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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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nach Schlafzimmer und Blumenwiese.
    »Öh«, sagte ich.
    »Nennen Sie mich eine Bewunderin!«
    »Öh.«
    »Lorenzo und ich waren begeistert, als wir Ihren Namen auf der Teilnehmerliste gesehen haben.«
    »Öh.«
    Manche Frauen machen mich befangen und stumm. Andere bringen mich dazu, viel dummes Zeug zu reden. Aber ich habe dazugelernt. Definitiv. Angelica Moretti gegenüber schien es mir das Klügste zu sein, den Mund zu halten. Damit mir nicht irgendwas rausrutschte, das ich monatelang bereuen würde.
    Auch aus der Nähe betrachtet konnte das Alter Angelica Moretti nicht viel anhaben. Sie hatte die Figur einer Zwanzigjährigen. Goldkarte im Fitness-Club. Zumba-Königin. Trainers Liebling. Einzig das gepuderte Netzwerk feiner Falten unter dem Kinn und um den Hals herum verriet, dass sie nicht mehr die Jüngste war.
    »Freut mich«, murmelte ich und vermutete, dass es angebracht gewesen wäre, ihr die Hand zu küssen. Dass das die Art war, wie weltgewandte Männer Frauen wie Angelica Moretti begrüßten. Aber ich kriegte es nicht hin.
    »Dürfen wir uns zu Ihnen setzen?«, fragte Professor Moretti. »Oder stören wir?«
    Letzteres sagte er mit einem diskreten Nicken in Richtung meines iPads. Das ich nur mitgenommen hatte, um etwas hipper zu wirken und um an der Bar nicht so einsam auszusehen. Ich habe keine Probleme damit, allein zu sein. Aber die mitleidigen Blicke der anderen verkrafte ich schlecht.
    Angelica schien meine Befangenheit zu spüren. Sie legte ihre Hand auf meine und flüsterte: »Wir sind große Bewunderer Ihrer Arbeit. The Shrine of Sacred Secrets …« Aus ihrem Mund klangen die Worte verträumt, wie der Titel eines Gedichts. Dabei ging es doch nur um einen Goldschrein, der auf einem Acker in der Nähe des Klosters Værne in Østfold gefunden worden war, einschließlich einiger alter Handschriften darin. »Das sechste Buch Mose …«, sagte der Professor. »Der Turm zu Babel …«, fügte Angelica hinzu. Damit hatten sie im Grunde meine archäologische Karriere zusammengefasst. Drei aufsehenerregende Entdeckungen. Meine eigene Fakultät zu Hause in Oslo ist nicht so beeindruckt. Ich bin nach wie vor nur Dozent.
    »Dürfen wir uns setzen?«, fragte Angelica Moretti.
    »Selbstverständlich!«, platzte ich heraus. Etwas zu laut. Etwas zu eifrig.
    Frauen verwirren mich. Sie sind wie Katzen. Man weiß nie, woran man bei ihnen ist oder in welcher Stimmung man sie gerade antrifft. Sie erwarten, dass Männer intuitiv den Firnis aufgesetzter Lebensfreude durchschauen und erkennen, was ihnen fehlt. Von einer Sekunde auf die andere können sie sich von unbesiegbaren Amazonen in zitternde Nervenwracks verwandeln, von selbstbewussten Managerinnen in hilflose Spatzen. Sie taumeln in der ständigen Furcht durchs Leben, entlarvt zu werden. Sie tragen Geheimnisse mit sich herum, die sie vor allen anderen Menschen zu verbergen versuchen. Weil die Welt nur darauf wartet, sich in einem schwachen Moment auf sie zu stürzen und aufzudecken, wer sie eigentlich sind. Währenddessen versuchen sie, die Illusion der Unfehlbarkeit mit Hilfe von Schminke und Parfüm aufrechtzuerhalten, mit Sonnenbrillen, eleganten Kostümen, hübschen Schuhen und so vielen Handtaschen, dass sie damit einen Schutzwall um ihre eigene Unsicherheit bauen könnten.
    Ich habe einige Frauen geliebt. Mehr als sie mich geliebt haben.
    Wer war Angelica Moretti?
    III
    »Professor Moretti! Frau Moretti!«
    Eine schrille, unsympathische Stimme.
    Professor Moretti schnitt eine Grimasse. »Dino!«, rief er mäßig begeistert. Angelica schloss die Augen. Genervt. Ich drehte mich zu dem Mann um, der energisch auf uns zuhinkte. Seine Krücken knallten auf die Bodenfliesen. Er war so klein, dass er uns Sitzende nur knapp überragte, dafür aber umso fülliger.
    Professor Moretti beugte sich mit einem Lächeln zu mir herüber und sagte: »Bjørn, darf ich Ihnen Dino Garbi vor…«
    »Bjørn Beltø, nicht wahr?«, fiel Garbi ihm ins Wort.
    »Dino glaubt, dass Nostradamus ein Prophet war.«
    »Glaubt?«, rief Garbi mit affektierter Verachtung. »Darf ich mich setzen?«
    Der Professor und Angelica wechselten Blicke, die Garbi nicht bemerkte, weil er bereits dabei war, sich einen Stuhl heranzuziehen.
    Dino Garbi unterhielt eine Internetseite über Weissagungen, Parapsychologie und den wohltuenden Effekt des Geistes auf körperliche Defekte. Er verkaufte Naturmedizin, die alles zu heilen in der Lage war, von Impotenz über Fettleibigkeit bis zur Schwermut. Mit

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