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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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der nur sie selbst sich leidlich zurechtfanden. Überall lagen bizarre Bronzekonstruktionen, diverse Gefäße, Retorten, dicke Folianten und Fragmente von Pergamentschriften herum. Sie gehörten dem Nawen Domingo, einem erstklassigen Magier, der sich auf die Vorhersage von Ereignissen spezialisiert hatte. Der zweite Vegasianer, der Schatyr Tamir Cannabis, steuerte eine Unmenge von Bildschirmen, Rechnern, Routern und Kabeln zum allgemeinen Chaos bei. Seine Ausrüstung hätte mühelos zur Eröffnung eines mittelgroßen Computerladens ausgereicht.
    »Na, aufgewacht?«, knurrte Cannabis, als er sah, dass sein Partner sich vom Fenster abgewandt hatte. »Irgendwann wirst du noch an der Scheibe festkleben.«
    »Und du an deinem Bildschirm«, parierte Domingo. Er nahm einen kalten Hamburger vom Tisch und biss mechanisch hinein. »Was machst du überhaupt?«
    »Ich rechne die Zuschauerquoten für die T-Grad-Com durch«, antwortete der Schatyr und fügte giftig hinzu: »Du selbst hast übrigens mit Bessjajew ausgemacht, dass wir diese Prognosen übernehmen, als ob wir noch nicht genug Arbeit hätten. Und jetzt schaust du nur aus dem Fenster.«
    Domingo spuckte den Bissen ungekaut wieder aus und sah den kalten, gummiartigen Hamburger ratlos an.
    »Vielleicht sollten wir was essen gehen?«
    »Den ganzen Tag denkst du an nichts anderes als ans Futtern! Wir gehen nirgendwohin, bevor der Job nicht erledigt ist. Was habe ich nur verbrochen, dass mir der Schlafende so einen verfressenen, faulen Sack als Kompagnon zumutet!«
    »Ha, das möchte ich doch mal wissen, wer von uns beiden schlimmer gestraft ist«, entrüstete sich der Naw. »Glaubst du etwa, es ist ein Vergnügen, mit einem Schatyren zusammenzuarbeiten, der den ganzen Tag nur herumnölt?«
    »Soll ich mich etwa darüber freuen, dass ich alles allein machen darf? Wenn ich nicht wäre, könnten wir den Laden hier dichtmachen.«
    »Mir kommen die Tränen«, ätzte Domingo. In einem Schreibtischkasten hatte er eine halbvolle Tüte Chips gefunden und schob sich die knusprigen Kartoffelscheiben gierig in den Mund. »Im Ernst, lass uns was essen fahren, bevor dir zwischen deinen ganzen Computern noch das Hirn durchschmort.«
    »Na, meinetwegen«, kapitulierte Cannabis. Er wusste, dass der Naw zu nichts zu gebrauchen war, wenn er Hunger hatte. »Und wohin?«
    »Fahren wir ins Navruz , einen Plow essen?«, schlug Domingo vor, dem bereits das Wasser im Munde zusammenlief.
    »Zu weit.«
    »Ins Jar ?«
    »Keine Lust.«
    »Dann gehen wir doch einfach eine Pizza essen.«
    Der Disput der beiden wurde durch einen pfeifenden Signalton unterbrochen und mitten im Büro erschien ein schwarzer Wirbel.
    »Wer ist da?«, rief Domingo, der an der letzten Handvoll Chips kaute.
    »Express-Zustellung!«
    Tamir schaute auf seinen Monitor und nickte. Der Naw warf die leere Chipstüte weg und hob mit einer kurzen Zauberformel das Schutzfeld auf. Der Wirbel öffnete sich zu einem Portal, aus dem ein Teenager in weißer Dienstuniform herauspurzelte.
    »Hallo, ich habe ein dringendes Päckchen für euch!«
    »Von wem?«, erkundigte sich Tamir, während er die Empfangsquittung unterschrieb.
    »Von Santiago!«
    »Tja, damit ist das Mittagessen gestorben«, seufzte Domingo und warf dem Jungen eine Münze zu. »Fang!«
    »Danke, Domingo!« Der Junge bleckte zufrieden die Zähne und verschwand im Portal. »Bis bald mal wieder.«
    Der Wirbel löste sich auf.
    »Wie kann man nur so mit dem Geld um sich werfen«, moserte der sparsame Schatyr, während er das Päckchen öffnete.
    »Das kleine Trinkgeld wird mich nicht gleich arm machen. «
    »Ich meine es nur gut, mein Freund. Du merkst gar nicht, wie du mit deinen kleinen Trinkgeldern ein halbes Vermögen durchbringst.«
    »Unsinn, wir Nawen sind äußerst sparsame Leute, nur nicht so geizig wie ihr Schatyren«, verteidigte sich Domingo. »Na, was haben wir Schönes bekommen?«
    Auf dem schwarzen Samtbett einer kleinen Kassette lagen einige helle Haare und eine kurze Notiz von Santiago: »Finden und im Auge behalten.«
    Vorsichtig nahm Domingo eines der Haare aus der Kassette und hielt es sich dicht vor die Augen: »Eine Humo-Frau, blondiert.«
    »Na super«, schimpfte Tamir. »Das hält uns nur von der Arbeit ab.«
    Der Schatyr fuhr einen weiteren Computer hoch.
    »Können wir anfangen?«
    Domingo legte das Haar behutsam in ein Schälchen aus Bronze, das mit einem dicken Kabel an den Computer angeschlossen war.
    »Ich bin soweit.«
    »Ich auch.«
    Der Naw

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