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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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weggesteckt. Das ist alles. Ich hab sie seit Ewigkeitennicht mehr gesehen. Vor über zwanzig Jahren hat sie mich in einem Wirbelsturm aus geschleuderten Tauftorten und wüsten Beschimpfungen verabschiedet.«
    »Ich meine nicht Mummy, ich meine ihren Bruder.«
    »
Logan?
Du meinst Logan? Herrgott im Himmel, Weib …« Ich wollte noch einiges loswerden, aber der Husten war über mich gekommen, was er jetzt öfter tat. Es geht mit einem Kitzeln in der Kehle los und kann sich, obwohl ich mich mit meinem Urteil zurückhalten sollte, zu einer ganz schön beeindruckenden Darbietung auswachsen. Etwas zwischen einem kotzenden Esel und einer explodierenden Puddingfabrik. Jane sah ohne Mitleid zu, wie ich keuchte und mich langsam zu verhältnismäßiger Ruhe schnaufte. »Du kanntest ihn«, wiederholte sie, »du kanntest ihn besser als die meisten anderen. Und du bist, vergiß das nicht, Davids Patenonkel.«
    »Also«, ächzte ich und wischte mir die Tränen von den Wangen, »was das angeht, hab ich nichts vergessen. Hab ihm vor ’n paar Wochen erst ein Konfirmationsgeschenk geschickt. Bekam den reinsten Heiligenkringel zur Antwort.«
    »Er hat dir
Gebäck
geschickt?«
    »Nein, einen Götterkopfputz, einen … ach, vergiß es.«
    Keiner versteht mehr Englisch.
    »Von
Davids
Konfirmation wußtest du, von meiner nicht.«
    Herrgott, was für eine greinende alte Zimtzicke.
    »Ich hab dir doch gesagt«, versetzte ich geduldig, »daß deine Mutter nichts mit mir zu tun haben will. Ich habe sie vor drei oder vier Jahren in Swafford gesehen und habe damals gemerkt, daß sie mir noch immer nicht vergeben hat. Dein Onkel Michael hingegen hat ein großes Herz.«
    »Und ein noch größeres Bankkonto.«
    Da erübrigte sich jede Antwort. Es war richtig, daß Michaels Freundschaft mir sehr viel bedeutete und die seiner Schwester Rebecca keinen Deut, aber ich redete mir ein, Geld sei dabei nicht alles. Andererseits redete ich mir auch ein, daß die Welt Dichter verehrte und daß es eines Tages keine Kriege mehr geben würde und daß alle Fernsehstars von einem tödlichen Virus dahingerafft würden. Zwischen dem, was ich mir einredete, und dem, was kalt und objektiv der Fall war, fiel ein verflucht riesiger Schatten.
    »Ich möchte, daß du das als Auftrag betrachtest. Ich bin keine sonderlich reiche Frau …«
    Nein, natürlich nicht, woher auch? Das hast du alles für Lalique-Flakons auf den Kopf gehauen, für peruanische Geburtstücher und namibische Lippenjuwelen, du blöde Kuh.
    »… aber ich könnte dir hunderttausend jetzt geben und den Rest … entweder später oder dir in meinem Testament vermachen.«
    »Einhunderttausend?« Ich erblickte mich in dem kunstvoll dunstvoll angelaufenen Spiegel über dem Kaminsims. Ich sah eine Meerbarbe, gaffend, stieläugig, knallrot und sehr, sehr gierig.
    »Alles in allem eine Viertelmillion.«
    »Eine Viertelmillion?«
    »Ja.«
    »Du meinst keine
Lire
, oder? Ich meine, du redest wirklich von britischen Pfund?«
    Sie nickte feierlich.
    »Ich weiß nicht… Jane … eine Viertelmillion ist eine Menge Geld und, ich will’s dir nicht verhehlen, ungeheuer verlockend für mich. Aber ich weiß nicht, ob ich das Zeug habe, für irgend jemanden irgend etwas zu tun, das, wenn’smit halbwegs rechten Dingen zugeht, ein Zehntel dieser Summe wert wäre.«
    »Du wirst hart arbeiten müssen«, sagte Jane.
    Ich sah an ihren Mundwinkeln, daß nichts, was ich sagen konnte, sie umstimmen würde. Ihr Geist war so ausgeklinkt wie ihr Gesicht zugeschminkt.
    »Und du wirst schnell arbeiten müssen. Egal, was du entdeckst, ich muß es wissen, bevor ich sterbe. Das heißt wenn.«
    »Äh … wenn was?«
    »Wenn ich sterbe.«
    »Wenn du stirbst?«
    »Wenn ich sterbe.«
    Wir klangen zunehmend wie eine schwer beschickerte Konjugationsklasse.
    »Aber du hast doch gesagt …«
    »Nein, die Ärzte haben das gesagt, die Ärzte haben gesagt, daß ich sterben werde. Ich glaube das nicht. Genau darum geht es.«
    Ja, darum ging es allerdings. Wenn sie jemals dazu kam, mir einen Scheck zu geben, wäre der höchstwahrscheinlich mit »Jessica Rabbit« oder »L. Ron Hubbard« unterzeichnet.
    »Ich glaube, daß ich gerettet wurde, verstehst du?«
    »Aha. Klar. Gerettet. Ja. Super.«
    Sie erhob sich, ging zu einem lackierten Sekretär und zeigte das seraphische Lächeln der unwiederbringlich Durchgeknallten.
    »Ich weiß, was du denkst, aber das stimmt nicht. Du wirst schon sehen.« Sie nahm ein Scheckheft aus dem Sekretär und begann zu

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