Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
mich begeistert.
»Nein, aber wir standen in Kontakt mit einem Mann, der eine exakte Abschrift einiger Seiten hatte. Er wurde von den Mönchen getötet. Theophilus de Garencières.«
Ich schrieb die drei entzifferten Anagramme auf:
Libico ß
BIBLIOTECA
δ έκα Mei
MEDICEA
ϢϪϪϪϯϯϮϤϦϭϧ
LAURENZIANA
»Und in der Biblioteca Medicea Laurenziana wird der Codex Amiatinus aufbewahrt«, sagte Fabrizio Biniscotti langsam. »Die älteste existierende Version der Biblia Vulgata , Hieronymus’ lateinische Übersetzung des Alten Testaments aus dem Hebräischen und des Neuen Testaments aus dem Griechischen. Wie Sie sicher verstanden haben, ist Nostradamus nur eine der unklaren Figuren, die dieses historische Rätsel bevölkern und zwischen denen es zahlreiche Verbindungen gibt. Wo zum Beispiel ist der Zusammenhang zwischen Nostradamus’ Auftrag auf der einen Seite und der Verschiffung von vierundzwanzig Truhen aus Rhodos nach Italien auf der anderen?«
Die Bibliothek von Alexandria, dachte ich.
II
»Ich habe von einem historischen Rätsel gesprochen«, sagte Fabrizio Biniscotti. »Und es ist wirklich eins! Ein echtes Mysterium! Wir haben leider nur Fragmente von Informationen.«
Er atmete tief durch.
»Der Schlüssel zu dem Ganzen liegt natürlich bei den Tempelrittern und den Johannitern. Als Jacques de Molay und seine Tempelritter im frühen 14. Jahrhundert verfolgt wurden, waren die Johanniter eine mächtige und reiche Organisation mit Ordensbrüdern in ganz Europa. Sie erhielten Geschenke und Häuser von den wohlhabendsten und einflussreichsten Familien Europas, von Königen und Adeligen, Fürsten und Aristokraten. Nach dem Untergang der Tempelritter übernahmen die Johanniter große Teile ihrer Reichtümer. Sie waren international plötzlich der einzige religiöse Ritterorden.«
»Aber warum entgingen die Johanniter der Verfolgung?«
»Die Tempelritter sind ins Herz von Europa zurückgekehrt, um ihre Tätigkeit fortzusetzen, und gerade deshalb wurden sie von den Königen und Herrschern, die ihre Arbeit im Heiligen Land gefördert hatten, als Bedrohung empfunden. Die Johanniter hingegen sind ins Exil gegangen. 1310 eroberten sie Rhodos und errichteten ihr neues Hauptquartier umgeben von einem Bollwerk aus Verteidigungsanlagen. Die ganze Insel war eine gigantische Festung. Von dort aus konnten die Johanniter – im Gegensatz zu den nach Hause zurückgekehrten Tempelrittern – ihren Kampf gegen die Ungläubigen, die verhassten Muslime, fortsetzen. Den Königen und Kirchenfürsten Europas war das sehr recht. Mehr als zweihundert Jahre lang herrschten die Johanniter über Rhodos. Erst 1522 mussten sie sich der muslimischen Übermacht beugen. Ein paar Jahre später bekamen die Johanniter von König Karl V . Malta geschenkt, und von da ab waren die Johanniter europaweit unter ihrem neuen Namen bekannt: Malteserorden. Das Wachstum der Johanniter ging einher mit der Blütezeit der Medici. Durch Kriege, Eroberungen und strategische Ehen wuchs die Macht der Medici. Ihr Oberhaupt, Lorenzo il Magnifico war ein mächtiger Herrscher über die florentinische Republik. Als er 1492 starb, folgte ein halbes Jahrhundert blutiger Machtkämpfe innerhalb der Medici-Familie. Abspaltungen, Konspirationen und Morde waren an der Tagesordnung. Verschiedenste Fraktionen kämpften um die Kontrolle über die Familiendynastie.«
Auf dem Schreibtisch vor Fabrizio Biniscotti türmte sich ein Stapel Dokumente. Einige sahen richtig alt aus, bei anderen handelte es sich um Fotokopien, Faksimiles und Ausdrucke.
»In dieser Dokumentensammlung finden Sie einige der Hintergründe der Mysterien, die wir jetzt zu lösen versuchen. Zuerst sollten Sie den Brief vom Großmeister der Johanniter Pierre d’Aubusson an Lorenzo il Magnifico lesen, der sich im Geheimarchiv der Laurenziana befindet. Des Weiteren finden sich hier Briefe und Aufzeichnungen von Lorenzo selbst, von Papst Leo X ., Lorenzo di Piero de’ Medici d. J., Nicholò Machiavelli, Papst Clemens VII . und Großherzog Cosimo de’ Medici. Ganz zu schweigen von all den Briefen und Tagebuchaufzeichnungen von Nostradamus, die teils in der Laurenziana, teils in unserer Bibliothek hier im Vatikan archiviert sind. Ich empfehle Ihnen auch den Bericht eines Fischers namens Sotirios aus dem Dorf Lindos auf Rhodos. In seiner Jugend nahm er an einer spektakulären Rettungsaktion teil. Seine Aufzeichnungen auf dem Totenbett 1527 wurden später von Schreibern des geheimen vatikanischen Archivs
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