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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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pflanze ich den Geist tief in jemanden ein …«
    Plötzlich mußte ich an Olivers Hämorrhoiden beim Frühstück denken und verschluckte mich. Ein warmer dicker Tropfen fiel mir klatschend auf den Kopf. Mist, dachte ich. Irgend so eine verdammte Ringeltaube. Ein weiterer Tropfen landete auf meinem Arm. Regen.
    »… aber ich glaube, in deinem Fall wäre es am besten«, setzte David fort, »wenn der Geist hier eingeführt würde.«
    Er fuhr Clara mit dem Daumen über die Lippen.
    »Du meinst, ich müßte ihn
trinken

    David seufzte. Mir war offenkundig, daß er die Naivität von Claras Reaktionen nicht gerade entgegenkommend fand.
    »Dein Vater hat es dir doch erklärt, oder? Er hat dir gesagt, daß ich die Kraft habe, Menschen zu helfen. Er hat dir gesagt, du sollst mir vertrauen und tun, was ich sage, oder?«
    Clara nickte. Sie sah keineswegs glücklich aus.
    »Damit du den Geist aufnehmen kannst, werde ich dich stillen, wie eine fürsorgliche Mutter ihre Kinder stillt.«
    Clara antwortete nicht.
    »Denk immer daran, wie der reine, lebendige Geist in dich eingehen und dich ganzmachen wird. Er wird deine Augen und deine Zähne heilen. Er wird dich mit Kraft und Schönheit erfüllen.«
    »Wie schmeckt das?«
    Klasse, die Kleine. Sie wurde mir zunehmend sympathisch. Poesie liegt im praktischen Detail.
    »Er schmeckt nach allem, was du gern hast. Nach Honig und süßer warmer Milch.«
    »Anis?«
    »Wenn du Anis magst, wird er nach Anis schmecken.«
    »Ich
hasse
Anis.«
    »Nun, dann wird er nicht nach Anis schmecken. Was ist dein Lieblingsgeschmack?«
    »Worcestersauce.«
    »Hm …« David stockte. Ich konnte mir vorstellen, woran er dachte; wieviel Überzeugungskraft würde es haben, wenn er behauptete, daß sein reiner, heiliger Strom des Geistes tatsächlich nach Worcestersauce schmecken würde? »Dein Verstand wird jeden Geschmack erschaffen, den er sich wünscht«, war das Beste, was ihm einfiel.
    »Sieht er wenigstens wie Worcestersauce aus?«
    »Spielt doch keine Rolle, wie er aussieht!« David wurde langsam gereizt.
    »Jetzt fängt es auch noch an zu regnen.«
    »Regen ist gut. Er ist sauber und rein und ziemlich warm.«
    Um Schutz zu finden, schob ich mich tiefer in den Busch; die Dornen um mich herum kämmten mir mit wütenden Kratzern das Haar.
    David hatte seinen Ärger überwunden und sprach jetzt mit ruhigem, hypnotischem Gurren.
    »Clara. Man hat dir gesagt, du sollst mir vertrauen, und du vertraust mir. Man hat dir gesagt, ich würde dir helfen, und ich helfe dir. Ich lege mich jetzt so zurück, ja? Jetzt nehme ich deine Hand und lege sie hierher, genau auf meine Jeans.«
    »Was ist das?«
    »Du weißt, was das ist. Das mußt du doch wissen. Fühle es einfach einen Moment lang. Fühle, wie warm und stark es ist. Da kommt der Geist her. Gut so.«
    Claras Körper verdeckte mir die Sicht auf die Einzelheiten dieser idyllischen Waldszene. Ich konnte sehen, wie Davids Gesicht in die Baumkronen hochschaute und wie seine Zehen sich in den Schuhen bogen. Ich konnte Claras Schultern und einen Teil ihres Arms sehen. In weiter Ferneerklang ein Donnergrollen, und der Regen begann auf die Blätter zu peitschen.
    »Gut«, sagte er. »Jetzt zieh hier auf und … genau. Aber vorsichtig.«
    »Sehen die alle so aus?«
    »Du mußt doch schon mal einen gesehen haben?«
    »Ein Mädchen in der Schule hat mir ein Magazin gezeigt. Der hatte aber nicht diese lose Haut.«
    »AU! PASS DOCH AUF!«
    »Was hab ich denn getan? Was hab ich denn getan?«
    »Nein, nein. Es ist schon gut. Aber du mußt sanfter sein. Er ist extrem empfindlich, weißt du. So, hübsch langsam.«
    »Er ist so heiß.«
    »Ja, das stimmt. Ist er. Sehr heiß. Die Hitze stammt von dem Geist, der dich gesund und ganz machen wird. Jetzt möchte ich, daß du deinen Kopf neigst.«
    »Ich will nicht …«
    »Clara … es ist ganz einfach.«
    »Aber da machst du doch …«
    »Was?«
    »Aber damit pinkelst du doch.«
    »Clara, bitte! Er ist völlig sauber. So sauber, daß er deinen ganzen Körper reinigen kann. Du mußt mir vertrauen. Was wird dein Vater sagen, wenn ich ihm erzähle, daß du es nicht geschafft hast, mir zu vertrauen!«
    »Also gut, dann …«
    Durch die wuchernden Dornenzweige sah ich, wie ihr Kopf sich senkte und wie David ihr die rechte Hand in den Nacken legte.
    »Ruhig«, sagte David. Ich konnte mir denken, daß er froh war, daß die Zähne des Mädchens nach außen standen und nicht nach innen.
    »Wimbledon«, antwortete sie, oder das verstand

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