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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Vielleicht hat er meditiert. Jedenfalls hat er die Morjane zu Boden geschleudert, und als sie wieder auf die Beine sprang, ein Basiliskenauge aktiviert. So sind wir davongekommen.«
    »Hat er das Wandelwesen getötet?«
    »Ja. Das hat er mir hinterher erzählt. Ich habe es nicht gesehen, weil ich mich in einem Gebüsch verkrochen hatte.«
    Artjom hob zweifelnd die Brauen, sagte jedoch nichts. Christophan ignorierte die skeptische Geste.
    »Ich hätte Bogdan mein letztes Hemd geschenkt, so dankbar war ich ihm. Und er hat mich eben gefragt, ob er den Armreif haben kann.«
    »Verstehe.« Cortes schenkte dem Panopten Wodka ein und wartete, bis er ausgetrunken hatte. »Hast du ihn seither nochmal gesehen?«
    »Nein.« Christophan stellte sein Glas auf den Tisch zurück und erhob sich. »Ich gehe jetzt, Cortes. Ich nehme an, dass du erfahren hast, was du wissen wolltest.«
    »Ja.«
    »Das war kein Gespräch unter Freunden.«
    »Ich weiß, Christophan.« Der Söldner stand ebenfalls auf. »Ich denke, du wirst mir verzeihen, sobald du erfährst, was für eine Lawine du mit deinem großzügigen Geschenk losgetreten hast.«
    »Mag sein.«
    Christophan entfernte sich grußlos. Cortes sah der riesenhaften Gestalt des Panopten hinterher und setzte sich wieder.
    »Dann hat Bogdan sich doch tatsächlich die Kontrolle über die Morjanen verschafft. Man sollte es nicht für möglich halten.«
    »Was meinst du, wie viel ist der Armreif wert? Eine Million? Zehn Millionen? Wir könnten eine Auktion veranstalten. «
    Cortes schüttelte den Kopf. »Wir können das Fell des Bären nicht verkaufen, bevor wir ihn erlegt haben. Für den Augenblick ist das Wichtigste, dass niemand etwas von der Sache erfährt. Wenn die Herrscherhäuser herausfinden, dass wir den Armreif suchen, bekommen wir Konkurrenz von den mächtigsten Magiern der Verborgenen Stadt. Würde dir das gefallen?«
    »Nicht wirklich«, gab Artjom zu.
    »Mir auch nicht. Also kein Wort davon zu niemandem! «
    »Ich werde schweigen wie der Schlafende.«
    »Dann ist es ja gut.«
    Artjom kratzte sich am Nacken. »Ist dir übrigens die kleine Unstimmigkeit in Christophans Geschichte aufgefallen? «
    »Ich wüsste nicht, welche.«
    »Bogdan hat ihm doch gesagt, dass er die Morjane getötet hat. Das stimmt aber nicht.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich habe gestern eine Morjane getötet und schon heute stehen die Leute Schlange nach den Präparaten aus ihrem Gift. Bruder Lapsus hat mir beiläufig erzählt, dass der letzte Morjanenkopf vor einem Jahr ins Kloster gebracht wurde.«
    »Bogdan ist im Gegensatz zu dir nicht auf das Geld angewiesen.«
    »Das mag sein«, pflichtete Artjom bei. »Doch den toten Körper der Morjane hätte er trotzdem irgendwie beseitigen müssen. Ich würde darauf wetten, dass er sich nicht an den Entsorgungsservice gewandt hat.«
    »Wieso bist du dir da so sicher?«
    »Weil er das Wandelwesen nicht getötet hat.«
    »Vielleicht mag er Tiere.«
    »Warum hat er dann Christophan erzählt, dass er die Morjane getötet hat?«
    »Damit der sich keine Sorgen mehr macht«, versetzte Cortes. »Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    »Nichts, nichts. Ich versuche nur, mir einen Reim auf das Ganze zu machen.«
    »Artjom.« Cortes legte seinem Kompagnon gönnerhaft die Hand auf die Schulter. »Du solltest dir lieber über etwas anderes den Kopf zerbrechen.«
    »Und worüber?«
    »Über Bogdan.« Den verbindlichen Tonfall in Cortes’ Stimme kannte Artjom bereits. Genauso hatte er gerade mit dem Panopten gesprochen. Und auch von Santiago kannte er diese gekünstelt weichgespülte Art, hinter der sich ein eisenharter Wille verbarg. »Wir müssen den Kriegskommandeur töten.«
    »Ich weiß.«
    »Ich möchte, dass du diesen Job übernimmst.«
    Die beiden Männer sahen einander lange in die Augen.
    Cortes’ Beweggründe waren klar. Artjom gab sich redlich Mühe, ihm ein gleichwertiger Kompagnon zu sein, doch bislang hatte er sich erst zweimal in extremen Situationen bewähren müssen. Im einen Fall hatte er einen Kämpfer der Rothauben getötet, im anderen die Schwarze Morjane, und beide Male hatte er in Notwehr gehandelt. Nun stellte Cortes ihn auf die Probe. Er wollte herausfinden, ob Artjom auch in der Lage war, einen Auftragsmord zu begehen. Für Geld.
    Artjom wusste, dass er auch Nein sagen konnte. In diesem Fall würde Cortes Bogdan eben selbst töten. Doch als gleichberechtigten, verlässlichen Partner würde er Artjom dann niemals akzeptieren. Es war Cortes’

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