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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Schatz auf Reisen zu schicken – zu groß war meine Angst, er könne in die Hände der Türken fallen. Doch jetzt bleibt mir keine andere Wahl. Ich befürchte, dass die Türken die Mauern jederzeit überwinden können. Erlaubt mir, Euch daran zu erinnern, dieses unser Geheimnis vor Papst Sixtus IV . – Gott sei mit ihm – geheim zu halten. Ihn ehrt zwar sein Einsatz gegen das Imperium Turcicum , aber wie Ihr selbst besser als alle anderen wisst, hat sein schandhafter Bund mit den Pazzi …
    – – –
    Freund und Exzellenz! Mitten in meinem gestrigen Brief ereilte mich die niederschmetternde Meldung, dass die Türken – genau wie ich es befürchtet hatte – im Begriff waren, die Mauern zu überwinden. Ich musste die Feder zur Seite legen und in den Kampf eilen. Gemeinsam mit meinem Vizekanzler Guillaume Caoursin habe ich mich meinen tapfer kämpfenden Soldaten angeschlossen. Zu Tausenden haben die Türken sich über die aufgefüllten Wallgräben und die Reste der zerschossenen Mauern gewälzt. Sie kamen wie ein schier endloses Heer von Ratten. Ich selbst habe einige kleinere Verletzungen davongetragen. Meine Männer kämpften heroisch, aber die Wahrheit ist, dass wir alle kurz davor waren, unseren Mut und unsere Hoffnung zu verlieren. Die Übermacht war einfach zu groß, bis sich auf einmal zeigte, dass uns gerade dies zum Vorteil war, denn diejenigen, die es bis auf die Mauerkrone schafften, konnten nicht schnell genug auf der Innenseite nach unten klettern, bevor sie von den Nachrückenden zu Tode gestoßen oder von unseren Bogenschützen getroffen wurden. Die wenigen, die es doch nach unten in die Stadt schafften, konnten beinahe unmittelbar übermannt und getötet werden. Irgendwann zogen die Türken sich ermattet zurück. Gott sei Dank! Wir haben gesiegt! Aber zu welchem Preis? Wir haben viel zu viele Ritter, Turkopolen und Zivile verloren. Die einst so mächtige Festung ist nur mehr eine zerschossene Ruine.
    Ich sende Euch diesen versiegelten Brief durch einen meiner engsten Vertrauten. Ich hoffe, dass er durch die Mauern der Belagerer kommt und Euren Palast unversehrt erreicht. Das magische Amulett und die Truhen mit den Schriften folgen – so Gott will – in wenigen Tagen.
    Euer demütiger Diener,
    Pierre d’Aubusson, Großmeister
    L’ordre des Hospitaliers de Saint-Jean de Jérusalem et de Rhodes

Mittelmeer
    1480
    Peitschender Regen und weiße Gischt. Der Himmel hing schwarz und bedrohlich über dem Fischerboot, das mitten in der Nacht von Lindos aus in See stach. Die Segel knatterten im Wind, und die zuckenden Blitze und der rollende Donner erinnerten Sotirios an das Grollen der Kanonen, als der Angriff auf die Stadt Rhodos im Sommer begonnen hatte. Bei Nordostwind hatte man in Lindos sogar den Gestank des Pulvers und der verwesenden Leichen riechen können. Viele seiner Kameraden, junge Fischer, Handwerker und Kaufleute waren in die Stadt gegangen, um sich den Johannitern anzuschließen. Die Mönche standen ihnen nah. Vor fast zweihundert Jahren hatten die Johanniter ihre massive Burg auf Lindos errichtet, eine großartige Verteidigungsanlage, errichtet auf den Ruinen einer byzantinischen Festung.
    Gemeinsam mit Ciro und Achelous stand Sotirios durchnässt und kalt vom Regen vorn im Bug und starrte in die Nacht. Sie hielten nach türkischen Kriegsschiffen Ausschau. Dabei konnte man bei diesem Unwetter beim besten Willen nichts erkennen. Der Regen war wie eine Wand aus Wasser. Er hatte keine Ahnung, wohin sie fuhren. Der Kapitän wollte nichts verraten. Aber die Heuer war mehr als gut, viermal so hoch wie sonst.
    Die Ladung war in der vergangenen Nacht mit vier Lastpferden gebracht worden. Insgesamt waren es vierundzwanzig Truhen gewesen. Die Seeleute hatten lange warten müssen, bis die Gruppe der Ritter, verkleidet als einfache Bauern und Fischer, endlich gekommen war. Zehn von ihnen waren wortlos mit an Bord gegangen. Sie saßen unter Deck und ließen die Truhen nicht aus den Augen. Nie zuvor hatte Sotirios größere, kräftigere Männer gesehen. Das waren die Elitesoldaten des Großmeisters. Aber warum beteiligten sie sich nicht an dem Kampf um die Stadt? Warum waren sie hier auf dem Meer auf dem Weg zu einem unbekannten Hafen? Sotirios verstand das alles nicht. Was konnte in diesen Truhen sein? Gold? Edelsteine? Nein, dann wären sie viel schwerer gewesen. Reliquien vielleicht?
    Das Boot pflügte durch die Wellen, und Kaskaden von Wasser schwappten über das Deck. Er klammerte sich ans Rigg.

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