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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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den Mörder finden, bevor sie zu den Waffen greifen«, versprach der Kommissar des Dunklen Hofs. »Der Kleine Kreis wird sich in Kürze schließen. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass es schon heute zum Finale kommt. Ich rufe zurück.«
     
     
    Moskau, Sperlingsberge
Samstag, 16. September, 12:13 Uhr
     
     
    »Warum tust du das?«, flüsterte der Teenager, der in der Mitte des Plateaus stand. »Warum?«
    Er hatte Todesangst, Blut rann ihm übers Gesicht, und die Luft roch nach verbranntem Fleisch – Bogdan hatte seinem Opfer gerade das Brandeisen auf die Stirn gepresst. Doch in den Augen des Jungen loderte ein solch unbändiger Hass, dass selbst dem abgebrühten Kriegskommandeur ganz anders zumute wurde.
    »Man wird dich finden und in Stück reißen, du Schwein«, setzte der Junge genauso leise fort. Seine Lippen zitterten, doch sein Blick blieb bohrend und entschlossen. »Du hast keine Chance zu entkommen.«
    »Du meinst, deine Freunde werden mich finden? Ui, da habe ich aber Angst«, spottete Bogdan verkniffen.
    »Ich weiß nicht, wer dich finden wird. Aber ich weiß, dass du bitter bereuen wirst, was du tust. Und du wirst nichts von dem erreichen, wonach du strebst! Dein Begehren ist frevelhaft, und du wirst mit deinem Blut dafür bezahlen!«
    Der Junge sprach mit fester Stimme, und seine Ausdrucksweise klang befremdlich – wie eine Prophezeiung! Trotzig zückte Bogdan den Dolch.
    »Das Blut dieses Opfers ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und sein Tod nur das Glied einer Kette, doch diese Kette ist untrennbarer Bestandteil des Traumarkans ! Und so möge der Dolch sein Werk verrichten und das Blut des Opfers zum Fließen bringen!«
    Nicht wie ein selbstbewusster Magier, sondern nervös und fahrig sprach le Sta die Formel, bevor sich die schwarze Klinge in die Brust des Halbwüchsigen bohrte.
    »Du wirst scheitern! Deine Träume werden wie Seifenblasen zerplatzen!« Blut quoll aus der Wunde, und der schwarze Brillant leuchtete, doch die Stimme des Humos wollte einfach nicht verstummen. »Tod und Verrat säumen deinen Weg, Kriegskommandeur!!«
    »Halt endlich den Mund!!«
    Rund um den Runenkreis schossen die Flammen eines Feuerrings empor. Mit zitternden Händen hielt Bogdan die goldene Schale unter die Wunde.
    »Du wirst bezahlen für mein Blut«, presste der Junge mit letzter Kraft hervor. »Sei verflucht, Bogdan le Sta!!!«
    »Der Dolch und sein Eigner seien durch das Blut des Opfers verbunden«, stotterte Bogdan und trank gierig das Blut aus der Schale. Dann griff er nach dem linken Arm des Jungen und hackte ihm mit einem Schlag die Hand ab. »Das neunte Opfer ist dargebracht! Als Wirker des Traumarkans verfüge ich, den Kleinen Kreis zu schließen!«
    Der Halbwüchsige sank zu Boden, und der Kriegskommandeur schleuderte den leblosen Körper ins Portal.
    Bogdan nahm den schweren Helm ab, wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah sich erschöpft um. Jetzt am Tag ging es auf den Sperlingsbergen zu wie auf dem Rummelplatz. Ein Heer von Händlern bot ausländischen Touristen die vermeintlichen Devotionalien russischen Lebens feil: sowjetische Armeemützen, mit allerlei Prominenz bemalte Matrjoschkas und gefälschte Orenburger Tücher. Mit fremdsprachigem Kauderwelsch drehten sie den ahnungslosen Fremden all den billigen Plunder an und winkten zwischendurch vergnügt den Hochzeitsgesellschaften zu, die in hupenden Kolonnen zur Aussichtsplattform rollten.
    Kein Einziger von all diesen Humos hatte etwas davon mitbekommen, dass direkt über ihnen, auf dem Thron der Kraft, soeben ein Mord geschehen war. Keiner der arglosen Flaneure auf den Sperlingsbergen konnte das Trugbild spüren, geschweige denn es durchschauen, so erbärmlich waren die magischen Fähigkeiten der Humos.
    Bogdan reckte die Nase in die Luft und begann höhnisch zu lachen: »Eure halbwüchsige Missgeburt jagt mir keine Angst ein, ihr jämmerlichen Würmer! Er hatte keine Ahnung! Keine Ahnung von nichts!«
    Völlig abwegig, dass dieser Junge in die Zukunft schauen konnte! Sicher waren seine ohnmächtige Wut, sein Hass und seine Todesangst der Grund für sein seltsames Benehmen. Wie auch immer – jetzt musste der Kriegskommandeur nur noch das letzte Opfer töten, und daran würde ihn nun niemand mehr hindern können. Niemand!
    Doch woher wusste der Junge seinen Nachnamen? Die Zweifel nagten immer noch an Bogdan. Schließlich pflegte er sich bei seinen Opfern nicht mit vollem Namen vorzustellen. Wie hatte dieser Grünschnabel ihn

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