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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Erfolgsgeheimnis, dass er nur mit Leuten zusammenarbeitete, die bereit waren, mit ihm durchs Feuer zu gehen.
    Artjom hielt sich noch einmal vor Augen, dass dieser Bogdan ein kaltblütiger Mörder war, der einer völlig unbeteiligten jungen Frau nach dem Leben trachtete. Dann atmete er tief durch und traf zum zweiten Mal im Leben eine wegweisende Entscheidung.
    »Ich werde Bogdan töten.«
    »Das wollte ich hören.«
     
     
    Moskau, Bitza-Park
Samstag, 16. September, 14:08 Uhr
     
     
    Das Mobiltelefon klingelte, als Bogdans bordeauxroter Lincoln gerade von der Profsojusnaja-Straße in den Autobahnring einbog und dort in östlicher Richtung weiterfuhr. Der Kriegskommandeur war auf dem Weg in den Bitza-Park und hatte es eilig.
    »Bogdan? Hier ist Mitara.« Die Stimme der Schwarzen Morjane klang ruhig und sachlich. »Meine Mission in Olgas Wohnung ist gescheitert.«
    »Was ist passiert?«
    »Ein Söldner hat Olga bewacht. Ein Humo.«
    »Hast du ihn erkannt?«
    »Artjom.«
    Das hatte er sich schon gedacht.
    »Bist du in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Vielen Dank für deine Hilfe.«
    Schon wieder dieser verdammte Söldner!
    Der Ritter legte auf und wollte das Telefon schon auf den Beifahrersitz werfen, als es abermals klingelte.
    »Bogdan, hier ist Christophan.«
    Der Anruf des Panopten kam einigermaßen überraschend.
    »Was gibt’s, mein Freund?«
    »Es waren Söldner bei mir, Bogdan, und ich denke, du solltest das wissen.«
    »Wer denn konkret?«
    »Zwei Humos, Cortes und Artjom.« Christophan zögerte, bevor er nervös weitersprach. »Es tut mir leid, Bogdan, aber sie haben mich unter Druck gesetzt und …«
    »Nur keine Aufregung, mein Freund, was wollten sie denn von dir?«
    »Bogdan, ich habe ihnen das mit dem Armreif erzählt. «
    Dies war nun allerdings eine unerfreuliche Nachricht. Der Blick des Ritters gefror.
    »Warum? Warum hast du das getan?«
    »Sie wussten es ohnehin, Bogdan, ich schwör’s dir. Ich …«
    Le Sta legte auf und hielt am Seitenstreifen an.
    Nun also auch noch Cortes. Der beste Söldner der Verborgenen Stadt. Aber ein Humo, kein Magier. Er würde sich wohl kaum eigenmächtig in ein Spiel einmischen, von dem er überhaupt nichts verstand. Das bedeutete, dass ihn jemand eingeweiht und angeheuert hatte. Aber wer? Cortes arbeitete meist für den Dunklen Hof und genoss Santiagos Vertrauen. Die Nawen ihrerseits hatten durchaus die Neigung, ihre Nasen in fremde Angelegenheiten zu stecken, und es war nicht auszuschließen, dass sie von dem verbotenen Zauber Wind bekommen hatten …
    Ein verbotener Zauber! Bogdan schielte auf das Autoradio. Heute Vormittag hatte ein Ratsherr des Dunklen Hofs bei einer Pressekonferenz aus heiterem Himmel die Strafbarkeit verbotener Zauber betont. Die Nawen wussten also Bescheid! Das war ihre Chance, ihn, Bogdan, zu töten. Und nun machten sie Stimmung in der Öffentlichkeit, um danach gut dazustehen.
    »Tod und Verrat säumen deinen Weg, Kriegskommandeur!! «, hatte das letzte Opfer ihm zugerufen. Konnte dieser Humo tatsächlich in die Zukunft sehen? Was nun?
    Als ranghoher Kriegsmagier war le Sta es nicht gewohnt, sich in der Rolle des Gejagten wiederzufinden, und wusste nicht, wie er sich in einer solchen Situation verhalten musste.
    Bogdan hatte sich niemals Gedanken darüber gemacht, warum er trotz seines enormen Wissens, seiner Erfahrung und seines überragenden Talents nicht Kriegsmeister des Herrscherhauses Tschud geworden war, sondern an seiner statt Franz de Geer. Aufgrund seines unerschütterlichen Vertrauens in die Urteilskraft des Großmagisters wäre er nie auf die Idee gekommen, diese Entscheidung zu hinterfragen. Ganz abgesehen davon hätte sich ein solches Aufbegehren mit der strengen hierarchischen Disziplin im Orden nicht vereinbaren lassen. Den Grund, warum die Entscheidung gegen ihn ausgefallen war, kannte Bogdan nicht: Der Großmagister hatte beobachtet, dass der Kriegskommandeur le Sta in kritischen Situationen zu übereilten und unbedachten Reaktionen neigte. Vor ein Problem gestellt, packte er viel zu schnell die Brechstange aus, anstatt sich jeden seiner Schritte genau zu überlegen. Aus eben diesem Grund hatte man nicht ihm den Posten des Kriegsmeisters anvertraut, sondern dem umsichtigeren Franz de Geer.
    Was tun? Viel Zeit blieb ihm nicht mehr, denn Santiago war als gnadenloser Jäger bekannt. Andererseits – und bei diesem Gedanken lächelte er hoffnungsfroh – er brauchte auch nicht mehr viel Zeit. Der Kleine Kreis hatte sich bereits

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