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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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war, war das Bild vor ihm– ein dunkeläugiger, grinsender Riese– so überraschend und unbegreiflich, dass sich sein Hirn schlichtweg weigerte, es zu verarbeiten.
    » Morgen, mein Lieber«, sagte Patrick. » Du bist aber auch schon länger hier, stimmt’s?«
    Benedict starrte verschlafen um sich, als wüsste er immer noch nicht, ob er eine Halluzination hatte. » Ich hab absolut keine Ahnung«, antwortete er.
    » Es ist neun Uhr morgens«, sagte Patrick. » Donnerstag. Falls dir das weiterhilft.«
    Jetzt war Benedict überzeugt, das Opfer eines gewaltigen kosmischen Scherzes zu sein.
    » Was machst du denn hier?«, fragte er.
    » Und du ?« , erwiderte Patrick. » Ich dachte, du wärst schon längst weg?«
    Benedict verzog den Mund. » Das wollte ich auch. Aber wenn man kein Geld hat, sind die Möglichkeiten begrenzt. Da ich mir einen Linienflug nach London nicht leisten kann, musste ich auf Last-Minute ausweichen, was hieß, dass ich die Nacht hier bleiben musste. Jetzt habe ich einen Flug– von New York aus. Und dorthin komme ich über Dodge City in Kansas, Dubuque in Iowa und Wilkes-Barre/Scranton, dem Tor zum nordöstlichen Pennsylvania und den Pocono-Mountains.«
    » Autsch.«
    » Und du? Was machst du hier?«, fragte Benedict noch einmal.
    Patrick taxierte ihn mit einem Lächeln, das Benedict ziemlich nervtötend fand.
    » Unter anderem«, antwortete Patrick, » biete ich dir eine letzte Gnadenfrist vor der Todesstrafe durch einen Inlandsflug an.«
    Zwei Kaffees, ein Schinkensandwich und ein Riesenstück Torta della Nonna später lehnte Benedict immer noch ab.
    » Ich kann nicht«, erklärte er. » Aus mehreren Gründen. Außerdem hab ich mich schon von allen verabschiedet. Danach kann man nicht mehr zurück. Nicht mal, wenn man seinen Hut vergessen hat.«
    » Von Gulliver hast du dich noch nicht verabschiedet«, wandte Patrick ein.
    Benedict wurde rot. » Nein. Zugegeben. Ich wollte ihm schreiben.«
    » Dann beeil dich lieber«, sagte Patrick. » Er fliegt nämlich Samstag mit mir nach London. Um da zu leben.«
    Benedicts Gabel mit einem Stück Torte verharrte auf halbem Weg zum Mund. » Du machst Witze.«
    » Wir haben ihn an einer guten Schule untergebracht«, erwiderte Patrick. » Ich glaube, es wird ihm gefallen.«
    » Was ist mit Aishe?«, fragte Benedict leise.
    » Die ist ein bisschen zu alt für die Schule.«
    Benedict legte die Gabel auf den Teller, die Torte blieb nur zur Hälfte aufgegessen. » Du weißt, was ich meine.«
    » Sie verkauft das Haus. Und danach?« Patrick zuckte die Achseln. » Sie ist erwachsen. Und wird ihre eigenen Entscheidungen treffen.« Er blickte auf seine Uhr. » Los jetzt«, sagte er und stand auf. » Wenn ich die Schwiegereltern verpasse, stecke ich in der Scheiße.«
    » Äh«, sagte Benedict und stand beunruhigt auf. » Ich erinnere mich nicht, ja gesagt zu haben.«
    Patrick nahm Benedicts Rucksack.
    » Ich spendier dir einen Direktflug nach London«, sagte er. » Business Class.«
    Benedict hob den Blick zur Decke, senkte ihn dann zu Boden und stand eine Weile fußtippend da. Schließlich sagte er: » Ich weiß nicht, wo ich wohnen soll.«
    » Das ist nun garantiert das Letzte, worum du dich sorge n mu sst«, erwiderte Patrick und reichte ihm seinen Rucksack.
    Patrick selbst machte sich mehr Sorgen darüber, ob er die Lawrences anhand des Fotos erkennen würde, das Mo ihm gezeigt hatte. Doch es stellte sich heraus, dass Virginia haargenau so aussah wie auf dem Bild, inklusive Perlenkette und allem. Chads Vater hingegen, fand Patrick, wirkte, als hätte er bereits die ersten Vorbereitungen zur Einbalsamierung hinter sich. Man sah, dass er früher ein großer, kräftiger Mann gewesen war, aber jetzt hing ihm die gelblich verfärbte Haut so schlaff von den Knochen wie nasse Wäsche auf einer Leine, und er bewegte sich stark vornübergebeugt, so als wäre sein Kopf zu schwer, um ihn aufrecht zu halten.
    Patrick stellte sich ihnen vor und hoffte, dass Mo ihnen sein Kommen angekündigt hatte. Unabhängig davon war Mos Schwiegermutter einfach zu wohlerzogen, um etwas derartiges wie Überraschung zu zeigen. Lediglich als Patrick die Hand ausstreckte, um Lawrence zu begrüßen, und nur einen verwirrten Blick erntete, runzelte Virginia die Stirn. Sie fasste sich jedoch schnell wieder und schüttelte Patricks Hand leicht und mit einem knappen, angespannten Lächeln, das Patrick an seine Mutter erinnerte, wenn sie ihr sogenanntes Komitee-Gesicht aufsetzte.
    » Und Sie sind auch

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