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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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der Schwarze Ritter in Monty Pythons Ritter der Kokosnuss. Selbst wenn mir alle Glieder abgehackt worden wären, würde ich noch daliegen und brüllen Ich bin unsterblich! Und der Tod würde zurückbrüllen: ›Du hast sie ja nicht mehr alle!‹«
    Connie nahm ihr Weinglas, trank aber nicht.
    » Ich habe mich gefragt, wie mein Leben wohl ausgesehen hätte, wenn ich mutiger gewesen wäre«, sagte sie.
    » Connie.«
    Etwas in Mos Stimme veranlasste Connie, sie anzusehen. Als sie es tat, lächelte Mo und hob ihr Glas.
    » Unser Leben ist noch nicht vorbei!«

24
    Aishe schreckte auf, ihr Herz raste. Sie hatte wieder den Traum mit der Welle gehabt. Dabei fing er immer so schön an: Sie und Gulliver waren irgendwo an einem wilden, einsamen Strand wie in England an der Küste von Dorset, im Schutz einer hohen Klippe. Das Wetter war ruhig und schön, und außer ihnen war niemand zu sehen. In kameradschaftlichem Schweigen spazierten sie den Strand entlang.
    Dann– wie bei einem plötzlichen Szenenschnitt im Film– befand Aishe sich plötzlich oben auf der Klippe und sah über den Rand zu Gullivers jetzt winziger Gestalt hinunter, die immer noch am Strand zu sehen war. Gewöhnlich sammelte er Steine oder Stöcke, und zwar immer, in jedem Traum, mit dem Rücken zum Meer. Wo sich zu Aishes Entsetzen langsam aber unerbittlich eine Welle aufzutürmen begann.
    Die Aishe im Traum wusste, dass Gulliver nur die kleinen Wellen hören konnte, die sanft zischend ans Ufer spülten. Er hatte keine Ahnung von der riesigen Welle direkt hinter ihm, die über ihm brechen und ihn fortreißen würde. Das Meer, das anschwoll und wuchs wie ein monströses Lebewesen, würde ihren Sohn packen und unter Wasser ziehen. Er hatte keine Chance.
    Im Traum versuchte sie, ihn zu rufen, brachte aber keinen Ton heraus. Sie riss den Mund weit auf und strengte sich ungeheuer an, doch sie war stumm. Hinter Gulliver türmte sich die Welle immer höher auf, und sie konnte ihn nicht retten. Dann wachte sie immer auf.
    Das war das Schlimmste. Im Kopf wusste sie, dass es nur ein Traum gewesen war. Aber in dem Moment, wenn sie aufwachte, war jeder Muskel ihres Körpers in Panik angespannt, ihr Herz raste und ihr Atem ging so schnell, dass sie ihn nur mit Mühe unter Kontrolle bringen konnte. Das Schrecklichste jedoch war ein derart schmerzhaftes Gefühl von Verlust, dass sie den wilden Drang verspürte zu schreien, sich auf den Boden zu werfen, ihn mit den Fäusten zu bearbeiten und vor Trauer und Schmerz zu brüllen.
    Zum ersten Mal hatte sie diesen Traum gehabt, als Gulliver zwei Jahre alt gewesen war. Frank hatte neben ihr geschlafen, und sie hatte sich schluchzend und zitternd in seine noch schlaftrunkenen Arme geworfen. Obwohl sie wusste, dass sie allein in ihrem Bett war, streckte sie jetzt eine Hand aus und legte sie dorthin, wo ein anderer Körper hätte sein können. Sie fuhr mit ihr über die flache Mulde, wo noch vor gar nicht langer Zeit andere Schultern gelegen hatten.
    Was ist bloß los mit mir?, fragte sie sich. Wieso bin ich nur so darauf versessen, etwas zu bekommen, um es dann gleich wieder gründlich zu sabotieren? Wie als würde man als Assassine beginnen und als Kamikazeflieger enden. Das ganze Territorium, das ich unbedingt sichern will, explodiert in tausend Stücke und hinterlässt nur einen rauchenden Krater.
    Benedict zu verführen, war schon die richtige Idee. Ich durfte auf keinen Fall riskieren, dass er der Hebel ist, der Gulliver weiter von mir entfernt. Zwar hatte ich sofort Erfolg, hab es aber genauso schnell geschafft, alles wieder zu ruinieren. Und noch schlimmer ist, dass ich wusste, was ich tat! Ich habe mir vorsätzlich die Granate zwischen die Zähne geklemmt und den Stift gezogen. Sogar da hätte jeder vernünftige Mensch sie weggeschmissen und Deckung gesucht. Aber ich habe einfach nur dagestanden und habe zugelassen, dass mir meine ganze Welt um die Ohren fliegt.
    Der Abend in Gullivers Musikschule war auch so eine Kamikaze-Aktion gewesen, von Anfang bis Ende. Voller Misstrauen und Wut war sie dort aufgetaucht, um einer Bedrohung entgegenzutreten, und genau das war der springende Punkt. Wahrscheinlich konnte sie noch dankbar sein, dass es nicht noch katastrophaler geendet hatte, aber dennoch kam sie sich vor wie eine Idiotin und Versagerin.
    Sie hatte nicht ihr goldenes Latexkleid angezogen. Obwohl sie wusste, dass sie es noch immer ausfüllen konnte, hatte sie befürchtet, darin wie Katy Perry auszusehen. Und als

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