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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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murmelte die Formel des Suchzaubers, hielt ein Feuerzeug an das Bronzeschälchen und betätigte das Zündrad. Das Haar verbrannte in einer bläulichen Flamme und hinterließ ein dünnes, schwarzes Rauchwölkchen.
    »Angekommen?«
    »Angekommen«, bestätigte Cannabis und hämmerte auf seine Tastatur ein.
    Mit einem gewöhnlichen Suchzauber konnte man den Aufenthaltsort einer Person anhand ihres genetischen Codes ermitteln. Dazu verwendete man eine beliebige Gewebeprobe – ein Haar, Speichel, Blut oder ein Stückchen Haut –, verbrannte sie oder warf sie ins Wasser und sah dann in der Rauchwolke respektive auf der Wasseroberfläche das gesuchte Objekt. Die Vegasianer hatten diese Methode perfektioniert. Indem sie das Suchergebnis auf den Bildschirm übertrugen und dort einen Stadtplan einblendeten, konnten sie das gesuchte Objekt nicht nur finden, sondern auch jeden seiner Ortswechsel mitverfolgen.
    »Und, wo ist das Mädel?«, fragte Domingo gespannt.
    »Überall und nirgends«, antwortete der Schatyr und blies missmutig die Backen auf.
    »Wie das?«
    »Jemand hat ihr einen Bienenschwarm angehängt.«
    Dabei handelte es sich um einen äußerst effektiven Schutzzauber gegen die DNA-Fernfahndung. Ein erfahrener Magier konnte den genetischen Code einer Person zeitweilig auf eine Vielzahl ihrer Volksgenossen übertragen. Diese reagierten dann alle gleichzeitig auf die Fernfahndung.
    Domingo blickte auf den Monitor: Auf dem Stadtplan von Moskau blinkten etwa hundert grüne Punkte.
    »Mist, was machen wir jetzt?«, fragte Cannabis.
    Der Naw zuckte mit den Achseln und griff zum Telefon.
    »Kommissar? Guten Tag, hier ist Domingo. Wir haben hier ein kleines Problem.«
    »Ich höre.«
    »Jemand hat dem Mädel einen Bienenschwarm angehängt und …«
    »Verstehe«, unterbrach der Kommissar seinen Analytiker. »Im Augenblick befindet sich die Gesuchte in einer Wohnung unter der Adresse …« Santiago diktierte Artjoms Anschrift. »Außerdem trägt sie eine magische Perlenkette – die müsstet ihr eigentlich orten können.«
    Domingo wiederholte Santiagos Instruktionen laut, und Tamir gab sie in sein Programm ein.
    »Ich habe sie!«
    Nun blinkte nur noch ein grüner Punkt auf dem Bildschirm.
    »Kommissar, wir haben das gesuchte Objekt jetzt auf dem Schirm«, verkündete Domingo. »Es befindet sich unter der von Ihnen angegebenen Adresse.«
    »Gut. Lasst es nicht aus den Augen«, verfügte Santiago und legte auf.
    »Schöner Mist, jetzt hängen wir hier fest«, konstatierte Domingo. »Ich ruf beim Pizza-Service an.«
    »Fresssack!«
     
     
    Büro der Firma JFK
Moskau, Maly Afanasjewski Pereulok
Samstag, 16. September, 13:16 Uhr
     
     
    »Ist er in seinem Büro?« Kara wies mit einer flüchtigen Kopfbewegung auf die Tür von Ediks Büro.
    »Ja«, bestätigte die Sekretärin. »Aber er hat Besuch.«
    »Macht nichts.«
    Kara öffnete, ohne anzuklopfen, die Tür und marschierte in das Büro, als wäre es ihr eigenes.
    Die Sekretärin warf ihr einen bösen Blick hinterher. Was hatte diese Kara schon Besonderes? Sie war der einzige Mensch außer Chamberlain, der Ediks Büro zu jeder Tages- und Nachtzeit einfach betreten durfte, ohne sich anzumelden. Selbst Spike musste hin und wieder im Empfangsraum warten, Kara hingegen nie. Die Sekretärin war sich dessen bewusst, dass sie diese schöne, furchtlose und selbstbewusste Frau in ihrem Innersten beneidete. Sie seufzte und begann wieder zu tippen.
     
    »Und das haben Sie alles gesehen?«
    »Ja, ja, ja! Ich versichere Ihnen, das ist die Wahrheit. Es mag unglaublich und verrückt klingen, aber es ist die reine Wahrheit. Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen und ich weiß mehr, als Sie sich vorstellen können, viel mehr! Wenn ich Ihnen das alles erzähle, werden Sie diese Stadt – ja die ganze Welt – mit völlig anderen Augen sehen!«
    »Man kann diese Welt nicht mit anderen Augen sehen. «
    Serebrjanz wollte sich nach der Frauenstimme in seinem Rücken umwenden, doch Edik verhinderte dies mit einem zackigen Kommando: »Nicht umdrehen!«
    Kara nahm ein goldenes Zigarettenetui aus ihrer Handtasche, warf es lässig auf einen Stuhl, ging zum Fenster und öffnete ein Stück weit die Jalousie. Die Sonnenstrahlen tanzten über ihre wilde Mähne, schienen durch den dünnen Stoff ihres weißen Kleids hindurch und offenbarten die aufregenden Umrisse ihres Körpers.
    »Die Welt ist vom Menschen geprägt und funktioniert seit jeher stets nach denselben Gesetzmäßigkeiten: Du brauchst

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