Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
Autohupen.
Die Sphinx, dachte ich. Was verbirgt sie? Was ist ihr Rätsel?
Schritte hinter mir. William Blackmore. Er setzte sich neben mich. Zündete sich eine Zigarette an. Hielt mir die Schachtel hin. Und zu meiner eigenen Überraschung nahm ich eine. Dabei rauche ich gar nicht. Aber jetzt war mir nach einer Zigarette. Wirklich. Er reichte mir sein Feuerzeug.
»Smart gedacht«, sagte er. »Blutregen. Codex Amiatinus . Offenbarung des Johannes. Die Sphinx.«
Ich nahm einen Lungenzug und fing an zu husten. Eine Mutter schob ihren Kinderwagen an uns vorbei. William Blackmore inhalierte tief und mit Wohlbehagen und stieß den Rauch durch die Nase wieder aus.
»William Blackmore«, sagte ich in fragendem Tonfall. »Sie sind also Neurobiologe …?«
Wir hatten noch nicht viele Worte gewechselt. Ich konnte ihn nicht richtig einordnen. Wer er war und was er hier zu suchen hatte, war mir nach wie vor nicht ganz klar.
»Howdy« , sagte er scherzend.
»Was machen Sie hier, William? Zusammen mit Nick Carver?«
»Ich habe mich schon gewundert, wann Sie fragen würden. Nick und ich arbeiten zusammen.«
»Er arbeitet für die amerikanischen Behörden. In gewisser Weise kann ich Ihr Interesse ja verstehen. Aber Sie sind Neurobiologe …«
»Nick hat mich vor einigen Jahren aufgesucht, nachdem er einige wissenschaftliche Artikel von mir gelesen hatte, die ich in Nature – Journal of the Experimental Analysis of Behavior veröffentlicht hatte. Er war sehr interessiert. Seine Arbeit überschnitt sich mit unserer Forschung.«
»Hirnfunktionen und Religiosität?«
»Kurz zusammengefasst, ja. Sie haben mich gegoogelt, nehme ich an. Ich leite ein Forschungsprojekt in Stanford, in dem es um die Verortung von Religiosität und Gottesverständnis im menschlichen Gehirn geht. Und auch um das Verständnis und die Auswirkung parapsychologischer Phänomene auf das Gehirn.«
»Das erklärt noch immer nicht, wieso Sie mit Nick Carver zusammenarbeiten. Oder was Sie am Delphi-Amulett, der Bundeslade oder den vierundzwanzig Truhen aus der Bibliothek von Alexandria interessiert.«
»Wie Sie selbst gesehen haben, befindet sich die Bundeslade im Vatikan.«
»Dann sind es also die Steintafeln, nach denen Sie suchen?«
»Die Steintafeln mit den Zehn Geboten?« Munteres Lächeln. »Graviert mit Gottes Fingernägeln? Die Bundeslade. Gebaut auf direkte Order und Anweisungen Gottes persönlich. Ein Behältnis für die Steintafeln mit den Zehn Geboten, die der Herr Mose am Berg Sinai überreicht hat. Gottes irdischer Thron.« Er sah mich an. »Was, wenn die Bundeslade etwas ganz anderes ist?«
»Glauben Sie, dass an all den Spekulationen was dran ist? Dass die Bundeslade eine Waffe ist? Eine Energiequelle ungeahnter Stärke?«
»Bis jetzt hat noch niemand herausbekommen, was die Bundeslade ursprünglich war. Die Bibel nicht. Nicht die Ägypter. Niemand. Manchmal muss man weit zurück in die Vergangenheit, um Antworten auf die Fragen zu finden, die wir uns heute stellen. Die großen Fragen. Gibt es Gott? Wer ist Gott? Wie hängen die Religionen und der Gottesglaube mit der Parapsychologie und der Magie zusammen?«
Ich sog an der Zigarette. » Diese Fragen, ja.«
» Diese Fragen«, wiederholte William Blackmore leise lachend.
»Sind es diese Geheimnisse, nach denen der Vatikan, Vicarius Filii Dei, die Hüter der Schrift und Gott weiß wer noch alles die ganzen Jahre gesucht haben?«
»Sie waren nach einer Idee von Gott und der Bundeslade auf der Jagd. Durch die Jahrtausende von der Bibel und der Mythologie geformt.«
»Aber jetzt suchen wir nach etwas ganz anderem?«
»Ja … Etwas ganz, ganz anderem. Wir leben in einer rationalen Zeit, Bjørn. Heute lässt sich das meiste erklären. Aber nicht alles. So gesehen unterscheiden wir uns gar nicht so sehr von unseren Vorvätern. Bedenken Sie – im Altertum war der Okkultismus Teil des Glaubens. Es gab keine Trennung zwischen Okkultem, Magischem und Religiösem. Alles hing zusammen. Die Magie war ein Geschenk der Götter an uns Menschen. Durch die Magie konnte der Mensch dem Göttlichen einen Schritt näherkommen.«
»Im Christentum ist kein Platz für Magie.«
»Die christliche Kirche errichtet hohe Mauern zwischen dem Göttlichen und Heiligen und der okkulten Mystik. Das Judentum ist da offener. Putzig, eigentlich. Die Kabbala – der jüdische Mystizismus, der inzwischen mit dem New Age verschmolzen ist – erforscht die Grauzone zwischen einem Schöpfer und seiner Schöpfung,
Weitere Kostenlose Bücher