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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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In Aishe war langsam roter Nebel aufgestiegen.
    Benedict hatte zu ihr geblickt, als hätte er ihren wachsenden Zorn gespürt. Sie hatte gesehen, wie er kurz zusammenzuckte, bevor er den Blick rasch wieder abwandte. Aishe hatte weiter zu ihnen hinübergestarrt, mit bohrendem Blick, um ihre Körpersprache zu analysieren. Izzy hatte nahe bei ihm gestanden, ihn aber nicht berührt. Doch dann hatte Benedict etwas gesagt, das Gulliver und Izzy zum Lachen brachte. Und da hatte Aishe gesehen, wie Izzy kurz ihren Kopf auf Benedicts Schulter legte.
    Nein, hatte Aishe gedacht. Nein. Den kriegst du nicht.
    Dann war ihr wieder bewusst geworden, dass Eddie neben ihr stand. » Klein Benny hier wird die Probe leiten.« Dann war er näher zu ihr gerückt. » Setz dich doch zu mir.«
    Und das war’s. Im Rückblick konnte Aishe dankbar sein, weil Gullivers Anwesenheit verhindert hatte, dass sie sich vollkommen zum Narren gemacht hatte. Trotzdem hatten Eddie und sie schamlos geflirtet. In null Komma nichts hatte er seinen Arm um ihre Stuhllehne gelegt, damit seine Finger die Kurve ihres Busens unter ihrem Arm erkunden konnten.
    Aishe hatte es zugelassen, denn ihre Stühle standen hinter der Band und die Schüler und Izzy hatten den Blick auf ihre Noten gerichtet. Im Gegensatz dazu hatte Benedict, der vor der Band stand, freien Blick auf Eddies heimliche Fummelei. Zu Aishes großer Befriedigung hatte er alle Mühe, sich auf die Musik und die Band zu konzentrieren. Als er sich zum dritten Mal für seine Unaufmerksamkeit entschuldigen musste, hatte Aishe gesehen, wie Izzy sich mit einem scharfen Blick in ihre Richtung vergewisserte, ob sie für die Ablenkung verantwortlich waren. Sie sieht jedoch, hatte Aishe mit grimmigem Lächeln gedacht, nur zwei Erwachsene, die die Bemühungen der Kinder würdigen. Blöde, blonde Kuh.
    Nach einer Dreiviertelstunde hatte Benedict die Probe unterbrochen.
    » Pause«, hatte Eddie ihr ins Ohr geflüstert. » Willst du mit runter in mein Büro? Ich hab dort einen Vorrat an Hochprozentigem.«
    Aishe hatte sich keinerlei Illusionen hingegeben, dass Eddie ihr in seinem Büro lediglich etwas zu trinken anbieten wollte. Gut zwanzig Sekunden hatte sie gezögert– genau die Zeit, die Izzy brauchte, um sich bei Benedict unterzuhaken und ihren Mund seinem Ohr zu nähern.
    Und dann hatte sie gesagt: » Warum zum Teufel eigentlich nicht?«
    Warum nicht ficken, wäre eine ehrlichere Antwort gewesen, dachte Aishe jetzt, als sie an die Decke ihres Zimmers starrte. Ich hab’s zugelassen, hab mich von ihm gegen den Aktenschrank drängen lassen, weil ich irrsinnigerweise dachte, damit könnte ich mich irgendwie rächen. Es war kurz und schmutzig, und unter anderen Umständen, in längst vergangenen Zeiten, hätte ich es vielleicht sogar genossen. Aber sobald es losging, wusste ich, dass es ein Fehler war. Und dann entwich meine ganze selbstgerechte Wut, und ich fühlte mich nur noch gleichgültig, dämlich und besudelt.
    Noch etwas, wofür ich dankbar sein kann, dachte Aishe. Eddie wollte eindeutig nicht mehr von mir. Sie hatten sich schweigend– in Eddies Fall zufrieden schweigend– wieder gesellschaftsfähig gemacht. Irgendwann hatte Eddie sogar angefangen zu pfeifen. Aishe erinnerte sich, dass ihr an diesem Punkt Mordfantasien gekommen waren. Ihm wirklich ein Messer in Herz zu rammen, daran dachte sie allerdings erst, als er sie durch die Bürotür führte und sie sich plötzlich Benedict gegenübersahen. Benedict war abrupt stehen geblieben und ließ seine Augen von ihr zu Eddie wandern. In ihnen war nicht der allergeringste Zweifel darüber zu lesen gewesen, was sie gerade gemacht hatten.
    » Ich muss weg«, hatte Benedict zu Eddie gesagt. » Tut mir leid. Ein Notfall.«
    » Ach, ja?«, hatte Eddie gesagt und die Achseln gezuckt. » Kein Thema. Ich übernehme.«
    » Ben?«
    Aishe hatte nach oben geblickt und gesehen, dass Izzy die Treppe heruntergehüpft kam. Unsicher hatte sie auf die Gruppe am Ende der Treppe gestarrt, wobei ihre Verwirrung der atemberaubenden Schönheit ihres Gesichts keinerlei Abbruch tat.
    » Ist alles in Ordnung?«
    » Oh, Iz. Ja.« Benedict hatte auf den Fußballen gewippt, als juckte es ihn, so schnell wie möglich die Flucht zu ergreifen. » Aber ich muss los. Es– äh– ist was dazwischengekommen.«
    » Ach. Okay, ich hol meine Tasche.«
    Und dann war sie schnell losgerannt, um sie zu holen, bevor Benedict protestieren konnte.
    » Äh.« Ohne jemanden anzusehen, hatte Benedict mit dem

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