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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Bauchnabel.
    Sie war tot, daran gab es keinen Zweifel, und ihre Haut war so weiß wie das Laken unter ihr. Die Augen waren weit geöffnet. Der Mund stand offen. Als hätte der Tod sie in einem Schrei ereilt.
    Angelica taumelte stöhnend nach hinten.
    Vor ein paar Jahren habe ich meinen guten Freund Christian Keiser auf gleiche Weise vorgefunden. Tot in seinem Bett. Auf einem Laken aus Seide. Nackt. Blassblau. Eingehüllt in den Gestank von Räucherstäbchen und Verwesung. Christian war ermordet worden. Von den verrückten Fanatikern Luzifers, den Drăculsângeern. Ihr Hauptsitz war ein Kloster im rumänischen Transsylvanien. Sie zapften ihren Opfern in einem barbarischen religiösen Ritual das Blut ab. Der morbide Ritus ging bis ins Mittelalter zurück, als man dem Blut noch magische, göttliche Fähigkeiten zuschrieb.
    Aber hier? In Italien? 2012?
    Das Ausblutenlassen hatte nicht nur einen religiösen Zweck. Manche Sekten zapften ihren Opfern das Blut ab, um ihnen Informationen zu entlocken. Der Blutverlust wirkte wie ein körpereigenes Wahrheitsserum.
    Hatten sie Regina Ferrari getötet, um Informationen von ihr zu bekommen? Oder um sie daran zu hindern, Informationen preiszugeben?
    II
    »Hallo? Regina?«
    Der Hausmeister stand in der Tür.
    »Ich wollte nur sichergehen, dass Sie wirklich zu Frau Ferrari gegangen sind. Ich …« Er verstummte. Sein Blick klebte an Angelica, die wie angewurzelt dastand und weinte. Er schluckte. »Ist alles in Ordnung?«
    »Rufen Sie die Polizei!«, sagte ich.
    »Das habe ich schon getan.«
    »Schon?«
    »Ja, wegen des Einbruchs.«
    »Rufen Sie sie noch einmal an!«, sagte ich. »Sofort!«
    »Warum das denn?«
    Ich schob Angelica vor mir her durch die Küche zurück auf den Flur. »Weil hier ein Mord passiert ist!«
    »Ein Mord?« Der Hausmeister starrte uns nach, als wir über die Treppe nach unten liefen. »Was ist denn passiert? Hat jemand Regina ermordet?«, rief er uns nach.
    »Rufen Sie die Polizei!«
    III
    Ich ließ Bolla an und setzte den Blinker. Ein Audi bremste, und ich fuhr auf die Straße. Einer der Vorteile, Ente zu fahren, ist das Mitleid der anderen Verkehrsteilnehmer.
    Angelica hörte gar nicht mehr auf zu weinen.
    Im Rückspiegel bemerkte ich einen Chevrolet Silverado, der mit Abblendlicht im Halteverbot stand. Wie ein hungriges Krokodil glitt der Wagen in den langsam fließenden Verkehr. Angelica bemerkte, dass ich immer wieder unruhig in den Rückspiegel sah, und drehte sich um. Der Chevy versuchte aufzuholen. Er lag vielleicht sieben oder acht Autos hinter uns. »An der Ampel rechts! Rechts!«, rief sie plötzlich energisch.
    Im Spiegel sah ich, dass der Chevrolet sehr weit links fuhr. Ich bog abrupt nach rechts ab. Die Ampel war rot. Sehr rot. Autos hupten, und Fäuste wurden geballt.
    Man kann über Bolla viel Gutes sagen. Sie ist ein Auto mit Charakter. Und Charme. Sie strotzt vor Selbstbewusstsein und Selbsterhaltungstrieb. Ihr Motor hat eine eigene Seele. Aber sie ist letzten Endes doch nur ein Citroën 2 CV . Eine Ente. Rosa mit schwarzen Punkten. Eigentlich fand ich die unkonventionelle Farbe und die Punkte frech und selbstironisch. Doch jetzt waren sie gleichbedeutend mit Schwierigkeiten. Es ist nicht leicht, sich mit Bolla unsichtbar zu machen.
    Ich fuhr mit Vollgas in die kleine Seitenstraße. Dann links in eine noch schmalere Straße. Die Scheinwerfer des Chevrolet strahlten mich noch immer im Rückspiegel an. Ich fuhr auf die Straße, die am Arno entlangführt. Die Abendsonne stand tief. Ich fuhr so schnell ich konnte. Was nicht schnell war. Bolla hatte nicht mehr als 29 müde Pferdestärken und fuhr ihr ganz eigenes Tempo.
    Die ganze Zeit über sah ich Regina vor mir. Die arme Regina.
    Angelica rief die Polizei an. Sie wollte sich vergewissern, dass der Mord gemeldet worden war, und ihnen sagen, dass die Mörder in diesem Augenblick Jagd auf uns machten. Aber der Polizist am Telefon schien ziemlich begriffsstutzig zu sein. »Nein«, sagte sie mehrmals. »Wir können nicht auf die Wache kommen. Wir werden verfolgt!« Pause. »Ein Chevrolet Silverado!« Pause. »Weil er uns verfolgt!« Pause. »Nein, wir wissen nicht, wer sie getötet hat, aber die Vermutung liegt nahe, dass es die gleichen Menschen waren, die Lorenzo und Silvio entführt haben.« Pause. »Sind Sie verrückt? Natürlich waren wir nicht da, als sie getötet wurde!« Pause. »Ich glaube, dieses Gespräch führt zu nichts. Adieu!« Sie beendete das Gespräch und schrie: »Nach

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