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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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vom Knurren zum Beißen übergehen konnten.
    »Meinst du wirklich, du kannst mich umbringen und damit durchkommen wie bei ihr? Ich glaube nicht, alter Mann.«
    Der Vater schoss mit einem Ruck nach vorn und gab seinem Sohn eine Ohrfeige, dass es durchs ganze Zimmer hallte.
    Michael O’Connell grinste böse. Seine Rechte schnellte heraus und packte seinen Vater an der Gurgel. Dem alten Mann die Luft abzudrücken, verschaffte ihm augenblicklich Befriedigung. Als er unter seinem Griff spürte, wie sich Muskeln zusammenzogen und Sehnen eindrückten, fühlte er eine fast übermächtige Leidenschaft. In Panik griff der Ältere nach dem Handgelenk des Sohnes und grub ihm die Nägel ins Fleisch, um sich zu befreien, während er kaum noch röcheln konnte. Als das Gesicht seines Vaters sich bedenklich rot färbte, stieß ihn Michael O’Connell plötzlich zurück. Der alte Mann taumelte gegen die Kühlbox und verschüttete alles, was darauf stand. Im Fallen griff er nach der Lehne seines Sessels und riss ihn um. Er lag auf dem Rücken am Boden und blickte erstaunte nach oben. Sein Sohn lachte und spuckte auf den alten Mann.
    »Bleib, wo du bist, Alter, bis du Schimmel ansetzt. Aber merk dir eins: Falls du je einen Anruf von Ashley bekommst, oder von einem ihrer Leute, und du ihnen versprichst, ihnen irgendwie zu helfen, dann komm ich zurück und bring dich um. Vorher werde ich dich so quälen, dass du mich anflehst aufzuhören. Hast du das verstanden? Am liebsten würde ich alles, was meine Vergangenheit betrifft, begraben – würde mich bedeutend besser fühlen. Und den Anfang mach ich mit dir.«
    Der Vater blieb wie gelähmt am Boden liegen. Der Sohn sah die angsterfüllten Augen des Alten und dachte zum ersten Malan diesem Abend, dass sich die Fahrt Richtung Norden am Ende doch noch gelohnt haben könnte.
    »Du solltest dir wünschen, mich nie wiederzusehen, du jämmerlicher alter Mann, denn das nächste Mal endest du in einer Kiste in der Erde, wo du hingehörst, wo du schon seit Jahren hingehörst.«
    Michael O’Connell drehte sich um und ging, ohne einen einzigen Blick zurückzuwerfen, zur Nebentür hinaus.
    Die kühle Nachtluft schlug ihm so unangenehm wie eine weitere schlechte Erinnerung entgegen, doch er konnte an nichts anderes denken als an das Spielchen, das Ashley mit ihm getrieben hatte, und an die Frage, wie sie annehmen konnte, dass sein Vater ihr von Hilfe wäre. Einer hatte gelogen, fragte sich nur, wer.
    Er stieg ein, startete den Wagen und gab Gas.
    Er kam zu dem Schluss, dass die Antwort auf diese Frage nicht warten konnte.
     
    Hope hatte den Streit und das anschließende Gepolter eines kurzen Kampfes mit angehört. Sie packte die Automatik und hielt den Atem an, als sie nur wenige Meter von ihrem Versteck entfernt Michael O’Connell aus der Tür stürzen sah. Sie wartete, bis er rückwärts aus der Einfahrt gebraust war und mit Vollgas in die Nacht hinausfuhr.
    Jetzt, wusste sie, kam der entscheidende Moment.
    Sally hatte ihr eingeschärft:
Zögere keinen Augenblick. Sobald er weg ist, musst du rein
.
    Sie stand auf.
    Hope hatte Sallys Stimme noch im Ohr.
    Zögere nicht. Warte nicht. Geh sofort rein. Sag kein Wort, Drück einfach ab. Schau dich nicht um. Verlasse das Haus
.
    Hope holte einmal tief Luft und trat hinter dem Carport hervor.Rasch durchquerte sie den Lichtkegel rund um den Nebeneingang. Sie senkte den Blick, sah, wie ihre Linke den Türknauf packte, und stürzte ins Haus.
    Hope stand in der Küche, doch durch die Tür gegenüber konnte sie ins Wohnzimmer sehen, so wie Scott es beschrieben hatte. Wie gelähmt stand sie da und beobachtete, wie Michael O’Connells Vater sich vom Boden aufraffte.
    Er drehte sich zu ihr um. Er wirkte nicht erstaunt.
    »Sie kommen von Mr. Jones?«, fragte er, während er sich aufrichtete und die Kleider abklopfte. »Sie haben den Mistkerl knapp verpasst. Das war eben sein Wagen.«
    Hope hob die Waffe und nahm eine schussbereite Stellung ein.
    O’Connell senior sah sie verständnislos an.
    »Hey«, sagte er, »Sie sind hinter dem gottverdammten Jungen her, nicht hinter mir.«
    Plötzlich wirkte alles auf der Welt überdeutlich. Jede Farbe war greller, jedes Geräusch war lauter, jeder Geruch durchdringender.
    Hope hatte das Gefühl, als hallte ihr Atem in ihren Ohren nach – ein nervtötendes Rauschen. Sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, was sie jetzt tun würde.
    Sie zielte direkt auf die Brust des alten Mannes und drückte ab.
    Und nichts

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