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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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bevor er antwortete: »Der besagte Ritter ist dabei, einen verbotenen Zauber zu wirken – das Traumarkan . Haben Sie davon gehört?«
    »Nein.«
    »Dieser Zauber steht auf dem Index der Konvention von Kitai-Gorod und wurde deshalb aus den Büchern über Magie eliminiert. Er gründet sich auf Menschenopfer und erfordert extrem viel Energie.«
    »Der Ritter ist demnach ein starker Zauberer.«
    »Absolut.«
    »Verraten Sie uns seinen Namen?«
    »Bogdan le Sta. Ein Kriegskommandeur.«
    »Was für ein Zufall«, wollte Artjom schon herausplatzen, doch Cortes verpasste ihm gerade noch rechtzeitig einen abermaligen Fußtritt.
    »Wir haben nur sehr wenig Zeit«, setzte Santiago fort. »Das Traumarkan erfordert die Tötung von einundzwanzig plus einem Opfer. Zwölf Opfer für den Großen Kreis und neun für den Kleinen Kreis. Der Große Kreis hat sich nach zwölf Morden in der ganzen Welt bereits geschlossen. Die Morde für den Kleinen Kreis werden in unmittelbarer Nähe des Throns der Kraft verübt, der sich irgendwo hier in Moskau befindet. Nach jetzigem Stand wurden bereits sieben Opfer getötet. Es ist also nur noch eine Frage von Stunden oder Tagen, wann Bogdan auch den Kleinen Kreis schließt. Und dann muss er nur noch das letzte und entscheidende Opfer töten, durch das der Zauber in Kraft gesetzt wird.«
    »Und was passiert dann?«
    »Dann kann sich Bogdan einen beliebigen Wunsch erfüllen.«
    »Einen völlig beliebigen Wunsch?«
    »Sie haben richtig gehört.«
    »Dafür kann man schon auf die Idee kommen, zweiundzwanzig Menschen zu töten.«
    »Und dieses letzte Opfer wählt er zufällig aus?«, warf Artjom ein. »Oder muss es jemand Bestimmter sein?«
    »Das Traumarkan ist ein hochkomplexer Zauber«, erläuterte Santiago nicht ohne Stolz. »Da wird nichts dem Zufall überlassen. Das letzte Opfer ist die Krönung des Arkans und wird nach diversen Kriterien ausgewählt: Ort und Zeitpunkt der Geburt, genetischer Code, Charaktereigenschaften. Erst nachdem feststand, wer das letzte Opfer sein würde, konnte Bogdan die Position des Throns der Kraft ermitteln und errechnen, wann und wo die vorangehenden Morde geschehen müssen.« Der Kommissar beugte sich vor und stützte die Hände auf den Tisch. »Sobald die beiden Kreise sich geschlossen haben, kann der Magier nicht mehr zurück. Andernfalls zerreißt ihn die Energie, die er für das Arkan mobilisiert hat. Bogdan muss das letzte Opfer unbedingt töten. Unbedingt! Und wir müssen ihm zuvorkommen und dieses Opfer finden, bevor er sich seinen Wunsch erfüllen kann.«
    »Und warum?«, fragte Jana.
    Die tief in den Höhlen sitzenden, schwarzen Augen des Kommissars fixierten die junge Frau streng: »Weil ich es so will.«
    »Wir wissen, wer das letzte Opfer ist«, verkündete Cortes wie beiläufig.
    »Wie bitte?« Santiago war baff.
    »Wir kennen die junge Frau, der Bogdan le Sta die Rolle des letzten Opfers zugedacht hat. Sie trägt eine Halskette aus einundzwanzig Perlen.«
    »Und er hat sie gebeten, diese Kette nicht abzunehmen? «
    »So ist es. Als ich die Halskette zum letzten Mal sah, haben neunzehn Perlen von innen geleuchtet.«
    »Ausgezeichnet, Cortes, ausgezeichnet!«, lobte Santiago. »Je länger ich mit Ihnen zusammenarbeite, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, dass unsere erste Begegnung vor einigen Jahren kein Zufall war.«
    »Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
    »Und diese junge Frau? Wo ist sie?«
    »Sie sitzt bei Artjom in der Wohnung.«
    »Machen Sie Witze?« Der Kommissar kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. »Berichten Sie mir in allen Einzelheiten, wie es dazu kam.«
    »Ja – diese Geschichte würde ich auch gern hören«, ergänzte Jana.
    Artjom und Cortes tauschten verlegene Blicke.
    »Tja, also … Alles begann gestern Abend im Lustgarten, als …«
    Cortes’ Erzählung geriet nüchtern und geschäftsmäßig. Seiner Meinung nach unmaßgebliche Details wie das vorausgehende Trinkgelage in der Rennsemmel und seine Seifenblasenkunststückchen ließ er geflissentlich weg. Auch über die langwierigen Verhandlungen mit Christophan, in deren Verlauf er dem unbedarften Panopten ein ganzes Sortiment antiker Schmuckstücke abgeschwatzt hatte, breitete er den Mantel des Schweigens.
    Als er geendet hatte, rieb sich Santiago die Nasenwurzel: »Die Rolle der Morjanen ist mir nicht ganz klar. Aus welchem Grund verfolgen sie Olga?«
    »Das weiß ich auch nicht«, gab Cortes zu und breitete die Arme aus.
    »Vielleicht spüren die Wandelwesen, dass

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