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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Zwillinge war offen; ein Zwanzig-Watt-Nachtlicht warf einen schwachen gelben Schimmer in den Durchgang. David hörte, wie die Zwillinge im Gleichtakt atmeten.
    Als er an der Tür zu Simons altem Zimmer vorbeikam, preßte David sich enger an die Wand, um eine lockere Diele in der Mitte des Gangs zu vermeiden. Das Kindermädchen war zwar die einzige Erwachsene, die in der Nähe schlief, wachte aber beim geringsten Laut auf, also mußte er furchtbar vorsichtig sein.
    Zentimeterweise schob David sich an der Wand entlang zur Flurtür hin, die ins Hauptgebäude führte. Tagsüber konnte man im Kinderflügel Ball spielen, Schränke zuknallen, rufen und schreien, ohne daß einen jemand hörte, aber nachts wurde jeder Ton verstärkt. Allein sein Atem schien fürchterlichen Krach zu machen. Die Wände, der Teppich, das Dach, die Heizungsrohre, alles war in Bewegung, klickte und summte wie Teile einer Maschine.
    Er öffnete die Tür. Ein schwacher Geruch von Zigarrenrauch hing in der Luft und das gewichtige Ticken einer Standuhr. Der Nordkorridor lag vor ihm und dahinter die Treppe. Geräuschlos ließ David die Tür hinter sich zuschwingen und schlich mit Schritten voran, die den Siebenmeilenstiefeln der Verstohlenen alle Ehre gemacht hätten. Er wußte nicht mehr genau, wie viele Gäste im Haus waren; mindestens zwölf, dachte er, und weitere zehn oder elf kamen morgen zur Jagd. Um auf Nummer Sicher zu gehen, mußte er an allen Schlafzimmern so vorbeischleichen, als litten ihre Bewohner an Schlaflosigkeit.
    Er ging jetzt wieder die Mitte des Korridors entlang, da er wußte, daß hier Vitrinen und Tischchen mit Porzellan, Silber und Gläsern an den Wänden standen, die eine Menge Lärm machen würden, wenn er gegen sie stieß.
    Er hatte die Hälfte hinter sich, und der Marmorglanz der Treppe war schon vor ihm in Sicht, als ihn plötzlich ein Geraschel zum Stehen brachte. Unter der Tür des Zimmers, an dem er gerade vorbeikam, dem Hobhouse Room, war ein gelber Lichtstreifen erschienen. David stand da wie angewurzelt und versuchte, trotz offenem Mund und hämmerndem Herzen zu horchen. Er hörte das seidene Rascheln, als ein Morgenmantel angezogen wurde.
    Plötzlich durchzuckte ihn die panische Erinnerung, daß der Hobhouse Room kein Badezimmer hatte. Wie wahnsinnig floh er den Korridor hinab und hielt bei der Standuhr am Ende an, wo er sich an die Wand preßte. Er lehnte sich zurück und holte so ruhig Luft, wie er nur konnte, versuchte sein Atmen dem Takt der lauten, schluckenden Schläge des Pendels anzupassen, das in der Uhr neben ihm schwang.
    Er hörte, wie die Tür des Hobhouse Room aufging und Schritte auf ihn zukamen.
    David verstand nicht, was los war. Er wollte schreien: »Aber das Badezimmer liegt auf der
anderen
Seite!«
    Die Schritte kamen näher und näher. David hielt den Atem an und kniff die Augen zusammen. Die Schwingungen der Uhr gingen ihm durch und durch, jedes Ticken wie ein elektrischer Schlag.
    Die Schritte hielten. »Er sieht mich an«, dachte David. »Ich kann ihn atmen hören.«
    Dann kam der Klang von Fingernägeln, die auf Holz klopften. Auf der anderen Seite der Uhr, von David aus gesehen, war eine Schlafzimmertür. Der Leighton Room,wo Tante Rebecca immer wohnte. David hörte ihr Flüstern.
    »Max? Bist du das?«
    Neben David antwortete eine Männerstimme, heiser und mürrisch.
    »Mach auf, es ist verdammt kalt hier draußen.«
    Die Tür ging auf und wieder zu.
    David wartete. Lachen und andere Töne drangen aus dem Leighton Room. Er wußte, daß Tante Rebecca alle möglichen Spiele mochte. Er beschloß, einfach davon auszugehen, daß sie und der Mann, Max, eine Weile im Zimmer bleiben würden. David holte tief Luft und ging weiter Richtung Treppe.
    Seine Route war sorgfältig geplant und ziemlich kompliziert. Als erstes mußte er zur Bibliothek, dann in die Küche, dann draußen durch die Waschküche zu den Stallungen und am Ende wieder durch die Küche in die Bibliothek.
    Oben an der Treppe war es dunkel. David zog seine Turnschuhe aus, damit die Gummisohlen auf dem Marmor nicht quietschten. Langsam ging er hinunter und tastete beim Hinabtappen nach den Ecken der Bilderrahmen. Seine Hand fand die Ecke des letzten Gemäldes, ein riesiger Tiepolo, von dem er jeden Zentimeter kannte, so daß er jetzt sicher sein konnte, auf der untersten Stufe zu stehen. Unten wandte er sich nach links und ging schnell durch die offene Vorhalle, der kürzeste Weg zur Bibliothek.
    Auf halbem Weg durch die Halle rannte

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