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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Maler«, sagte Gordie.
    »Wirklich?« sagte der Typ. »Doch hoffentlich keiner von diesen schrecklichen Modernen.«
    »Aber nein«, sagte Gordon. »Natürlich bin ich kein moderner Maler. Ich wurde im verdammten 16. Jahrhundert geboren, oder nicht? Ich bin ein alter Meister, kapiert?«
    Vielleicht nicht ganz die Sprache für Buck House, aberunter den Umständen vertretbar. Der Typ zeigte Gordie die kalte Schulter, empört, daß er eine Ehrung mit so einem Tier teilen sollte. Gordon kratzte sich ostentativ am Sack und gähnte.
    Jedenfalls, der Wohltätigkeitsschnatterer war irgendwann an der Reihe, sich hinzuknien und bedient zu werden. Zufällig wurde seine Investitur zum Komtur der kriechenden Kröten, oder für welchen Orden er auch immer anstand, von keiner Melodie untermalt, da die Kapelle gerade damit beschäftigt war, die Notenblätter von »Consider yourself« von ihren Pulten zu nehmen und durch »Born Free« zu ersetzen. In ergriffenem Schweigen berührte das Schwert Ihrer Maj dem Mann die Schultern, mit schicklicher Würde richtete er sich auf und neigte den Kopf mit zackigem Schwung, der jeden ihrer Kammerdiener beschämt hätte. In diesem Moment entledigte sich sein nervöses, angespanntes und erregbares Nervensystem eines erstaunlich lang anhaltenden und überraschend lauten Furzes. Die Monarchin machte einen Schritt zurück, was zwar Teil des Protokolls war, aber für jeden Anwesenden eine unwillkürliche Reaktion auf das gewaltige Posaunen des Mannes zu sein schien. Sein Gesichtsausdruck, als er kläglich den Gang herabkam, war einer tiefsten Schmerzes. Jeder einzelne im Raum starrte ihn an oder, schlimmer noch, wartete, bis er mit ihm auf einer Höhe war, und wendete dann die Augen ab. Gordon, der ihm begegnete, als er selbst sich auf den Weg zum Thron machte, brummte ihm, allen vernehmlich, zu: »Schon in Ordnung, alter Knabe. Sie wird’s gewohnt sein. Hat jede Menge Hunde und Pferde, denk dran.«
    Gordie zufolge kräuselten sich die Lippen der Queen daraufhin zu einem Lächeln, und sie unterhielt sich mit ihm länger als mit jedem anderen. Als er auf seinen Platzneben den immer noch knallroten Furzer zurückkehrte, krächzte Sir Gordon im Verein mit der jetzt wieder aktiven Kapelle »Frei geborn, frei-ei wie der WIND BLÄST.«
    Da er nun einmal ein nachtragender Mistkerl ist, ließ Gordon es damit natürlich nicht auf sich beruhen. Im Gedränge der Presse, die sich vor dem Palast und besonders um ihn scharte, wurde er gefragt, wie das Spektakel denn gelaufen sei.
    »Der Mann da drüben«, sagte Gordon und zeigte auf den Kerl, der bloß mit seiner Frau und einem Fotografen einer Regionalzeitung aus Hampshire dastand, die ihm sein Ego wieder aufpolstern sollten, »hat einen einfach überwältigenden Furz gelassen, unserer Hoheit praktisch ins Gesicht. Wirklich erstaunlich. Ein Anarchist, nehme ich an.«
    Die Bande flog hinüber wie Fliegen auf einen Kuhfladen, und das letzte, was man von der jämmerlichen Kreatur sah, war, wie er die Passage hinunterstürzte, seine seidene Angströhre hüpfte hinter ihm übers Pflaster. Er verlor seinen Hut, seinen Ruf und wahrscheinlich seine Frau auf einen einzigen Streich Gordon Fells hin. Beleidige nie einen Maler. Das ist es nicht wert.
    Ich dachte immer, was dieser Mann durchgemacht hat, sei das Peinlichste, was einem Menschen zustoßen kann. Da wußte ich noch nicht, was Gott an diesem stürmischen Nachmittag in Norfolk für mich auf Lager hatte.
    Während der Regen auf uns herabprasselte, führte ich einen schaudernden David am Rand der westlichen Auffahrt entlang. Das Vorwärtskommen war mühsam: Er ging gebeugt, preßte sich das Taschentuch auf die Lenden und war nur zu schlurfenden Greisenschritten imstande. Schließlich schafften wir es, und ich sagte, er solle sich bis zu meiner Rückkehr unter einen Baum stellen. Wieder im Haus, stieß ich als erstes auf Rebecca.
    »Ted, um Himmels willen!« rief sie. »Du siehst aus, als wärst du frisch dem Sumpf entstiegen.«
    »Hab keine Zeit zum Reden, Rebecca«, sagte ich. »Kannst du ein Leben retten und mir deinen Wagen leihen?«
    »Warum?«
    »Erklär ich dir später. Verdammt dringend. Bitte.«
    Sie zuckte die Achseln. »Bedien dich, Schätzchen. Er steht hinterm Haus.«
    »Gott segne dich. Ach, Rebecca? Noch einen Gefallen. Simon wird in der nächsten halben Stunde oder so ins Haus zurückkommen. Würdest du ihm diesen Zettel geben?«
    Ich schnappte mir ein Blatt des häuslichen Briefpapiers, kritzelte eine

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