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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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›jugendliche Popikone‹ wollte sie sich wirklich nicht präsentieren. Als heiße Mutter: ja. Als Candygirl: nein. Stattdessen war sie in hautenger Jeans, hochhackigen Cowboystiefeln und einem pinkfarbenen T-Shirt vom Tierheim aufgetaucht, das sie extra eine Nummer zu klein gewählt hatte. Aishe wusste, dass ihre Titten unglaublich darin aussahen, und der Anblick ihres Pos in diesen Jeans hatte schon respektable Männer leise aufstöhnen lassen, wenn sie an ihnen vorbeikam.
    Als Gulliver, der mit seiner Basstasche über der Schulter an der Haustür auf sie wartete, sie so die Treppe herunterkommen sah, hatte sein Gesicht einen leicht gequälten Ausdruck angenommen. » Willst du etwa so mitkommen?«
    » Ja, wieso?«
    » Etwas KRASS , findest du nicht?«
    Aishe fiel auf, dass ihr Sohn nichts anhatte, was irgendwie Anstoß erregen konnte: ein verschossenes blaues T-Shirt mit einem unverständlichen Logo darauf und eine gerade geschnittene Jeans, die zwar auf die Hüften gerutscht war, aber noch keine Unterwäsche freilegte.
    » Dann zieh ich mir wohl das Twinset und die Perlenkette an, wie?«
    Gulliver hatte die Augen verdreht. » Beschwer dich nur nicht, wenn Eddie auf dich anspringt.«
    Eddie will ich nicht auffallen, hatte Aishe gedacht. Andererseits kann ein bisschen Konkurrenz nicht schaden.
    Während der gesamten zwanzigminütigen Fahrt hatte Aishe darüber gegrübelt, ob sie wirklich Konkurrenz hatte oder ob Izzy tatsächlich nur das war, was die verdächtigste Phrase aller Zeiten behauptete: eine gute Freundin. Liebend gern hätte sie Gulliver ausgequetscht, aber sie wusste, er war klug genug, sich nach dem Grund zu fragen. Das ging nicht. Gulliver durfte niemals von ihr und Benedict erfahren.
    Die Musikschule war in einem großen, offenen Saal über Eddies Gitarrenladen untergebracht. Als Aishe Gulliver die Treppe hinauffolgte, hatte sie anerkennend festgetsellt, dass es ein ausgezeichneter Laden war. Eddie war eindeutig jemand, der sich unsterblich in dieses Instrument verliebt hatte. Hier gab es keine Massenware, sondern nur liebevoll von Hand gearbeitete Gitarren, jede mit eigenen Macken und Qualitäten. Sie hatte kurz angehalten, um sich eine rotweiße genauer anzusehen, die ihr ungewöhnlich klein vorkam.
    » Die nennt man eine Ritchie Valens«, sagte eine Stimme mit New Yorker Akzent. » Weißt du warum?«
    Aishe hatte sich umgedreht. Dieses Mal trug Eddie nicht sein übliches kreissägeähnliches Hutmodell, sondern eine britische Melone, die er tief in die Stirn gezogen hatte. Außerdem ein weißes Hemd mit weiten Ärmeln, eine schwarze Jeans und eine bunt gemusterte Weste, womit er aussah wie eine Kreuzung aus Alex in Clockwork Orange und der Sänger von Madness. Obwohl Aishe ihm im Vorbeigehen nur einen flüchtigen Blick zugeworfen hatte, hatte sie gesehen, dass er gut aussah. Grau meliertes Haar, strahlend blaue Augen, ein festes Kinn und ein ansteckendes Lächeln. Nicht mehr jung– Anfang fünfzig, schätzte sie. Aber nicht schlecht. Wirklich gar nicht schlecht.
    » Weil man damit gut mexikanische Musik spielen kann?«
    » Nö. Weil die im Flugzeug ebenfalls ins Fach fürs Handgepäck passt. Geschmacklos, aber wahr.« Eddie hatte ihr seine Hand entgegengestreckt. » Du bist Gullivers Mutter. Er hat großes Talent.«
    Aishe hatte seinen Händedruck erwidert. » Das finde ich auch. Allerdings bin ich seine Mutter, wie du schon sagtest.«
    Eddie hatte die Treppe hinauf gewiesen. » Komm mit hoch.«
    Er ließ sie vorgehen und das nicht, da war sich Aishe ziemlich sicher, aus Gründen altmodischer Höflichkeit. Also sorgte sie dafür, ein bisschen stärker als üblich mit dem Hintern zu wackeln.
    Der Raum über dem Laden war riesig und nur spärlich beleuchtet. Aishes Blick war sofort zu Gulliver gewandert, der in einer Ecke seinen Bass auspackte– und mit Benedict sprach. Neben Benedict erhaschte sie einen Blick auf einen hellen Lockenschopf, der jedoch von Gulliver halb verdeckt war. Izzy. Das musste sie sein.
    Aishe hatte sich dabei ertappt, wie sie innerlich skandierte: Lass sie nicht hübsch sein. Lass sie nicht hübsch sein.
    Dann war Gulliver einen Schritt beiseitegetreten.
    Scheiße. Izzy war hinreißend und, was sie am meisten aufbrachte, eine Naturschönheit. Kein Make-up, nur schöne, leuchtende Farben auf makelloser Haut. Wilde, blonde Locken mit karamellfarbenen Strähnchen. Umwerfende Figur, groß, mit endlos langen Beinen und einem üppigen Busen. Und jung. Höchstens fünfundzwanzig.

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