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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Nahrung, ein Dach über dem Kopf, Sicherheit und musst dir all das hart erarbeiten.« Karas Worte hallten wie Verdikte durch den Raum. »Diese Gesetze sind unumstößlich, es ändert sich nur die Art und Weise, wie sie zutage treten. Es kommt immer wieder mal ein Märchenonkel daher und verspricht den Leuten, dass sie alles bekommen können, ohne einen Finger dafür krummzumachen. Doch früher oder später zwingt der Selbsterhaltungstrieb die Menschen dazu, diesem utopischen Schwachsinn zu entsagen und sich wieder auf ihre gewohnte Arbeit zu besinnen, um ihrer Lieben und ihrer selbst willen. Die Welt ist so, wie wir sie uns eingerichtet haben, und wenn etwas auftaucht, was nicht in den gewohnten Rahmen passt, dann biegen wir es uns so zurecht, wie wir es brauchen.«
    Kara ärgerte sich maßlos über Ediks Selbstherrlichkeit. Sie hatte den Professor schon seit längerem im Blickfeld und beabsichtigte, ihn zu ihren eigenen Zwecken zu benutzen. Ihn hier bei Edik anzutreffen, passte ihr absolut nicht in den Kram.
    »Und wenn das nicht gelingt?«, gab Serebrjanz zu bedenken. »Wenn dieses Etwas sich nicht in den gewohnten Rahmen pressen lässt?«
    »Was ist schon der gewohnte Rahmen?«, fragte Kara herablassend. »Früher einmal hat man sogar Glühbirnen für ein Wunder gehalten, inzwischen sind sie eine Selbstverständlichkeit. Vor tausend Jahren hätte man Sie allein wegen der Brille auf Ihrer Nase verbrannt.«
    »Es existieren aber auch Dinge, die sich nicht zurechtbiegen lassen«, widersprach der Professor. »Dinge, die …«
    »Solche Dinge gibt es nicht!«, versetzte Kara. »Es gibt vergessene und neue Dinge – das ja. Und wenn wir mit ihnen konfrontiert werden, müssen wir sie uns ganz genau anschauen. Woher wissen Sie, dass dieses geheimnisvolle Etwas, von dem Sie schwadronieren, nicht nach den uns vertrauten Gesetzen lebt und nur anders aussieht? « Kara unterbrach kurz ihre Rede, um die Frage wirken zu lassen. »Die Gesetzmäßigkeiten, von denen ich sprach, sind universell, sie gelten sowohl für Tiere als auch für vernunftbegabte Wesen.«
    »Aber es handelt sich hier um nicht-menschliche Wesen! Um grausame und gnadenlose Feinde!«
    »Ich muss mich doch sehr über Sie wundern, Professor«, kommentierte Kara spöttisch. »Sie laufen jetzt seit über fünfzig Jahren auf dieser Welt herum und haben noch nie grausame und gnadenlose Menschen getroffen? Da haben Sie aber Glück gehabt.«
    »Oder er hat noch nichts gesehen von der Welt«, warf Edik ein.
    Kara öffnete endlich das goldene Etui und nahm eine dünne Zigarette heraus. Edik verstand sofort, dass sie keine Lust mehr hatte, sich mit Serebrjanz zu unterhalten, drückte mit dem Fuß den Signalknopf für die Wache und wandte sich an den Professor.
    »Nun gut, Lew Moisejewitsch. Vielen Dank, dass Sie bereit waren, hier zu erscheinen und Ihre Geschichte zu erzählen. Man wird Sie hinausbegleiten. Möglicherweise werden wir uns wiedersehen und das Gespräch fortsetzen. Guten Tag.«
    Im selben Moment kamen die Entführer des Professors herein und stülpten ihm ohne Umschweife den schwarzen Sack auf den Kopf.
    »Wohin mit ihm?«, fragte der Anführer.
    »Bringt ihn dorthin zurück, wo ihr ihn hergeholt habt«, verfügte Edik achselzuckend. »Und geht pfleglich mit ihm um, er hält nicht viel aus.«
    »Verstanden.«
    Serebrjanz wurde pfleglich aus dem Büro geschleift.
    »Wozu hast du ihn kommen lassen?« Karas Tonfall klang nicht verärgert, eher kühl und herablassend. »Was wolltest du von diesem Clown?«
    »Ich … ähm …«
    »Ich hatte dich ausdrücklich gebeten, in dieser Sache nichts auf eigene Faust zu unternehmen. Was sollte diese Aktion?«
    »Es blieb mir doch gar nichts anderes übrig angesichts dessen, dass du mir nicht erzählst, was Sache ist«, rechtfertigte sich Edik. »Du redest immer nur um den heißen Brei herum und lässt mich über das Wesentliche im Unklaren. Ich bin es nun mal nicht gewohnt, im Trüben zu fischen.«
    »Du kannst es dir aber nicht leisten, mit offenen Karten zu spielen. Schließlich bist du kein versponnener Professor. In dir würden die Bewohner der Verborgenen Stadt eine ernste Bedrohung sehen und dich zertreten wie einen Wurm, ohne dass deine muskelbepackten Leibwächter das überhaupt mitbekommen würden.«
    »Keiner wird mir ein Haar krümmen«, versicherte Edik, doch seine Stimme verriet, dass er selbst nicht so recht daran glaubte. In seinem Innersten gärte eine diffuse Angst, vor allem, wenn er an den nächtlichen

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