Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
Daumen über seine Schulter gedeutet. » Könnt ihr ihr sagen, dass ich draußen warte?«
» Klar, Kumpel.« Eddie hatte ihm einen Klaps auf den Arm versetzt. » Ich wünsch’ dir was. Bis nächste Woche!«
Aishe hatte keinen Ton hervorgebracht.
Seit diesem Abend waren erst anderthalb Tage vergangen. Aishe kamen sie vor wie eine Ewigkeit. Gestern Nachmittag hatte Benedict wie üblich Gulliver unterrichten sollen. Also war Aishe mit einem Vorwand verschwunden, bevor er eintraf. Doch als sie zurückkam, war er noch da. Ungefähr eine Minute. Er hatte sich höflich von ihr verabschiedet, mehr nicht. Aishe hatte gewusst, dass es nichts gab, was sie hätte sagen können, und hatte es gar nicht erst versucht. Sie ging davon aus, dass es von nun an so zwischen ihnen laufen würde.
Ich habe mein Druckmittel verloren, meine ganze Macht, dachte sie. Dieses Mal hab ich es endgültig versaut.
Sie warf einen Blick auf die Digitalanzeige ihres Weckers, die im abgedunkelten Schlafzimmer giftig leuchtete. Viertel vor sechs.
Tja, dachte sie, während sie dalag und sich fragte, ob sie Lust hatte aufzustehen. Immerhin gibt’s noch eine klitzkleine Kleinigkeit, für die ich sonst noch dankbar sein kann.
Außer Benedict, Eddie und mir weiß niemand von der Sache.
Benedict lag im Bett und versuchte, sich weder zu bewegen, noch etwas zu denken. Bewegen wollte er sich nicht, weil er Izzy nicht aufwecken wollte. Sie würde zweifellos erwarten, dass er noch mal mit ihr schlief.
Ehrlich gesagt war es alles andere als schrecklich, mit ihr zu schlafen, aber es war einfach nicht das, was er wollte. Und bestimmt nicht das, was er geplant hatte.
Die Ereignisse, die dazu geführt hatten, dass er mit Izzy im Bett lag, waren ein Grund, nicht nachdenken zu wollen. Der andere war sein Geständnis Mo gegenüber. Er war weder besonders stolz auf beides, noch war ihm wohl angesichts der möglichen Konsequenzen. In beiden Fällen hatte er das Gefühl, als hätte er an einer Flasche gerieben und einen Geist daraus befreit– allerdings keine Wunschfee, die ihm helfen wollte, sondern einen, der darauf brannte, ihm zu schaden. Und jetzt war es zu spät, den Stöpsel wieder in die Flasche zu schieben.
Vorgestern Abend hatte er einfach nur noch sterben wollen. Dieser verfickte Eddie! Benedict benutzte das Wort ›ficken‹ so selten, dass es ihn schon aus dem Gleichgewicht brachte, es nur zu denken. Aber verfickt noch mal, hatte er geflucht. Wie konnte sie nur diesen verfickten Eddie ficken! Eddie würde sogar eine seiner eigenen Gitarren vögeln. Und hatte es zweifellos längst schon getan!
Er hatte auf dem Bürgersteig vor Eddies Gitarrenladen gestanden und sich nichts sehnlicher gewünscht, als sich von der nächsten Klippe zu stürzen. Doch da er weder einen Wagen hatte, noch wusste, wo die nächste Klippe war, war er nur zwischen zwei Laternen hin und her getigert.
Ich will nicht auf Izzy warten, hatte er gedacht. Ich will jetzt überhaupt niemanden sehen! Doch als er gerade einfach gehen wollte, war es schon zu spät.
» Was ist denn los?«, hatte Izzy gefragt.
» Nichts«, hatte er geantwortet. » Ist egal.«
Sie hatte ihn einen Moment lang prüfend angesehen. » Alles klar«, hatte sie dann gesagt und sich umgeschaut. » Da drüben ist ein Pub. Wollen wir was trinken?«
» Das heißt hier Bar«, war Benedict herausgerutscht.
Izzy hatte mit den Schultern gezuckt. » Pub. Bar. Ist doch dasselbe in Grün.« Dann hatte sie ihn beim Arm genommen. » Komm schon, ich spendier dir ein ein pissdünnes amerikanisches Bier.«
Und wenn ich es bei ein oder zwei Bier belassen hätte, dachte Benedict, wäre ich unbeschadet da rausgekommen. Dann würde ich hier jetzt friedlich und herrlich allein liegen.
Doch auf das Bier war Tequila gefolgt. Izzy hatte sich, ganz im Gegensatz zu ihm, als äußerst trinkfest erwiesen. Er erinnerte sich nur noch an eine anfeuernde Menge und an Barkeeper, die ihnen immer wieder nachschenkten. Vielleicht aber auch nur mir, dachte er. Zu dem Zeitpunkt habe gar ich nicht mehr alles mitbekommen.
Er wusste nicht, wie er in seine Wohnung gekommen war. Auch nicht daran, mit Izzy geschlafen zu haben. Aber am Morgen hatte sie in einem seiner T-Shirts auf der Bettkante gesessen und ihm einen Kaffee hingehalten.
» Ich hab mich für heute krankgemeldet«, hatte sie verkündet. » Die alte Ziege wird zwar ausrasten, aber was soll’s?«
» Scheiße!« Benedict hatte einen Blick auf den Wecker geworfen. Mühsam war er aus dem
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