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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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geschlossen und in wenigen Stunden würde das Traumarkan sich vollenden. Danach blühte ihm zwar ein Prozess, doch diesbezüglich machte er sich keine allzu großen Sorgen. Er musste also Zeit gewinnen, nur ein paar Stunden. Gewiss, in dieser Situation war er der Gejagte, doch er konnte sich wehren! Es galt, die Aufmerksamkeit des Jägers abzulenken!
    Bogdan griff entschlossen zu seinem Mobiltelefon und tippte eine Nummer ein.
    »Theodor?«
    Der Ritter Theodor le Mans stand im Rang eines Usurpators und war Bogdans Stellvertreter in der Garde des Großmagisters.
    »Ich habe Sie erkannt, Kommandeur.«
    »Folgendes, Theodor: Ich stecke in Schwierigkeiten und benötige dringend Ihre Unterstützung.«
    »Selbstverständlich, Kommandeur.«
    »Santiago verfolgt mich.«
    »Das ist illegal! Das bedeutet Krieg!«
    In der Hierarchie der Kriegsmagier des Ordens standen die Usurpatoren auf einer relativ niedrigen Stufe. Sie zeichneten sich durch eine blindwütige Aggressivität aus, die sie extrem unberechenbar und gefährlich machte. Erst wenn sie lernten, sich unter Kontrolle zu halten, konnte man darüber nachdenken, sie in den nächsthöheren Rang zu erheben. Ihr brutales und destruktives Verhalten prädestinierte sie zu regelrechten Kriegsmaschinen. Damit sie in Friedenszeiten keinen allzu großen Schaden anrichteten, drillte man sie auf unbedingten Gehorsam gegenüber ihren Vorgesetzten.
    »Kommandeur, ich werde unverzüglich den Kriegsmeister informieren!«
    »Das ist nicht nötig, Theodor, ich habe keine Beweise. Santiago agiert verdeckt.«
    Der Usurpator verfiel ins Grübeln: »Und was soll ich tun?«
    Bogdan atmete tief durch und sagte in militärischem Befehlston: »Theodor le Mans, nehmen Sie sich drei Gardisten aus meinem Regiment, stellen Sie fest, wo der Kommissar des Dunklen Hofs sich aufhält, und leiten Sie Schritte zu seiner Neutralisierung ein.«
    »Zu Befehl.«
    Bogdan legte auf und gab Gas. Das Problem mit Santiago hatte er gelöst. Die Worte seines letzten Opfers gingen ihm dennoch nicht aus dem Kopf.
    Konnte der junge Humo die Zukunft besser voraussagen als ein Kriegskommandeur? Historisch betrachtet gab es dafür kaum Argumente, denn Humos galten seit jeher als zaubereitechnische Dilettanten. Doch Bogdan wusste, dass zumindest einige von ihnen über ein gewisses magisches Potenzial verfügten. Man konnte schließlich nicht davon ausgehen, dass ein Volk in seiner Entwicklung einfach stehenblieb. Der Genpool veränderte sich durch Mutationen, zumal in Moskau, wo die Konzentration magischer Energie aufgrund der Quellen der Herrscherhäuser um ein Vielfaches höher war als im Rest der Welt. Zunächst tauchten wohl nur vereinzelt Naturtalente auf, die über autodidaktische Stümperei nicht hinauskamen. Doch es war nur eine Frage der Zeit, wann auch stärkere Zauberer auf den Plan treten würden.
    Zum Beispiel Kara.
    Der Lincoln bog in den Bitza-Park ein, und am verabredeten Weiher bemerkte le Sta sofort den schneeweißen Mercedes 500 CL. Gewöhnlich ließ Kara sich in einer Limousine durch die Stadt chauffieren, doch zu den Treffen mit dem Ritter kam sie stets allein und am Steuer eines luxuriösen Sportcoupés. Bogdan grunzte zufrieden: Diskretion war das höchste Gebot.
    Kara. Obwohl er sie schon mehrfach getroffen hatte, blieb sie ihm nach wie vor ein Rätsel. Sie war eine Humo-Frau und trotzdem eine passable Zauberin – zumindest auf dem Niveau einer Fee des Grünen Hofs. Über die Verborgene Stadt zeigte sie sich glänzend informiert und war ihren Bewohnern gleichwohl gänzlich unbekannt. Noch vor wenigen Monaten hätte Bogdan diesen Umstand als verdächtig empfunden und unverzüglich Nachforschungen im Sinne des Herrscherhauses Tschud angestellt, doch nun verfolgte der Kriegskommandeur völlig andere Ziele.
    Kara stand in einer kleinen Senke direkt am Ufer des Weihers und schaute aufs Wasser. Wie jedes Mal, wenn sie sich begegneten, genoss der Ritter für einige Augenblicke den Anblick dieser attraktiven Frau. Ein kurzes schwarzes Kleid spannte sich hauteng um ihre straffe Figur und ihr dichtes blondes Haar war diesmal zu einer hohen Frisur aufgetürmt.
    Nachdem sie auf das Eintreffen des Ritters nicht reagierte, bemühte sich Bogdan selbst zu ihr hinunter.
    »Du hast dich verspätet, Kommandeur.« Ihre tiefe Stimme klang angenehm, aber gleichzeitig kühl und gebieterisch.
    »Das ließ sich nicht vermeiden.«
    »Davon bin ich überzeugt.« Kara nahm ein Zigarettenetui aus ihrer Handtasche und zündete

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