Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
die Straße säumten.
Aber Harry strahlte, und Mo fragte sich, ob er ein Gefühl der Sicherheit von dem Mann übernahm, der ihn trug. Patrick war sehr selbstsicher. Man sah es an seiner aufrechten Haltung und dem energischen, fast ungeduldigen Gang– in einem Tempo, bei dem Mo mit Rosies Kinderwagen kaum mitkam.
Ein solches Selbstvertrauen verwechselt man leicht mit Arroganz, dachte Mo. Aber bei ihm trifft das nicht zu, vielmehr habe ich den Eindruck, er fände es nicht bedrohlich, einen Fehler zuzugeben. Arrogante Menschen hingegen müssen ständig ihre Überlegenheit beweisen, aber bei Patrick habe ich nicht das Gefühl, er würde sich wegen seines finanziellen Erfolgs oder auch nur seiner Stärke für was Besseres halten. Ich kann mir vorstellen, dass er mit Idioten, Faulpelzen und Schwätzern nicht viel Geduld hat, befand Mo. Aber wer hat das schon?
Vor dem Café hob Patrick Harry, der entzückt kicherte, weil er einen Moment durch die Luft schwebte, von seinen Schultern und setzte ihn auf dem Boden ab. Dann zog er sich mit einer Hand und in rasender Geschwindigkeit den Pulli aus, als hätte das Kleidungsstück versucht, ihn zu erdrosseln.
» Puh«, sagte er, als er sein Hemd glatt strich. » Zu Hause würde ich noch einen Mantel tragen. Wird es hier eigentlich jemals kalt?«
» Keine Ahnung«, erwiderte Mo. » Ich hab hier noch keinen Winter erlebt.«
Und weiß nicht, ob ich das noch werde, dachte sie, doch sie verdrängte den Gedanken sofort.
Das Café hatte eine breite Veranda, auf der einige Tische standen. Mo spähte durch den Eingang und sah, dass es wie üblich am Samstagmittag brechend voll war.
» Es hat schon seine Vorteile, an einem Ort zu wohnen, wo es auch im November heiß ist«, sagte sie und schob den Kinderwagen zum nächsten freien Tisch auf der Veranda. » Man kann immer draußen essen.«
Patrick ging hinein, um die Bestellung aufzugeben. Mo gab Harry ein Malbuch und Stifte und reichte Rosie einen Zwieback, den sie ihr mit einem empörten Quieken entriss, als hätte Mo ihn absichtlich vor ihr versteckt.
» Ich wünschte, du wärst schon älter, weißt du?«, sagte Mo zu ihr. » Denn wenn dein Vater Scheiße bauen wollte, würdest du ihm sofort an die Kehle gehen, stimmt’s?«
» Hola!«
Winkend fuhr Angel auf seinem Liegerad vorbei. Er trug ein rot-weißes Kopftuch, das er am Hinterkopf verknotet hatte, sodass ihm die Enden wie gepunktete Zöpfchen herabhingen. Damit sah er aus wie ein mexikanischer Bandit, der sich abgesetzt hat und zum Zirkus will.
» Was zum Teufel war das denn?«, sagte Patrick, als er sich zu ihnen setzte. » Verzeihung. In Gegenwart der Kinder sollte ich nicht fluchen.«
» Wieso nicht? Mach ich doch auch«, erwiderte Mo. » Das war mein Vermieter. Sie sollten sich mal treffen und Vermieterinterna austauschen.«
Patrick atmete geräuschvoll aus. Mo warf ihm einen neugierigen Blick zu.
» Ich brauche ganz andere Interna«, sagte er.
Xavier erschien und brachte ihnen den Kaffee.
» Grazie«, sagte Patrick zu ihm. » Ich weiß, das ist kein Spanisch, aber ich geb mein Bestes.«
» Meinetwegen können Sie auch klingonisch sprechen«, erwiderte Xavier, » solange Sie nur Trinkgeld geben.«
» War das eine Drohung?«, fragte Patrick Mo, als Xavier davoneilte. » Wird er in meine huevos rancheros spucken?«
Mo trank einen Schluck Kaffee und seufzte zufrieden. » Von jemandem, der so guten, starken Kaffee macht«, verkündete sie, » würde ich mich gerne anspucken lassen, sogar zweimal!«
Patrick lachte. » Darrell hat schon erzählt, dass Sie komisch sind.«
» Lustig komisch?«, fragte Mo. » Oder jetzt-muss-ich-Darrell-jagen-und-töten-komisch?«
» Ersteres.« Patricks Lächeln schwand. » Aber ich bin versucht, Letzteres selbst zu erledigen.« Er schüttelte den Kopf. » Ich weiß nicht, was zum Teufel in sie gefahren ist! Ich meine: einfach nach Neuseeland abhauen? Hat sie den Verstand verloren, verdammt noch mal?«
Mo war hin- und hergerissen. Ein Teil in ihr stimmte Patrick zu. Doch trotz ihrer letzten Krise betrachtete sie Darrell immer noch als ihre beste Freundin. Und Freunde, ganz gleich, wie bekloppt sie sich aufführten, mussten verteidigt werden.
» Sie brauchte einen Zufluchtsort, an dem sie sich sicher fühlen kann«, erklärte Mo.
» Wieso denn?«, fragte Patrick entrüstet. » Sie hat doch jede Menge Familie daheim!«
Mo sah ihn unbewegt an, und er verdrehte die Augen. » Ja, ja, schon gut. Stimmt schon.«
Patrick warf einen
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