Das Nibelungenlied
seinem Schwert.
Doch lag vor Geiselheren · Iring da noch unversehrt.
Von des Helmes Schwirren · und von des Schwertes Klang
Waren seine Sinne · so betäubt und krank,
Daß sich der kühne Degen · des Lebens nicht besann.
Das hatt' ihm mit den Kräften · der starke Geiselher getan.
Als ihm aus dem Haupte · das Schwirren jetzt entwich,
Das er zuerst mußt' leiden · von dem Schlage fürchterlich,
Da gedacht' er: »Ich lebe · und bin auch nirgend wund:
Nun ist mir erst die Stärke · des kühnen Geiselher kund!«
Zu beiden Seiten hört' er · seine Feinde stehn.
Sie hätten's wissen sollen · so wär' ihm mehr geschehn.
Auch hatt' er Geiselheren · vernommen nahe bei:
Er sann, wie mit dem Leben · den Feinden zu entkommen sei.
Wie tobend der Degen · aus dem Blute sprang!
Er mochte seiner Schnelle · wohl sagen großen Dank.
Da lief er aus dem Hause · wo er Hagen fand,
Und schlug ihm schnelle Schläge · mit seiner kraftreichen Hand.
Da gedachte Hagen · »Du mußt des Todes sein.
Befriede dich der Teufel · sonst kannst du nicht gedeihn.«
Doch traf Iring Hagnen · durch seines Helmes Hut.
Das tat der Held mit Waske · das war eine «Waffe gut.
Als der grimme Hagen · die Wund' an sich empfand,
Da schwenkte sich gewaltig · das Schwert in seiner Hand.
Es mußte vor ihm weichen · Hawarts Untertan:
Hagen ihm die Stiege · hinab zu folgen begann.
Übers Haupt den Schildrand · Iring der kühne schwang.
Und war' dieselbe Stiege · drei solcher Stiegen lang,
Derweil ließ ihn Hagen · nicht schlagen einen Schlag.
Hei! was roter Funken · da auf seinem Helme lag!
Doch kam zu den Freunden · Iring noch gesund.
Da wurde diese Märe · Kriemhilden kund,
Was er dem von Tronje · hatt' im Streit getan;
Dafür die Königstochter · ihm sehr zu danken begann.
»Nun lohne Gott dir, Iring · erlauchter Degen gut!
Du hast mir wohl getröstet · das Herz und auch den Mut:
Nun seh' ich blutgerötet · Hagens Wehrgewand!«
Kriemhild nahm ihm selber · den Schild vor Freud' aus der Hand.
»Ihr mögt ihm mäßig danken« · begann da Hagen,
»Versucht' er es zum andern Mal · das ziemte dem Degen.
Kam' er heran wieder · er war' ein kühner Mann.
Die Wunde frommt euch wenig · die ich noch von ihm gewann.
»Daß ihr von meiner Wunde · mir seht den Harnisch rot,
Das hat mich noch erbittert · zu manchen Mannes Tod.
Nun bin ich erst im Zorne · auf ihn und manchen Mann;
Mir hat der Degen Iring · noch kleinen Schaden getan.«
Da stand dem Wind entgegen · Iring von Dänenland;
Er kühlte sich im Harnisch · den Helm er niederband.
Da priesen ihn die Leute · für streitbar und gut:
Darüber trug der Markgraf · nicht wenig hoch seinen Mut.
Da sprach Iring wieder · »Nun, Freunde, sollt ihr gehn
Und neue Waffen holen · ich will noch einmal sehn,
Ob ich bezwingen möge · den übermüt'gen Mann.«
Sein Schild war verhauen · einen bessern er gewann.
Gewaffnet war der Recke · bald in noch festre Wehr.
Er griff in seinem Zorne · nach einem starken Speer:
Damit wollt' er aufs neue · gegen Hagen an.
Bereit auf ihn in Feindschaft · stand der mordgrimme Mann.
Da wollte sein nicht harren · Hagen der Degen.
Mit Schüssen und mit Hieben · lief er ihm entgegen
Die Stiege bis zu Ende · zornig war sein Mut.
Da kam dem Degen Iring · seine Stärke nicht zugut.
Sie schlugen durch die Schilde · daß es zu loh'n begann
Mit feuerrotem Winde · Hawarts Untertan
Ward von Hagens Schwerte · da gefährlich wund
Durch Schild und durch Brünne · er ward nicht wieder gesund.
Als Iring der Degen · der Wunde sich besann,
Den Schild rückte näher · dem Helm der kühne Mann.
Ihn dauchte voll der Schaden · der ihm war geschehen;
Bald tat ihm aber größern · der in König Gunthers Lehn.
Hagen vor seinen Füßen · einen Wurfspieß liegen fand;
Auf Iringen schoß er · den von Dänenland,
Daß man ihm aus dem Haupte · die Stange ragen sah.
Ein grimmes Ende ward ihm · von dem Recken Hagen da.
Iring mußt' entweichen · zu seinen Dänen hin.
Eh' man den Helm dem Degen · mochte niederziehn,
Brach man den Speer vom Haupte · da naht' ihm der Tod.
Das beweinten seine Freunde · es zwang sie wahrhafte Not.
Da kam die Königstochter · auch zu ihm heran:
Iring den starken · hub sie zu klagen an.
Sie beweinte seine Wunden · es war ihr grimmig leid.
Da sprach vor seinen Freunden · dieser Recke kühn im Streit:
»Laßt eure Klage bleiben · viel hehre Königin.
Was hilft euer Weinen? · Mein Leben muß dahin
Schwinden aus den
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