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Das Nibelungenlied

Das Nibelungenlied

Titel: Das Nibelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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mich da band!
Zu einem Nagel trug sie mich · und hing mich hoch an die Wand.
    »Da hing ich sehr in Ängsten · die Nacht bis an den Tag,
Eh' sie mich wieder löste · wie sanft sie da lag!
Das sei dir in der Stille · geklagt in Freundlichkeit.«
Da sprach der starke Siegfried · »Das ist in Wahrheit mir leid.
    »Das will ich euch beweisen · verschmerzt ihr den Verdruß.
Ich schaffe, daß sie heute Nacht · so nah euch liegen muß,
Daß sie euch ihre Minne · nicht länger vorenthält.«
Die Rede hörte gerne · nach seinem Leide der Held.
    Da sprach der starke Siegfried · »Es wird noch alles gut.
Uns beiden war wohl ungleich · heute Nacht zumut.
Mir ist deine Schwester · wie Leben lieb und Leib!
So muß nun auch Frau Brunhild · noch heute werden dein Weib.
    »Ich komme heute Abend · zu deinem Kämmerlein
Also wohl verborgen · in der Tarnkappe mein,
Daß sich meiner Künste · niemand mag versehn.
Laß dann die Kämmerlinge · zu ihren Herbergen gehn:
    »So lesch' ich den Knappen · die Lichter an der Hand:
Daß ich sei darinnen · sei dir dadurch bekannt,
Und daß ich gern dir diene · So zwing' ich dir dein Weib,
Daß du sie heute minnest · ich verlör' denn Leben und Leib.«
    »Wenn du sie nicht minnest« · der König sprach da so,
»Meine liebe Fraue · des andern bin ich froh;
Was du auch tust und nähmst du · Leben ihr und Leib,
Das wollt' ich wohl verschmerzen · sie ist ein schreckliches Weib.«
    »Das nehm' ich,« sprach da Siegfried · »auf die Treue mein,
Daß ich sie nicht berühre · die liebe Schwester dein
Geht mir über alle · die ich jemals sah.«
Wohl glaubte König Gunther · der Rede Siegfriedens da.
    Da gab's von Ritterspielen · Freude so wie Not,
Den Buhurd und das Lärmen · man allzumal verbot.
Da wo die Frauen sollten · nach dem Saale gehn,
Geboten Kämmerlinge · den Leuten, nicht im Weg zu stehn.
    Von Rossen und von Leuten · räumte man den Hof.
Der Frauen jedwede · führt' ein Bischof,
Als sie vor den Königen · zu Tische sollten gehn.
Ihnen folgten zu den Stühlen · viel der Degen ausersehn.
    Bei seinem Weib der König · in froher Hoffnung saß:
Was Siegfried ihm verheißen · im Sinne lag ihm das.
Der eine Tag ihn dauchte · wohl dreißig Tage lang:
Nach seiner Fraue Minne · all sein Denken ihm rang.
    Er konnt' es kaum erwarten · bis vorbei das Mahl.
Brunhild die schöne · rief man aus dem Saal
Und auch Kriemhilden · sie sollten schlafen gehn:
Hei! was man kühner Degen · sah vor den Königinnen stehn!
    Siegfried der Herre · gar minniglich saß
Bei seinem schönen Weibe · mit Freuden ohne Haß.
Sie koste seine Hände · mit ihrer weißen Hand,
Bis er ihr vor den Augen · sie wußte nicht wie, verschwand.
    Da sie mit ihm spielte · und sie ihn nicht mehr sah,
Zu seinem Ingesinde · sprach die Königin da:
»Mich wundert sehr, wo ist doch · der König hingekommen?
Wer hat seine Hände · mir aus den meinen genommen?«
    Sie ließ die Rede bleiben · Da eilt' er hinzugehn,
Wo er die Kämmerlinge · fand mit Lichtern stehn:
Die lescht' er unversehens · den Knappen an der Hand:
Daß es Siegfried wäre · das war da Gunthern bekannt.
    Wohl wußt' er, was er wolle · er ließ von dannen gehn
Mägdelein und Frauen · Als das war geschehn,
Der edle König selber · verschloß der Kammer Tür:
Starke Riegel zweie · die warf er eilends dafür.
    Hinterm Bettvorhange · barg er der Kerzen Licht.
Ein Spiel sogleich begannen · vermeiden ließ sich's nicht,
Siegfried der starke · und die schöne Maid:
Das war dem König Gunther · beides lieb und auch leid.
    Da legte sich Siegfried · der Königin bei.
Sie sprach: »Nun laßt es, Gunther · wie lieb es euch auch sei,
Daß ihr nicht Not erleidet · heute so wie eh.«
Nicht lang, so tat die Fraue · dem kühnen Siegfried ein Weh'.
    Er hehlte seine Stimme · kein Wörtlein sprach er da.
Wohl hörte König Gunther · obgleich er sie nicht sah,
Daß Heimliches von beiden · wenig geschehen sei;
Nicht viel bequeme Ruhe · im Bette fanden die Zwei.
    Er stellte sich, als wär' er · Gunther der König reich;
Er umschloß mit Armen · das Mägdlein ohne Gleich'.
Sie warf ihn aus dem Bette · dabei auf eine Bank,
Daß laut an einem Schemel · ihm das Haupt davon erklang.
    Wieder auf mit Kräften · sprang der kühne Mann,
Es besser zu versuchen · wie er das begann,
Daß er sie zwingen wollte · da widerfuhr ihm Weh.
Ich glaube nicht, daß solche Wehr · von Frauen je wieder gescheh'.
    Da er's nicht lassen wollte · das Mägdlein

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