Rheine · hier das Wasser nahm,
Zu Gunthern trat da Siegfried · er durft' es ohne Scham,
Und mahnt' ihn seiner Treue · die er ihm gab zu Pfand,
Bevor er Brunhilden · daheim gesehen in Island.
Er sprach zu ihm: »Gedenket · mir schwur eure Hand,
Wenn wir Frau
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