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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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ichjedenfalls. Es könnte sein, daß sie etwas anderes gesagt hat. Ich nehme an, jedes Wort, das unter solchen Umständen gesprochen wird, käme als Wimbledon heraus.
    »Birmingham!« sagte sie und widerlegte mich.
    »Verzehre den Geist«, sagte David, die nach unten zeigende Fläche seiner freien Hand öffnete und schloß sich um die Streu des Waldbodens. Der Regen fiel jetzt stärker, prallte von einem Baumstumpf neben seinem Kopf ab. »Ja. Hör nicht auf. Mach weiter. Ja. Jeden Moment … jeden Moment wirst du den Geist spüren …«
    Jeden Moment?
Grundgütiger, die Jugend ist außerordentlich. Ich hätte eine halbe Stunde daliegen müssen, um bloß warm zu werden.
    »Ja … ja … ja …
ja
!« Davids Stimme erhob sich singend. Aber mit einer Gewalt, die stärker war als das entfernte Donnergrollen, bellte plötzlich eine tiefe Stimme aus der Dunkelheit hinter ihnen.
    »NEIN! NEIN! LASS SIE LOS!«
    Vier Dinge geschahen gleichzeitig.
    Ted Wallace fiel vor Erstaunen vornüber in den Dornbusch und riß sich das Handgelenk auf.
    David jaulte vor Schmerz.
    Clara riß ihren Kopf aus Davids Schoß hoch, ein rosig cremefarbener Strom blubberte ihr aus dem Mund.
    Simon brach durch die Büsche und stürzte auf die Lichtung, das Gesicht weiß vor Zorn.
    Ich befreite mich von den Dornen und sah, wie Clara Simon in die Arme taumelte, würgend und schluchzend. David setzte sich auf und starrte auf das zerrissene, blutende Chaos in seinem Schoß hinab. Sein magischer Zeugezapfen schien noch ganz zu sein, Schwein gehabt, aber Claras Schneidezähne hatten seiner Unterseite eine Schramme zugefügt und ein Fleischläppchen abgeschält.
    Simon drückte mit einer Hand Claras Kopf an seine Schulter und betrachtete darüber hinweg seinen Bruder. Seine Schultern bebten, und die Zunge leckte ihm über die Lippen, während er nach Worten suchte. Der Regen strömte zwischen ihnen herab, und der wilde elektrische Duft frisch benetzten Waldes stieg vom Erdboden auf.
    Endlich fand Simon seine Sprache wieder.
    »Doktor …«, schrie er, »… hilf dir selber.«
    Der arme alte Simon, ungebildet wie eh und je.
    Er drehte sich und sprach auf Clara ein, als der sich nähernde Donner das Wäldchen erschütterte.
    »Wir können dich unmöglich ins Haus gehen lassen, so wie du aussiehst. Komm, ich bringe ich zu Jarrolds Cottage. Da kannst du dich waschen.«
    Clara klammerte sich an ihn, als sie die Lichtung verließen. Die Vorderseite ihres Kleides war von Regenwasser, Blut, Samen und Brocken frisch erbrochenem Treacle Pie durchnäßt und verschmutzt.
    »Ihr könnt mich doch nicht so liegenlassen!« rief David ihnen nach. »Simon! Komm zurück!«
    Sie verschwanden im Wald. David krümmte sich hin und her, der Regen klatschte ihm die Haare an die Kopfhaut.
    Dort saß ein Kind, überlegte ich, das eines Patenonkels arg bedurfte. Seufzend zog ich ein Taschentuch aus der Hose und stand auf. Schweigend sah er, wie ich auf ihn zukam, und zitterte wie ein Kaninchen in der Falle. Sein Atem erreichte die oberen Register seiner Stimmbänder, als er schwer keuchend Luft holte.
    »Du hast’s gesehen?« brachte er heraus.
    »Red nicht«, sagte ich. »Kein einziges Wort. Kannst du aufstehen?«
    Er griff nach meinem Arm, zerrte sich hoch und zuckte dabei zusammen wie nicht recht gescheit. Armer Saftsack.

ACHT
     
     
    Als Gordon Fell 1987 zum Ritter geschlagen wurde, schmiß er hinterher zur Feier des Tages ein Zechgelage im Savoy. Natürlich nicht im Dominion Club, wie sich das gehört hätte, sondern im Savoy. Na ja, auch egal. Im Lauf der Party erzählte er uns von der Zeremonie im Buckingham Palace. Gordie war an jenem Morgen natürlich nicht der einzige, der den Ritterschlag empfing. Die Queen schafft auf einen Schlag Dutzende von Kandidaten. Anscheinend werden sie wie bei einem Vortrag in Reihen gesetzt, während eine Kapelle der Wachen im Hintergrund schließmuskelschließend unpassende Melodien wie »A Spoonful of Sugar« oder »Chitty Chitty Bang Bang« spielt. Gordon sollte nach dem neben ihm sitzenden aufgeblasenen Narren niederknien und den Schlag empfangen. Dieses prahlerische kleine Würstchen hatte sich den Weg in den Vorstand der einen oder anderen großen Wohltätigkeitsorganisation erschleimt und wollte nun einsammeln, was er für die ihm zustehende Belohnung hielt.
    Das Menschlein hatte sich voller Stolz vorgestellt und flüsterte, nachdem Gordon ihm seinen Namen genannt hatte: »Und was machen Sie? Diplomatisches Corps, ja?«
    »Ich bin

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