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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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bei seinem Besuch direkter zur Sache.
    »Meine Liebste, wir sind alle so glücklich. So glücklich, daß es dir besser geht. Wie immer dies auch zugegangen sein mag, es ist am besten, findest du nicht auch, es unter uns als ruhige und wunderbare Sache zu feiern, die im Privaten dessen stattfand, woran du hoffentlich immer als an deine Familie und dein Zuhause denken wirst.«
    »Ganz wie du wünschst, Onkel Michael.«
    Logans Freund Max Clifford war zu der Zeit gerade anwesend, und auch mit ihm wollte Michael sich in der Angelegenheit besprechen.
    »Es ist einfach folgendes, Max. Du weißt doch, was für Teufel Journalisten sein können.«
    »Zusammen haben wir ja jede Menge von ihnen gefeuert, was?«
    »Jane fährt für einige Untersuchungen nach London. Vielleicht hat sie ja recht und hat, wie das bei Leukämie manchmal vorkommt, die Krankheit wirklich überwunden. Wir wollen aber
auf gar keinen Fall
, daß das irgendwie publik wird. Zeitungen sind absolut hysterisch, wenn es um irgendwas geht, das mit Krebs zu tun hat, und es gibt immer religiöse oder mystische Freaks, die einem was andrehen wollen. Jane selber ist ja noch etwas neben der Kappe wegen der Sache …«
    »Es gibt Gerüchte, Michael. Mary hat erzählt, sie hat sie gestern im Wald beten gehört.«
    »Max«, sagte Michael, »genau das meine ich. Solange sie noch so verstört ist, ist es unerläßlich, das Ganze runterzuspielen.«
    »Mhm«, sagte Max. »Sie kniete auf dem Boden. Anscheinend jede Menge Druidenquatsch und sehr viel über David.«
    »Wenn du mein Freund bist, Max«, sagte Michael, plötzlichsehr scharf, »dann erwähnst du dieses Thema nicht mehr. Weder mir noch einem anderen gegenüber.«
     
    Im Jahr darauf wurde jedoch klar, daß es sich trotz Logans Unterlassungsgeboten herumgesprochen
hatte
. Erst tanzte Ted Wallace mit der fadenscheinigen Begründung an, er wolle Michaels autorisierte Biografie schreiben, ein Ansinnen, das Michael einfach für grotesk hielt und für ein typisch tedwardianisches Stück durchsichtiger Verschlagenheit. Anne hatte die Vorstellung, daß Wallace sich als »stabilisierender Einfluß« auf David herausstellen könne, aber für Michael stand fest, daß er wie immer bloß da war, um Apfelkarren umzustoßen und Tiger zwischen die Tauben zu setzen. Den Logans fiel es schwer, miteinander über David zu sprechen. Michael fragte sich, ob seine Frau unterschwellig auf die Gene neidisch war, die David von Albert Bienenstock geerbt hatte. Vielleicht war Teds profaner Zynismus für sie eine willkommene Erleichterung. Vielleicht hieß sie sogar die Vorstellung gut, daß Ted David mit Alkohol korrumpieren oder ihn mit den wenigen Exemplaren armseliger Hurerei in Norwich bekannt machen würde, alles Dinge, die die empfindliche Balance der Eigenschaften ihres Sohnes stören konnten, die sie so beunruhigten. Sorgfältig bedachte Michael all diese Möglichkeiten. Um sie zu beschwichtigen und weil es besser war, wenn ein Mann wie Ted aus dem eignen Zelt hinauspißte als von draußen herein, verbarg Michael seine Befürchtungen und zog eine Show ab, wie froh er darüber war, den alten Säufer in Swafford zu sehen. Er ging nie so weit, ihm zu
trauen
; das wäre Wahnsinn gewesen. Dafür bat er Podmore, ihn ständig diskret im Auge zu behalten, und erfuhr so, daß Ted offenbar in regem Briefwechsel mit Jane stand. Podmore war nur zu gern bereit gewesen, auf eigene Faust denComputer abzustauben, der kürzlich im Landseer Room installiert worden war, und als Resultat dieser eifrigen Hausarbeit hatte Michael sehr zu seinem Erstaunen erfahren, daß der Inhalt von Teds Briefen offenkundiges Unwissen um all das enthüllte, was David betraf.
    Unterdessen hatte sich Oliver Mills für ein paar Wochen eingeladen, dann hatten Max und Mary Clifford gefragt, ob sie mit ihrer Tochter Clara vorbeikommen könnten, einem Mädchen, das sie sonst nach Möglichkeit nirgends mit hinnahmen, da sein unseliges Äußeres ihnen so peinlich war. Als nächste traf Janes beste Freundin Patricia Hardy ein. Als Rebecca ihren Bruder anrief und fragte, ob auch sie »für ’ne Woche oder so vorbeischneien« könne, hatte Michael angefangen, sich ernsthaft Sorgen zu machen. Er spürte, daß die Sache ihm über den Kopf wuchs. Aus der Finanzwelt wußte er, wie schwer es ist, Dinge geheimzuhalten. Du kannst einen Vulkan nicht verkorken. Sicher, die Gesellschaft, die jetzt in Swafford zusammengekommen war, bestand ausschließlich aus engen, wenn nicht verläßlichen

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