Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Nibelungenlied

Das Nibelungenlied

Titel: Das Nibelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
Vom Netzwerk:
sie geschieden · wie Sitte war im Land:
Zu andern Zimmern gingen · Ritter und Frau'n zur Hand.
Man richtete die Tische · in dem Saale weit
Und ward den fremden Gästen · zu allen Diensten bereit.
    Den Gästen ging zuliebe · die edle Markgräfin
Mit ihnen zu den Tischen · die Tochter ließ sie drin
Bei den Mägdlein weilen · wo sie nach Sitte blieb.
Daß sie die nicht mehr sahen · das war den Gästen nicht lieb.
    Als sie getrunken hatten · und gegessen überall,
Da führte man die Schöne · wieder in den Saal.
Anmut'ge Reden · wurden nicht gescheut:
Viel sprach deren Volker · ein Degen kühn und allbereit.
    Da sprach unverhohlen · der edle Fiedelmann:
»Viel reicher Markgraf · Gott hat an euch getan
Nach allen seinen Gnaden · er hat euch gegeben
Ein Weib, ein so recht schönes · dazu ein wonnigliches Leben.
    »Wenn ich ein König wäre« · sprach der Fiedelmann,
»Und sollte Krone tragen · zum Weibe nähm' ich dann
Eure schöne Tochter · die wünschte sich mein Mut.
Sie ist minniglich zu schauen · dazu edel und gut.«
    Der Markgraf entgegnete · »Wie möchte das wohl sein,
Daß ein König je begehrte · der lieben Tochter mein?
Wir sind hier beide heimatlos · ich und mein Weib:
Was hilft große Schönheit · unsrer guten Tochter Leib?«
    Zur Antwort gab ihm Gernot · der edle Degen gut:
»Sollt' ich ein Weib mir wählen · nach meinem Sinn und Mut,
So wär' ich solches Weibes · stets von Herzen froh.«
Darauf versetze Hagen · in höfischen Züchten so:
    »Nun soll sich doch beweiben · mein Herr Geiselher:
Es ist so hohen Stammes · die Markgräfin hehr,
Daß wir ihr gerne dienten · ich und all sein Lehn,
Wenn sie bei den Burgunden · unter Krone sollte gehn.«
    Diese Rede dauchte · den Markgrafen gut
Und auch Gotelinde · wohl freute sich ihr Mut.
Da schufen es die Helden · daß sie zum Weibe nahm
Geiselher der edle · wie er es mocht' ohne Scham.
    Soll ein Ding sich fügen · wer mag ihm widerstehn?
Man bat die Jungfraue · hin zu Hof zu gehn.
Da schwur man ihm zu geben · das schöne Mägdelein,
Wogegen er sich erbot · die Wonnigliche zu frein.
    Man beschied der Jungfrau · Burgen und auch Land.
Da sicherte mit Eiden · des edeln Königs Hand
Und Gernot der Degen · es werde so getan.
Da sprach der Markgraf · »Da ich Burgen nicht gewann,
    »So kann ich euch in Treuen · nur immer bleiben hold.
Ich gebe meiner Tochter · an Silber und an Gold,
Was hundert Saumrosse · nur immer mögen tragen,
Daß es des Bräutigams Freunden · nach Ehren möge behagen.«
    Da wurden diese beiden · in einen Kreis gestellt
Nach dem Rechtsgebrauche · Mancher junge Held
Stand ihr gegenüber · in fröhlichem Mut;
Er gedacht' in seinem Sinne · wie noch ein Junger gerne tut.
    Als man begann zu fragen · die minnigliche Maid,
Ob sie den Recken wolle · zum Teil war es ihr leid;
Doch dachte sie zu nehmen · den waidlichen Mann.
Sie schämte sich der Frage · wie manche Maid hat getan.
    Ihr riet ihr Vater Rüdiger · daß sie spräche ja,
Und daß sie gern ihn nähme · Wie schnell war er da
Mit seinen weißen Händen · womit er sie umschloß,
Geiselher der junge! · Wie wenig sie ihn doch genoß!
    Da begann der Markgraf · »Ihr edeln Kön'ge reich,
Wenn ihr nun wieder reitet · heim in euer Reich,
So geb' ich euch, so ist es · am schicklichsten, die Magd,
Daß ihr sie mit euch führet« · Also ward es zugesagt.
    Der Schall, den man hörte · der mußte nun vergehn.
Da ließ man die Jungfrau · zu ihrer Kammer gehn
Und auch die Gäste schlafen · und ruhn bis an den Tag.
Da schuf man ihnen Speise · der Wirt sie gütlich verpflag.
    Als sie gegessen hatten · und nun von dannen fahren
Wollten zu den Heunen · »Davor will ich euch wahren,«
Sprach der edle Markgraf · »ihr sollt noch hier bestehn;
So liebe Gäste hab' ich · lange nicht bei mir gesehn.«
    Dankwart entgegnete · »Das kann ja nicht sein:
Wo nähmt ihr die Speise · das Brot und auch den Wein,
Das ihr doch haben müßtet · für solch ein Heergeleit?«
Als das der Wirt erhörte · er sprach: »Die Rede laßt beiseit'.
    »Meine lieben Herren · ihr dürft mir's nicht versagen.
Wohl geb' ich euch die Speise · zu vierzehen Tagen,
Euch und dem Gesinde · das mit euch hergekommen.
Mir hat der König Etzel · noch gar selten was genommen.«
    Wie sehr sie sich wehrten · sie mußten da bestehn
Bis an den vierten Morgen · Da sah man geschehn
Durch des Wirtes Milde · was weithin ward bekannt:
Er gab seinen Gästen · beides Ross' und

Weitere Kostenlose Bücher