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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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zuviel verlangt? Es würde ihn verändern, soviel steht fest. Aber du kommst nicht ran. Alle Riegel vorgeschoben.
    Selbst wenn man von seinem sonstigen Benehmen absieht, ist seine Haltung an der Daveyfront alles andere als simpatico. Ich verstehe nicht, warum Annie seine Aufmerksamkeiten in dem Bereich auch noch ermuntert. Wenn irgend etwas den Bann garantiert bricht, dann ist esTeds unmäßige Mich-kann-doch-nichts-beeindrucken-Skepsis.
    Alles in allem, wo Ted sein schlimmstes »Meine Güte, seid ihr langweilig, Kinderchen«-Gesicht zur Schau stellte, Michael am einen Ende der Tafel grollte, Annie nervös wie ein Grashüpfer am anderen Ende und der Rest von uns in verschiedenen Graden elektrischer Spannung dazwischen saß, ein ganz schön verdrießliches Gemampf. Ich verkrümelte mich früh ins Bett. Beryl Brust schlug ihren Zapfenstreich, und ich brauchte meine Pillen sowie eine mollige Mütze voll Shirley Schlaf.
    Heute morgen ein merkwürdiges Erwachen. Erst dachte ich, Hazel Halluzination würde Minnie Mäuschen mit mir spielen. »Das ist es also«, jammerte ich mir vor. »Als nächstes das Zittern in den Armen, dann die Brustbeklemmungen, schließlich der große Herzklabaster, der mich ein für allemal in die Urne schickt.«
    Hilflos starrte ich die Vision an. Es war die eines Höllenkindes, genauer gesagt, zweier Höllenkinder, denn es war doppelt da, wie diese Effekte mit Mehrfachbild, das sie immer benutzt haben, um in diesen albernen Tony-Randall-Komödien Betrunkenheit darzustellen. In dieser Tradition mußte man sich entweder an den Kopf fassen und »oh-oh, zu viele Martinis« stöhnen oder gurgeln, hicksen und beim Barkeeper einen nach dem anderen bestellen, und das alles bloß, weil Doris Day einen nicht verstand.
    Ich war aber nicht betrunken und war sicher, wie ich es schon immer gewesen bin, daß Doris Day mich ausgezeichnet versteht. Keine Symptome koronarer Unannehmlichkeiten, bloß die doppelten Dämonen.
    Ich kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder. Immer noch dieselben, sich gleichenden Kinderbiester. Das linke sprach.
    »Er ist wach.«
    Sein Ebenbild rechts kicherte, und ich merkte, daß Mutter wie ein hysterischer alter Dussel reagiert hatte. Die Erklärung war ganz einfach.
    »Ihr seid die Zwillinge«, brachte ich krächzend heraus.
    »Die sind wir allerdings«, sagte der linke.
    »Wer ist wer?«
    »Er ist Edward und er ist James«, zwitscherten sie gleichzeitig, was nicht gerade weiterhilft.
    »Könnt ihr nicht Anstecker mit Buchstaben tragen, damit wir Bescheid wissen?« schlage ich vor.
    »Haha! Wir wollen ja, daß keiner das weiß.«
    Ich sehe sie einige Zeit an.
    »Du bist James«, entscheide ich und zeige auf den linken.
    »Woher weißt du das?« sagt er enttäuscht.
    »Haha! Ich weiß es eben.«
    »Nein, sag schon, los.«
    »Na ja«, sage ich, »du atmest nicht so unruhig wie Edward, und ich weiß zufällig, daß Edward Asthma hat.«
    Vorwurfsvoll starren sie mich an. James fängt an, Edwards heftiges Atmen nachzuahmen. Aber ich weiß, daß ich sie immer unterscheiden werde, weil jetzt, wo ich darauf achte, Edwards Brust eindeutig größer ist als James’ und seine Schultern gerader sind.
    »Dir ging’s letztes Jahr ganz schön schlecht, was?« frage ich.
    Edward antwortet voller Stolz. »Simon dachte, ich war voll hinüber. Sah echt schlecht aus, sagt er. Blau wie ein totgeborenes Ferkel.«
    »Aber irgendwie bist du übern Berg gekommen.«
    James und Edward sehen sich an. »Mummy sagt, daß wir da nicht drüber reden dürfen.«
    »Egal«, sage ich. »Ich bin übrigens Oliver.«
    »Wissen wir längst. Erfreut, dich kennenzulernen.«
    »Ganz meinerseits«, repliziere ich mit der geforderten Wendung.
    »Willst du einen guten Witz hören?« fragt James.
    »Ich will immer einen guten Witz hören.«
    Er räuspert sich großartig, als wolle er »Gunga Din« vortragen.
    »Hast du ein Auto?«
    »Ja.«
    »Und darf das auch dein Freund nehmen?«
    Ich hoffe bloß, daß das keiner von diesen lahmen Nichtwitzen ist, mit denen Kinder uns belästigen, ohne sie selbst zu verstehen.
    »Ja, warum denn nicht?«
    »Ärrgh!« kreischen sie vor Entzücken. »Dann hast du einen fahren lassen. Dann hast du einen fahren lassen.«
    Herrlich, endlich jemand mit meinem Niveau in Swafford.
    »So, jetzt müßt ihr mich aber allein lassen, damit ich mich anziehen kann. Habt ihr ’ne Ahnung, wie spät es ist?«
    Mit der Gelassenheit routinierter Synchronschwimmer schauen beide auf ihre Uhren.
    »Fünf vor

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