Das Nibelungenlied
sein
Entbietet seine Dienste · der Heergeselle mein.
Ich verließ ihn wohlgeborgen · er hat mich euch gesandt,
Daß ich sein Bote würde · mit Mären her in euer Land.
»Nun helft mir es fügen · wie es auch gescheh',
Daß ich die Königin Ute · und eure Schwester seh';
Die soll ich hören lassen · was ihr zu wissen tut
Gunther und Frau Brunhild · um sie beide steht es gut.«
Da sprach der junge Geiselher · »So sprecht bei ihnen an;
Da habt ihr meiner Schwester · einen Liebesdienst getan.
Sie trägt noch große Sorge · um den Bruder mein:
Die Maid sieht euch gerne · dafür will ich euch Bürge sein.«
Da sprach der Degen Siegfried · »Wo ich ihr dienen kann,
Das soll immer treulich · und willig sein getan.
Wer sagt nun, daß ich komme · den beiden Frauen an?«
Da warb die Botschaft Geiselher · dieser waidliche Mann.
Geiselher der junge · sprach zu der Mutter da
Und auch zu seiner Schwester · als er die beiden sah:
»Uns ist gekommen Siegfried · der Held aus Niederland;
Ihn hat mein Bruder Gunther · her zum Rheine gesandt.
»Er bringt uns die Kunde · wie's um den König steht;
Nun sollt ihr ihm erlauben · daß er zu Hofe geht:
Er bringt die rechten Mären · uns her von Island.«
Noch war den edlen Frauen · große Sorge nicht gewandt.
Sie sprangen nach dem Staate · und kleideten sich drein
Und luden Siegfrieden · nach Hof zu kommen ein.
Das tat der Degen williglich · weil er sie gerne sah.
Kriemhild die edle · sprach zu ihm in Güte da:
»Willkommen, Herr Siegfried · ein Ritter ohne Gleich,
Wo blieb mein Bruder Gunther · der edle König reich?
Durch Brunhilds Stärke, fürcht' ich · ging er uns verloren:
O weh mir armen Mägdelein · daß ich je ward geboren!«
Da sprach der kühne Ritter · »Nun gebt mir Botenbrot!
Ihr zwei schönen Frauen · weinet ohne Not.
Ich verließ ihn wohlgeborgen · das tu' ich euch bekannt:
Sie haben mich euch beiden · mit der Märe hergesandt.
»Mit freundlicher Liebe · viel edle Herrin mein,
Entbeut euch seine Dienste · er und die Traute sein.
Nun laßt euer Weinen · sie wollen balde kommen.«
Sie hatte lange Tage · so liebe Märe nicht vernommen.
Mit schneeweißem Kleide · aus Augen wohlgetan
Wischte sie die Tränen · zu danken hüben sie an
Dem Boten dieser Märe · die ihr war gekommen.
Ihr war die große Trauer · und auch ihr Weinen benommen.
Sie hieß den Boten sitzen · des war er gern bereit.
Da sprach die Minnigliche · »Es wäre mir nicht leid,
Wenn ich euch geben dürfte · zum Botenlohn mein Gold.
Dazu seid ihr zu vornehm · so bleib' ich sonst denn euch hold.«
»Und würden dreißig Lande« · sprach er, »mein genannt,
So empfing' ich Gabe · doch gern aus eurer Hand.«
Da sprach die Wohlgezogne · »Wohlan, es soll geschehn.«
Da hieß sie ihren Kämmerer · nach dem Botenlohne gehn.
Vierundzwanzig Spangen · mit Edelsteinen gut
Gab sie ihm zum Lohne · So stund des Helden Mut:
Er wollt' es nicht behalten · er gab es unverwandt
Ihren schönen Maiden · die er in der Kammer fand.
Ihre Dienste bot ihnen · die Mutter gütlich an.
»Ich soll euch ferner sagen« · sprach der kühne Mann,
»Um was der König bittet · gelangt er an den Rhein:
Wenn ihr das, Fraue, leistet · er will euch stets gewogen sein.
»Seine reichen Gäste · das ist sein Begehr,
Sollt ihr wohl empfangen · auch bittet er euch sehr,
Entgegen ihm zu reiten · vor Worms ans Gestad.
Das ist's, worum der König · euch in Treun gebeten hat.«
»Das will ich gern vollbringen« · sprach die schöne Magd:
»Worin ich ihm kann dienen · das ist ihm unversagt.
Mit freundlicher Treue · wird all sein Wunsch getan.«
Da mehrte sich die Farbe · die sie vor Freude gewann.
Nie sah man Fürstenboten · besser wohl empfahn:
Wenn sie ihn küssen durfte · sie hätt' es gern getan;
Wie minniglicher Weise · er von den Frauen schied!
Da taten die Burgunden · wie da Siegfried ihnen riet.
Sindold und Hunold · und Rumold der Degen
Großer Unmuße · mußten sie da pflegen,
Als sie die Sitze richteten · vor Worms an dem Strand:
Die Schaffner des Königs · man sehr beflissen da fand.
Ortwein und Gere · säumten auch nicht mehr,
Sie sandten nach den Freunden · allwärts umher,
Die Hochzeit anzusagen · die da sollte sein;
Der zierten sich entgegen · viel der schönen Mägdelein.
Der Pallas und die Wände · waren allzumal
Verziert der Gäste wegen · König Gunthers Saal
Ward herrlich ausgerüstet · für manchen fremden Mann;
Das große Hofgelage · mit hohen
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